Wegen des Russland-Ukraine-Kriegs hat Pfarrer Michael Heil in der Stuttgarter Kirche St. Georg am Sonntag statt seines Faschings- einen Friedensgottesdienst gehalten.

Stuttgart - „Schwestre, Briadre, Christeleit, des geit a andre Predigt heit.“ So wollte Pfarrer Michael Heil seine traditionelle Reimpredigt zur Fasnet in der Kirche St. Georg beginnen. Doch an diesem Sonntag trat weder Stuttgarts stellvertretender Stadtdekan in Narrenstola an den Ambo, noch war der Innenraum bunt mit Wimpeln und Blumen geschmückt, noch kamen die Kirchgängerinnen und -gänger verkleidet. Auch der Wettbewerb der am schönsten gestalteten FFP2-Maske fiel aus – und statt närrischer Musik spielten die Musiker Peter Gehrmann, Anton Kerckhoff, Bertram Layer und Matthias Nassauer „Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns“, zur Eucharistie die irische Weise „Danny Boy“. Darin wird ein geliebter Mensch verabschiedet mit der Hoffnung, er möge wiederkommen.

 

Aus verständlichem Grund: dem Krieg in der Ukraine. Es verbiete sich, fröhlich in den Bänken zu schunkeln, wenn anderswo Menschen Sicherheit suchten, in Metrostationen nur mit dem Nötigsten ausharrten. „Hier scheint die Sonne, dort sind sie im Dunkeln, wir sind solidarisch“, so Heil. Daher widme er den Gottesdienst in St. Georg dem Frieden sowie dem, was gegen Verängstigung helfe und stärke, „der Kraft des Gebets“. Auch wenn es immer irgendwo Krieg auf der Welt gebe, sei es gerade jetzt umso wichtiger, weil man im Alltag oft das Leid der Anderen nicht mehr sehe. „Krieg hat nur Verlierer“, so Heil. Um dann von den „drei Sieben“ des Philosophen Sokrates zu berichten, durch die Geschichten gesiebt werden sollten. „Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist? Ist das, was du mir erzählen willst, gut? Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“, soll Sokrates einen Freund gefragt haben, der ihm dringend etwas erzählen wollte. „Wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“

Nicht immer bei anderen die Fehler suchen

Das sei freilich beim Friedensgottesdienst und Gebeten anders, nahm Heil das Bild der Siebe auf. „Es ist wahr, gut und notwendig, was wir hier tun.“ Zur aktuellen Lage passe auch die Predigt im Lukas-Evangelium, die im Messlektionar des Kirchenjahrs diesem „achten Sonntag im Jahreskreis C“ zugeordnet sei. „Da meint Jesus: Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge ziehen, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Wenn man die Fehler immer beim anderen sucht, ist man schon auf dem Weg der Auseinandersetzung.“