Die hohe Jugendarbeitslosigkeit auf der iberischen Halbinsel zieht Talente nach Deutschland. Der 1. FC Heiningen profitiert von einem treffsicheren Trio, genauso zwei andere Clubs aus der Fußball-Landesliga, Staffel 2.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Heiningen - Beim Blick auf die Torschützenliste in der Fußball-Landesliga, Staffel 2, kommt einem nach zehn Spieltagen so einiges spanisch vor: Salvador Estevez Hernandez (sieben Treffer), Nelson Correa Santa Cruz, Daniel Perez Castaneda (beide vier) haben gemeinsam über die Hälfte aller Tore des Tabellenzweiten 1. FC Heiningen erzielt. Stürmer Eric Llanes Ona (fünf Tore) ist der treffsicherste Mann beim TSV Bad Boll. Und auch beim TSGV Waldstetten gibt es in Juan Vera Rubio und Jeronimo Herrera Garrida neuerdings zwei Spieler mit spanischer Herkunft.

 

Unternehmer mit Netzwerk nach Spanien

Wie es plötzlich zu diesen spanischen Festspielen in der siebthöchsten Spielklasse Deutschlands kommt? Hier kommt Carl-Friedrich Bischoff ins Spiel. Er betreibt ein Unternehmen für die Personalvermittlung von spanischen Fachkräften. Er hat in Madrid und in Coroba BWL studiert, spricht perfekt spanisch, hat eine spanische Frau und ein gut funktionierendes Netzwerk auf die iberische Halbinsel. Da der fußballaffine Unternehmer in Heiningen (Kreis Göppingen) wohnt, kam gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Christian Hermann der Kontakt zum Absteiger aus der Verbandsliga zustande. Die Spieler – allesamt um die 20 Jahre alt – waren in Spanien hauptsächlich in der vierten Liga am Ball. Da lassen sich keine Reichtümer verdienen, unddie hohe Jugendarbeitslosigkeit in ihrer Heimat machte es sehr schwierig, nebenbei einen Job zu bekommen. „Die Jungs können in Deutschland arbeiten und sehen die Landesliga gleichzeitig als Sprungbrett, es vielleicht doch noch nach oben zu schaffen“, sagt Bischoff, der inzwischen auch als lizenzierter Spielerberater fungiert.

Hervorragende technische Ausbildung

Vor allem beim 1. FC Heiningen ist man heilfroh über die Neuzugänge aus Spanien. „Unser Trainer Tobias Flitsch ist hochzufrieden mit ihnen. Sie profitieren von ihrer hervorragenden technischen Ausbildung. Sie prägen unser Spiel und sorgen auch für eine gewisse Lockerheit“, sagt Edmund Funk, der Geschäftsführer Sport des 1. FCH. Da sich ihre Klasse herumsprechen könnte, stattet Funk (früher Oberligaspieler beim VfR Aalen, 07 Ludwigsburg und dem 1. FC Eislingen) sein spanisches Trio mit Amateurverträgen aus. Damit wäre zumindest eine Ablösesumme für den Verein gewährleistet, falls eines der Talente bereits in der Winterpause auf dem Absprung zu einem höherklassigen Club wäre.

Doch daran denken die Spieler derzeit nicht. „Sie fühlen sich bei uns pudelwohl“, versichert Funk. Ähnliche Aussagen kommen von den anderen Clubs, die über die gleiche Schiene an die spanische Blutauffrischung für ihren Kader kamen: „Es passt sportlich und menschlich richtig gut“, sagt Mirko Doll, der Coach des TSGV Waldstetten. „Eric Llanes Ona ist aus unserer Mannschaft nicht mehr wegzudenken. Wir hoffen, er bleibt uns erhalten“, betont Gero Wittlinger, Abteilungsleiter des TSV Bad Boll.

Deutsch-Unterricht vor jedem Training

Immer besser verläuft auch die Integration außerhalb des Platzes. Das liegt nicht zuletzt am Deutschunterricht, der zumindest in Heiningen vor jedem Training eine Stunde lang und zusätzlich am Wochenende vom Verein angeboten wird. Gute Voraussetzungen für weitere spanische Festspiele in der Landesliga, Staffel 2.