Die Autobauer erwarten, dass die staatliche Förderprämie den Absatz von Elektroautos ankurbelt, obwohl der erste Monat eher schwach gelaufen ist. Autoexperten bezweifeln, dass den Stromern damit der Durchbruch auf dem deutschen Markt gelingt.

Stuttgart - Vor sieben Jahren wurde das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) nach der Einführung der Abwrackprämie von einer Antragswelle schier überrollt. Wer sein altes Auto verschrottete, kassierte damals 2500 Euro vom Staat. Nach dem Start wurden binnen weniger Tage 150 000 Anträge gezählt. Seit Anfang Juli ist die Behörde für die Bearbeitung des Umweltbonus zuständig, mit dem der Absatz von Elektroautos angekurbelt werden soll. Die neue Prämie für E-Autos wird wie die Abwrackprämie im Windhundverfahren vergeben. Wer zu spät kommt, geht leer aus. Anders als damals werden nur elektronische Anträge angenommen. Es gebe keine Probleme damit, berichtet ein Sprecher der Behörde. Zehn zusätzliche Mitarbeiter wurden eingestellt.

 

Der Ansturm hält sich allerdings bisher sehr in Grenzen. Im ersten Monat gingen nur 1791 Anträge ein, wie die Eschborner Behörde in einer ersten Zwischenbilanz berichtet. Der Löwenanteil entfiel dabei mit 1194 Anträgen auf reine batterieelektrische Fahrzeuge, für die 4000 Euro kassiert werden können. Der Staat und die Hersteller teilen sich diese Prämie je zur Hälfte. Nur 597 Anträge gingen für Wagen mit Plug-in-Hybridantrieb ein – also eine Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor, deren Batterie an der Steckdose aufgeladen werden kann. Für diese gibt es 3000 Euro Kaufprämie.

Trotz der insgesamt sehr überschaubaren Zahlen zeigt man sich bei den Autoherstellern alles in allem doch zufrieden und auch zuversichtlich. „Es gibt keinen Grund, an der Wirksamkeit der Prämie zu zweifeln“, sagt ein BMW-Sprecher. Der Anlauf brauche etwas Zeit, fügt der Sprecher hinzu und weist darauf hin, dass ja auch gerade Feriensaison sei. BMW hat im ersten Monat mit 581 Anträgen am besten abgeschnitten. Gefragt war mit 339 Anträgen vor allem das kompakte Elektroauto BMW i3. Die Münchner profitieren davon, dass sie Anfang Juli ihren kompakten Stromer mit einer größeren Reichweite auf den Markt gebracht haben.

Der Erzrivale Mercedes-Benz schaffte es in dieser Rangliste weit hinter BMW mit 84 Anträgen dagegen nur auf Platz sieben, Audi gar nur auf Platz 9. Die Stuttgarter haben derzeit das Handicap, dass die Produktion der letzten Generation des kleinen Smart mit Elektroantrieb schon vor einiger Zeit eingestellt wurde, die Elektrovariante der neuen Generation aber erst Anfang nächsten Jahres in Europa auf den Markt kommen wird. Deshalb bietet Daimler derzeit nur die B-Klasse mit reinem Elektroantrieb an. Zudem stehen drei Varianten der C- und der E-Klasse mit Hybridantrieb auf der Förderliste. Bei Daimler gibt man sich im Blick auf die zum Start der Prämie erreichten bescheidenen Zahlen indes gelassen. „Wir gehen davon aus, dass sich in nächster Zeit viele Autofahrer intensiver mit Elektromobilität beschäftigen und darüber nachdenken, ein E-Auto anzuschaffen,“ zeigt sich eine Sprecherin des Autobauers zuversichtlich. Einen schwachen Start hatte auch der deutsche Marktführer VW, der mit 154 Anträgen auf dem dritten Platz landete. Die Wolfsburger begründen dies mit Modellwechseln. Die Elektrovariante des kleinen Up! sei deshalb „einige Zeit leider nicht mehr bestellbar“ gewesen und beim Elektro-Golf stehe noch in diesem Jahr „eine Produktaufwertung“ bevor, was die Nachfrage erfahrungsgemäß bremst. Seit Anfang August kann der neue Elektro-Up! bestellt werden, der abzüglich der Förderung laut VW 22 520 Euro kostet.

Die Importeure haben gut abgeschnitten

Im Wettlauf um Förderprämien haben die Importeure im ersten Monat insgesamt deutlich stärker gepunktet, als es ihrer Marktposition eigentlich entsprechen würde. Etwa jeder zweite Antrag entfiel auf eine ausländische Marke. Spitzenreiter bei den Importeuren war Renault auf Platz zwei der Rangliste. „Für eine aussagekräftige Bilanz ist es noch zur früh, denn die Prämie kann ja erst seit ein paar Wochen beantragt werden“, gibt Renault-Marketingvorstand Frank Niewöhner indes zu bedenken. Der Renault Zoe war bei den Förderanträgen im ersten Monat das meistgefragte Modell bei den Elektroautos. Renault ist nach Angaben des Renault-Managers mit einem Anteil von rund einem Drittel Marktführer bei den Elektroautos in Deutschland. Renault wirbt ebenso wie die Konzernschwester Nissan damit, dass die Kunden für Elektroautos nicht 4000, sondern sogar 5000 Euro Prämie erhalten, weil die Autobauer die Förderung aufstocken. Den Nissan Leaf, nach Angaben des japanischen Autobauers mit mehr als 240 000 Exemplaren das meistverkaufte E-Auto der Welt, gibt es damit abzüglich der Prämie ab 18 365 Euro. Hinzu kommen allerdings 79 Euro im Monat für die Miete der Batterie.

Nur auf die hinteren Ränge geschafft hat es Toyota, obwohl der japanische Autobauer sich in den vergangenen Jahren ein grünes Image aufgebaut hat und so stark wie kein anderer aus der PS-Branche schon lange auf den Hybridantrieb gesetzt hat. Allerdings sind die meisten Modelle von Toyota durch das Raster der Förderkriterien gefallen, weil sie sich nicht an der Steckdose aufladen lassen. Die Japaner bieten gleichwohl auch ohne staatlichen Beitrag für sämtliche Hybridmodelle eine Prämie von 3000 Euro. Knapp 40 Prozent aller Aufträge entfielen laut Toyota in der ersten Jahreshälfte auf die Hybridmodelle.

Tesla ist zu teuer für die Prämie

Noch härter als Toyota hat es den US-Anbieter Tesla getroffen. Sämtliche Käufer der Kultmarke erhalten keine staatliche Prämie, weil nur Autos gefördert werden, die netto höchstens 60 000 Euro kosten. Die Preisliste von Tesla beginnt – ohne Steuer – knapp darüber. Der kalifornische Elektroauto-Pionier kritisiert dieses Preislimit als willkürlich. „Die Förderung von Nachhaltigkeit sollte nicht auf Elektroautos ausgewählter Unternehmen begrenzt sein“, zeigt sich Tesla in einem Blog-Eintrag sehr enttäuscht von diesem Ausschluss. „Wir hatten gehofft“, so die Amerikaner, „dass gerade Deutschland, als Vorreiter der grünen Agenda, eine Vorbildrolle in der Förderung aller Bemühungen für nachhaltige Mobilität einnehmen würde.“ Mit diesem Preislimit fallen allerdings auch Porsche und die S-Klasse von Mercedes-Benz durch das Raster.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer macht kein Hehl daraus, dass Tesla seiner Meinung nach mit dieser Preisgrenze bewusst ausgebootet wurde. „Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt“, sagt der Chef des Duisburger Forschungsinstituts Car und vermutet, dass „mit Tesla ein bisschen mehr Leben in der Bude wäre“ – sprich: deutlich mehr Förderanträge eingegangen wäre. Dudenhöffers Urteil über den Anlauf der E-Auto-Prämie fällt hart aus. „Die Prämie ist bis jetzt ein Flop. Und ob es nächstes Jahr besser wird, wird man sehen“, urteilt der Wissenschaftler.

Auch Heiko Fink von der Stuttgarter Unternehmensberatung Horvath & Partners kritisiert den Zuschnitt der Förderkriterien und den Ausschluss von Tesla. Die Prämie fördere insbesondere kleinere Fahrzeuge mit relativ geringer Reichweite. Die Auswahl an begünstigten Fahrzeugen sei nur sehr eingeschränkt dafür geeignet, eine „emotionale Sehnsucht nach Elektroautos“ zu fördern, wie es Tesla mit dem Model S gelungen sei. „Die Elektromobilität in Deutschland kann jede Unterstützung gebrauchen“, sagt Oliver Greiner, der Partner bei de Beratungsunternehmen ist. „Allerdings wird die Kaufprämie allein noch keinen Durchbruch bringen.“ Dies auch deshalb, weil die geförderten Modelle trotz Prämie im Vergleich zu Wagen mit Verbrennungsmotor meist immer noch zu teuer seien. Dies meint auch Dudenhöffer. „Die Leute fahren an der Tankstelle vorbei und sehen, wie billig Diesel ist“, gibt der Chef des Car-Instituts zu bedenken. Zudem schrecke das sehr lückenhafte Netz der Ladesäulen, unterschiedliche Stecker und unterschiedliche Verträge der einzelnen Stromanbieter ab. „Und in diesem Chaos soll sich jemand wegen 4000 Euro Prämie ein Elektroauto kaufen?“, gibt der Autoexperte zu bedenken.