SPD-Vize Kevin Kühnert kritisiert die Dimension der Gehälter von Fußballprofis – vor allem im Zusammenhang mit staatlichen Coronahilfen. Wovor der bekennende Fußball-Liebhaber die Branche warnt.

Berlin - Millionengehälter, Rekordtransfers – und dann noch staatliche Hilfen? Der SPD-Vizevorsitzende Kevin Kühnert hat die Entwicklungen im Profifußball kritisiert und die Branche zur Mäßigung aufgerufen. „Fans und Öffentlichkeit beobachten seit geraumer Zeit fassungslos, wie die finanziellen Dimensionen bei Transfers und Spielergehältern in astronomische Höhen abdriften“, sagte Kühnert unserer Zeitung. „Die wieder aufgeflammte Debatte um Obergrenzen bei Gehältern ist Ausdruck wachsenden Unmuts.“

 

Kühnert: Staatsgelder für Profi-Gehälter „nicht vermittelbar“

Der bekennende Fußballfan Kühnert warnte die Profivereine davor, staatliche Hilfen zu beantragen und diese dann für Gehälter auszugeben. „Niemand hat etwas gegen die Sicherung von Jobs in den Geschäftsstellen oder Jugendakademien einzuwenden“, sagte der Juso-Vorsitzende. „Aber dass nun in einzelnen Landesregierungen sogar über Club-Bürgschaften diskutiert wird, die sich auch auf laufende Betriebskosten und damit auf horrende Trainer- und Spielergehälter erstrecken, ist nicht vermittelbar.“

Die Bundesregierung hat milliardenschwere Hilfsprogramme aufgelegt, um Unternehmen zu unterstützen, die aufgrund der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Um Verluste im Zuge der Corona-Krise auszugleichen, beantragte etwa der VfB Stuttgart einen Kredit der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Nach Informationen unserer Zeitung soll es sich dabei um zehn bis 15 Millionen Euro handeln.

SPD-Vize warnt vor Entfremdung zwischen Fans und Profifußball

„Wir haben in der Phase des Lockdowns alle Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Stabilisierung geprüft und unter anderem über unsere Hausbank einen Antrag auf KfW-Förderung gestellt, um unsere Liquidität zu sichern“, sagte Finanzvorstand Stefan Heim Mitte Juli. „Das war eine unserer getroffenen Maßnahmen zur Wahrung des wirtschaftlichen Fortbestands des VfB in einer Zeit, in der niemand vorhersagen konnte, wann und wie es im Fußball weitergehen würde.“ Bundesligakonkurrent SV Werder Bremen kündigte bereits vor dem VfB Stuttgart an, einen KfW-Kredit zu benötigen. Auch andere Vereine sollen sich nach staatlichen Hilfen erkundigt haben.

Der mit etwa 200 Millionen Euro verschuldete Bundesligist FC Schalke 04 erhält eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Die gilt Berichten zufolge für laufende Betriebskosten und somit auch für Gehaltszahlungen. „Die Verantwortlichen bei den Vereinen sollten sich schon aus Eigeninteresse fragen, ob es sich lohnt, die Entfremdung zwischen Fans und Profifußball noch weiter voranzutreiben“, sagte Kühnert.

Steuergeld für Vereine ist umstritten

Einerseits gelten die Vereine als normale Wirtschaftsunternehmen und können somit wie andere Firmen auch Anträge auf die Corona-Hilfen des Staates stellen. Andererseits sind Unterstützungszahlungen aus Steuergeldern für Proficlubs angesichts der hohen Ausgaben für Gehälter und Transfers umstritten. Das Thema gilt daher auch als politisch heikel. Dem Vernehmen nach wurde zwischen der Bundesregierung und der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Möglichkeit einer Selbstverpflichtung diskutiert, staatliche Hilfsgelder nicht für Gehaltszahlungen der Spieler auszugeben. Angesichts diverser Einnahmequellen der Vereine gilt dies in der Praxis aber als nicht umsetzbar.