Seit Jahren bemüht man sich in Hemmingen darum, Kinder schon früh sprachlich zu fördern – sowohl im Kita-Alltag, als auch bei Bedarf in Kleingruppen.

Hemmingen - Dass im Kindergartenalltag die Sprache der Mädchen und Jungen gefördert wird, ist eigentlich selbstverständlich – etwa beim Singen, Vorlesen oder ganz nebenbei beim Spielen. In Hemmingen tut man einiges dafür, dass die Sprachkenntnisse des Nachwuchses auch ganz gezielt gefördert werden – und gezielt verbessert werden, wenn es Probleme gibt. Möglich machen dies Programme, die vom Bund beziehungsweise Land gefördert werden. Im Verwaltungsausschuss haben Fachkräfte für Sprachförderung am Dienstag von ihrer Arbeit berichtet.

 

Bei den sogenannten „Sprach-Kitas“, einem Programm der Bundesregierung, machen drei Hemminger Kitas mit. Hier werden die Kinder im Alltag, quasi nebenbei, geschult. Ein vorgefertigtes Programm gibt es nicht. Die Sprachpädagoginnen – in Hemmingen sind sie weiblich – achten darauf, ob die Kinder sich ihrem Alter gemäß ausdrücken können.

Ist das nicht so, werden die Eltern an einen Logopäden verwiesen. Eine halbe Fachkraft-Stelle bekommen die betreffenden Kitas zusätzlich, ebenso einen Zuschuss von 25 000 Euro im Jahr für Personal und Sachausgaben. Eine Fachberaterin, Anja Werkmeister, steht zudem einem Verbund von 13 Kitas in Hemmingen und dem Umfeld beratend zur Seite. Alle paar Wochen macht sie sich zudem vor Ort ein Bild von der Sprachförderung.

Zusammenspiel beider Ansätze

Bei dem anderen Programm, „Spatz“ genannt – kurz für Sprachförderung in allen Tageseinrichtungen für Kinder mit Zusatzbedarf –, geht es um gezielte Förderung je nach Bedarf. Individuelle Pläne werden erstellt, der Fortschritt der Kinder dokumentiert. Ihr Wortschatz wird etwa durch Lieder, Reime oder Spiele erweitert. Eine Stunde pro Woche, bei Kindern im Vorschulalter bis zu drei Stunden, stehen speziell hierfür zur Verfügung, die Gruppen bestehen aus maximal sieben Kindern. Für die Sprachförder-Kräfte steht außerdem noch Vor- und Nachbereitungszeit zur Verfügung – diese wurde jüngst gekürzt. Während das Verhältnis von tatsächlicher Förderung und Vor- und Nachbereitungszeit zuvor gleich war, steht den Fachkräften nun nur noch jeweils die Hälfte der eigentlichen Förderzeit dafür zur Verfügung. Anette Siebeneich, die im Kinderhaus Eberdinger Straße Sprachförderin ist, hat im Verwaltungsausschuss von Sparbemühungen berichtet – etwa mit einfacheren Bögen, auf denen die Sprachkenntnisse der Kinder dokumentiert werden.

Außerdem gebe es nun keine Eltern-Cafés in der Schule mehr – der Bedarf daran habe aber in den vergangenen Jahren ohnehin nicht mehr im Verhältnis zum Aufwand gestanden. In den Kitas selbst gibt es solche Angebote jedoch weiterhin. Insgesamt mache sich bemerkbar, dass weniger Zeit zur Verfügung stehe, so Siebeneich: „Wir versuchen, dass die Qualität dadurch nicht abnimmt.“

Das Zusammenspiel dieser beiden Ansätze – der „Sprach-Kitas“ auf der einen Seite und dem „Spatz“-Programm auf der anderen Seite – ist nach der Ansicht vieler Beteiligter sehr sinnvoll. „Die Kleingruppenarbeit ist gut und schön, aber nicht ausreichend, weil es einen Alltagsbezug braucht“, sagte die Fachberaterin Anja Werkmeister. „Durch die Sprach-Kitas wird das wunderbar ergänzt.“

Seit vielen Jahre intensive Förderung

Seit dem Jahr 2000 betreibt die Gemeinde eine intensive Sprachförderung in ihren Kitas. Seit 2006 hat die Gemeinde auch ein Leitbild zur Sprachförderung. „Mit dem Hemminger Weg sind wir gut aufgestellt“, sagte der Bürgermeister Thomas Schäfer. Die Frage, ob messbar ist, inwiefern die einzelnen Bemühungen Früchte tragen, stellte sich der CDU-Rat Wilfried Gentner. Der Hauptamtsleiter Ralf Kirschner gab daraufhin zu bedenken, dass die Gemeinde „Sprachförderung in allen möglichen Facetten“ schon seit vielen Jahre betreibe: „Es ist deshalb schwer zu beurteilen, wie es ohne wäre.“

Wilfried Gentner merkte darüber hinaus an, es sei wichtig, die Sprachförderung in Kindergärten und später der Schule zu vernetzen. Gleichwohl sind die Sprachförderer und die Schule offenbar in Kontakt; auch gibt es wohl gemeinsame Gespräche. Ob die Kitas diese Daten indes an die Schule weitergeben dürfen, hängt von der Einwilligung der Eltern ab. Wenn sie dagegen sind, ist kein übergreifender Ansatz möglich – aus Datenschutzgründen.