77 Jahre war es vermisst. Nun kommt ein Gemälde auf wundersame Weise zurück in die Staatsgalerie Stuttgart. Es war im Krieg gestohlen worden.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Man liest regelmäßig Meldungen über Museen, die Bilder abgeben müssen, weil sie sie zu Unrecht besaßen und vielleicht auch regulär erwarben, ohne aber zu wissen, dass das Werk einst von den Nationalsozialisten gestohlen oder enteignet worden war. In der Staatsgalerie Stuttgart verhält es sich nun ausnahmsweise andersherum. Das Museum erhält ein Gemälde zurück, das seit dem Zweiten Weltkrieg vermisst wurde. Künftig gehört das Bild „Fische und Muscheln am Strand“ von Jan van Kessel d. Ä. (1626–1679) wieder zur Sammlung.

 

Das Stillleben des flämischen Malers war 1902 aus Schloss Ludwigsburg an die Staatsgalerie Stuttgart gekommen. Um die Bestände während der Krieges zu schützen, wurden die Werke ausgelagert. Dabei fand Jan van Kessels Bild mit anderen Gemälden Unterschlupf in einem Pfarrhaus. Als die Mitarbeiter der Staatsgalerie ihre Sammlung dort 1945 allerdings begutachten wollten, war das Lager weitgehend leer geräumt. Seit 77 Jahren wusste man nichts vom Verbleib des Stilllebens.

Besitzerin hat recherchiert

Zuletzt befand sich das Gemälde in französischem Privatbesitz. Die Eigentümerin bekam offenbar Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihres Besitzes und machte sich mit einem Kunstexperten und einem Anwalt auf die Suche nach den ursprünglichen Eigentümern und stieß dabei auf die Staatsgalerie. Der hat sie das Stillleben nun zurückgegeben. Das Bild wird zunächst in der Restaurierungswerkstatt auf seinen Zustand überprüft; im November soll „Fische und Muscheln am Strand“ in einer eigenen Begrüßungspräsentation mit dem Titel „Bienvenue! Späte Heimkehr eines Kriegsverlusts“ dann ausgestellt werden.