Lebenslang lernen – auch nach Schule und Studium? Bisher wird das zwar viel gefordert, aber wenig gefördert. Die FDP schlägt nun ein Bafög für Menschen mit geringem Einkommen vor, die sich weiterbilden wollen.

Stuttgart - Auf Bafög haben bisher nur Studierende und Schüler Anspruch. Und auch das nur bis zum 35. Lebensjahr. Die FDP möchte das ändern – mit einem „Midlife-Bafög“. Bisher war das nur eine vage Idee. Jetzt äußerten sich Jens Brandenburg, Sprecher für lebenslanges Lernen der FDP-Fraktion im Bundestag, und Johannes Vogel, im FDP-Bundesvorstand zuständig für Arbeitsmarkt und Rente, konkreter.

 

Jeder, der weniger als das Medianeinkommen verdient, soll 500 bis 1000 Euro im Jahr für Bildungszwecke, zum Beispiel für Abendschulkurse, bekommen. Das wären momentan Menschen, die weniger als 1600 Euro netto im Monat verdienen. Ziel ist es, allen Menschen eine Finanzierung von Weiterbildungskosten zu ermöglichen.

Das Midlife-Bafög ist Teil eines größeren Konzepts von Brandenburg und Vogel, das zudem ein „Freiraumkonto“ und eine „digitale Bildungsarena“ vorsieht. „Wir wollen ein arbeitgeberunabhängiges Freiraumkonto, auf das man Gehalt, Überstunden oder Urlaubstage einzahlen kann“, sagt Brandenburg. Auch das „Midlife-Bafög“ würde dann auf das Freiraumkonto eingezahlt werden.

Ein Lebensarbeitszeitkonto für alle?

Bisher gibt es Langzeit- oder Lebensarbeitszeitkonten nicht flächendeckend. 2016 stellten es nur zwei Prozent der Betriebe in Deutschland ihren Arbeitnehmern zur Verfügung. Auf diese Konten kann man Gehalt langfristig einzahlen, um es dann zum Beispiel für den vorzeitigen Ruhestand, für eine Auszeit zur Kindererziehung oder teilweise auch für ein Sabbatjahr zu nutzen. Das kann sich aufgrund der Steuerprogression lohnen, da Steuern und Sozialabgaben erst bei der Auszahlung fällig werden.

Die FDP möchte das allen Arbeitnehmern, aber auch Rentnern und Selbstständigen zur Verfügung stellen. „Das Freiraumkonto kann frei für Bildungszwecke verwendet werden, aber auch für den Lebensunterhalt, wenn man beispielsweise eine dreimonatige Auszeit finanzieren möchte“, sagt Brandenburg. Eine Auszeit würde man allerdings nur mit selbst eingezahltem Geld finanzieren können. Das „Midlife-Bafög“ hingegen soll fest an Bildungszwecke gekoppelt sein.

Buchen von Weiterbildungskursen im Online-Shop

Nachvollziehen, ob das Geld tatsächlich für die Weiterbildung ausgegeben wurde, könne man mithilfe der geplanten „digitalen Bildungsarena“. „In der soll man dann verifizierte Bildungsveranstaltungen oder E-Learning Module wie bei einem Online-Shop auswählen können“, sagt Brandenburg. Das „Midlife-Bafög“ wäre dann quasi ein automatisches Guthaben in diesem „Online-Shop“, in der private und staatliche Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten werden sollen. Die Angebote sollen von Hochschulen, Vereinen, Bildungswerken oder auch privaten Anbietern zur Verfügung gestellt werden und grundsätzlich für alle volljährigen Bürger zugänglich sein.

Mit dem bisherigen Vorschlag wäre die Bildungsarena nicht für Menschen ohne digitalen Zugang offen, aber auch das soll noch ausgearbeitet werden. „Wir finden eine Lösung“, sagt Brandenburg.