Die Freiberger Helene-Fernau-Horn-Schule wird in diesem Jahr 90 Jahre alt und feiert das Jubiläum mit einer Spielstadtwoche.

Freiberg - Die Helene-Fernau-Horn-Schule feiert derzeit ein Jubiläum. Sie wird 90 Jahre alt. Seit Jahrzehnten bildet sie ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Sprache für Kinder und Jugendliche der Klassen 1 bis 9 aus ganz Stuttgart und den umliegenden Landkreisen ab Klasse 7, wie Schulleiter Michael Hirn berichtet. Das Beratungszentrum berät Eltern, andere Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen. In Klasse 1 bis 9 werden zirka 220 Kinder und Jugendliche aus Stuttgart und den umliegenden Landkreisen (ab Klasse 7) in den beiden Schulgebäuden in Freiberg (zirka 170 Schüler und Vaihingen (zirka 50 Schüler) unterrichtet.

 

„Viele Schüler besuchen die Schule nur vorübergehend und wechseln nach zwei, vier oder sechs Jahren zurück an die allgemeine Schule“, so Hirn. In Klasse 4 erreichen die Schüler der Helene-Fernau-Horn-Schule das Ziel der Grundschule, in Klasse 9 erwerben die Schüler den Hauptschulabschluss und wechseln an eine weiterführende Schule oder in eine Berufsausbildung. „Die Schule leistet mit ihrer präventiven, unterrichtlich-therapeutischen und kompensatorischen Arbeit einen wesentlichen Beitrag, Kindern und Jugendlichen mit kommunikativen Einschränkungen gesellschaftliche Aktivität und Teilhabe zu ermöglichen.“

Seit 1984 in Freiberg

Seit 1984 nutzt die Schule die heutigen Gebäude in Freiberg und Vaihingen. Leider wurden sie nicht für den spezifischen Bedarf sprachbehinderter Kinder gebaut, bedauert der Rektor. „Es fehlen Therapieräume, akustische Optimierungen, Räume für die Beratungsstelle und die Ganztagesangebote.“ Der größte Wunsch wäre ein großes Schulgebäude in zentraler Lage, das für die besondere Arbeit mit sprachbehinderten Kindern und Jugendlichen ausgestattet ist und genug Platz für alle Klassen, den Schulkindergarten und die Beratungsstelle hat. In dieser Woche wird das 90-jährige Jubiläum im Rahmen der Spielstadt „Diamantenreich“ gefeiert, das auch Schulbürgermeisterin Isabel Fezer besuchte.

Ein Blick in die Geschichte zeigt die Anfänge im Jahr 1909: Da trat in Stuttgart ein erstes Hilfsschulgesetz in Kraft. Die ersten schulischen Sondereinrichtungen für Kinder mit Behinderungen wurden gegründet. Im Mai 1911 besuchten 250 Kinder eine Hilfsschulklasse, so Hirn. Diese Klassen für Schwachbegabte wurden von Kindern mit unterschiedlichsten Behinderungen besucht. Deshalb wurde im April 1914 die erste Klasse für Schwerhörige eingerichtet. Am 1. Oktober 1928 wurde in der Stuttgarter Falkertschule die erste Sprachheilklasse mit 12 Schülern gebildet. Im Zweiten Weltkrieg wurde 1943 die erste Sprachheil- und Schwerhörigenschule von der Hilfsschule getrennt und als erster Rektor David Wengert eingesetzt. Damals besuchten 92 Schüler die Sprachheilklassen. In den 60er-Jahren wurde in Baden-Württemberg das Sonderschulwesen ausgebaut. Auch die Sprachheil- und Schwerhörigenschule bezog als Immenhoferschule 1966 mit 135 sprachbehinderten und 49 schwerhörigen Schülern das erste eigene Schulgebäude. Als der Platz in der Immenhoferschule ausging, wurde sie 1984 in eine Schule für Schwerhörige und eine Schule für Sprachbehinderte getrennt. Die noch namenlose Schule für Sprachbehinderte bezog 1986 mit 160 Schülern das bis heute genutzte Gebäude in Freiberg. Es wurde ein Ganztagesbetrieb. Die sprachbehinderten Kinder waren von 1928 bis 1996 auf verschiedene Schulen verteilt, auch in Bad Cannstatt und Hofen. 1987 erhielt die Schule ihren Namen nach Dr. Helene Fernau-Horn, geboren 1892 in Berlin, gestorben 1975 in Ruhpolding. Sie war Ärztin und Sprachtherapeutin am Katharinenhospital.

35 Schüler gefördert

Seit 2011 ist die Schule in inklusive Bildungsangebote an vielen allgemeinen Schulen in Stuttgart eingebunden. Im Schuljahr 2017/18 werden von Lehrkräften der Schule 35 Schüler mit erheblichen sprachlichen Problemen mit Lehrkräften der allgemeinen Schulen inklusiv unterrichtet und gefördert. 2015 wurde die Schule mit dem neuen Schulgesetz zum Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Sprache.