Sprache ist eine Besonderheit der Menschen – die Voraussetzung von Kommunikation. Durch die zunehmende Mobilität der Menschen breiten sich auch Begriffe aus bestimmten Regionen immer weiter aus. Lokale Wörter dagegen sterben langsam aus, wie Forscher herausgefunden haben.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Bern - Regionale Begriffe wie Klops oder Pantoffel haben sich einer Studie zufolge in den vergangenen Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum ausgebreitet. Wie Forscher der Universitäten Bern, Zürich und Salzburg herausgefunden haben, sind gleichzeitig sehr lokale Bezeichnungen wie Beefsteak, Klößchen oder Kloß für ein Stück angebratenes Hackfleisch nicht mehr so verbreitet.

 

Auch die Bezeichnung „Viertel elf“ für 10.15 Uhr hat im Vergleich zu den 1970er Jahren etwas an Boden verloren, „Viertel nach zehn“ breitet sich demnach leicht von Westen nach Osten aus.

Wenn man sich verstehen will, passt man sich an

Insgesamt ergibt die im Fachmagazin „PLOS One“ veröffentlichte Studie, dass lokale Begriffe weniger Verwendung finden und durch regionale, etwas weiter verbreitete Varianten verdrängt werden.

Besonders deutlich zeigt sich das bei dem Begriff „der Schlucken“, der der Studie zufolge in Teilen Ostdeutschlands zunehmend durch das Wort Schluckauf ersetzt wird – ein Trend, der sich bereits in einer vorherigen Studie abgezeichnet hat.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich für die Wörter Klops und Bulette, die in Ostdeutschland langsam ihre Synonyme Klößchen, Kloß oder Beefsteak verdrängen.

„Ein Grund ist, dass die Leute geografisch gesehen mobiler sind als früher. Wenn man sich verstehen will, passt man sich an“, erklärt Adrian Leemann von der Universität Bern. Der Trend weg von lokalen Dialekten hin zu mehr Hochdeutsch habe zudem eine soziale Komponente, Hochdeutsch sei mit mehr Prestige verbunden. Weil Dialekte etwa in Bayern einen höheren Stellenwert hätten, verändere sich hier die Sprache nicht so schnell wie anderswo.

Die Sprache ist das Haus des Seins

Der Philosoph Martin Heidegger (1899-1976) schreibt über sie: „Die Sprache ist das Haus des Seins. In ihrer Behausung wohnt der Mensch.“ Bevor er darin wohnen kann, muss er dieses Haus allerdings erst bauen.

Ob es eine Ursprache gegeben hat, die Quelle menschlicher Kommunikation war, ist umstritten. Forscher vom Leipziger Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie haben jetzt herausgefunden, dass der Urmensch noch nicht über die genetischen Voraussetzungen zu eigenen Sprache verfügt hat.

Der Schritt vom unverständlichen Grunzen und Raunen zum akustisch-zeichenhaft-symbolischem System der Kommunikation, das im Laufe der Zeit immer komplexer wurde, hat sich irgendwann vor 100 000 bis 200 000 vollzogen, erklären Paläogenetiker. Der Neandertaler hat demnach noch nicht über die Redseligkeit und Eloquenz des modernen Menschen verfügt.

Wichtigster Träger von Sinnhaften und Überlieferten

Die Sprache ist neben der Schrift der wichtigste Träger von Sinnhaften und Überlieferten, der entscheidende Schlüssel zum Welt- und Selbstverständnis, zentrales Medium zwischenmenschlicher Verständigung. Ohne sie verstummt der Mensch buchstäblich, weil er seine Gedanken und Emotionen, sein Agieren und Reagieren nicht mitteilen kann.

,,Die Grenzen meiner Sprachen bedeuten die Grenzen meiner Welt“, sagt der Sprachphilosoph Ludwig Wittgenstein (1889-1951). Sprache ist die Brücke zwischen geistigem Bewusstsein und äußerer Welt. Nur durch sie kann der Mensch sein Inneres nach Außen kehren und die äußere Welt nach innen holen. Das meint der Satz: „Die Sprache ist das Haus des Seins.“

Slang – Sondersprache in Milieus

Eine besondere Bedeutung im volkstümlichen Sprachgebrauch hat der Slang. Slang kommt vom gleichnamigen englischen Wort und meint eine Sondersprache oder einen Jargon (französisch für unverständliches Gemurmel). Der Slang-Wortschatz umfasst nicht standardisierte Wörter und Ausdrücke, die im Dialekt oder in einer Sprachvarietät – der besonderen Ausprägung einer Sprache – von einem bestimmten sozialen Milieu oder einer Subkultur verwendet werden.

Slang ist demnach eine Form der Umgangssprache. Der Begriff wurde erstmals in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für eine nachlässige Alltagssprache in bestimmten Milieus in London verwendet. Kennzeichnend für Slang ist, dass er sich ständig ändert, neue Wörter und Phrasen ergänzt und einige so häufig verwendet werden, das sie zum kulturellen Massengeschmack (Mainstream) werden. Der Export in andere Länder, Kulturkreise und Sprachen sorgt zudem für eine weltweite Verbreitung.

Dem „Oxford Dictionary of English Grammar“ zufolge sind die Wörter auf spezielle Kontexte beschränkt oder bestimmten Berufen und Klassen eigen. Der britische Lexikograf und Slang-Experte Jonathan Green definiert Slang in seinem Buch „The Cassell Dictionary of Slang“ als „eine Gegensprache, die Sprache des Rebellen, des Geächteten, des Verachteten und des Randständigen“.