Wohnungsknappheit ist eines der drängenden Probleme für die Kommunen. Die Stadt Esslingen hat ihre Situation jetzt genau analysiert und in einem Bericht zusammengefasst. Der Handlungsbedarf ist groß.

Es tut sich etwas auf dem Esslinger Immobilienmarkt. Das zeigen die neuen Quartiere in der Weststadt, die Bebauung des ehemaligen Sportplatzes Weil und der Flandernhöhe West und des ehemaligen Fezer-Areals im Stadtteil Zell, wo zudem in der Alleenstraße ein neues Quartier entstanden ist. Trotzdem hat sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt nicht entspannt, heißt es in dem Wohnraumsituationsbericht, den die Stabsstelle Wohnen ausgearbeitet und jüngst im Sozialausschuss vorgestellt hat.

 

Der Bericht ist Teil eines Strategiepapiers, das der Gemeinderat im Mai 2022 verabschiedet hatte. Er soll fortan alle zwei Jahre fortgeschrieben werden und als Grundlage für die künftige kommunale Wohnungspolitik dienen. Die erst im Juli neu geschaffene Stabstelle knüpft dabei an ein bewährtes Instrument an. Der letzte Wohnraumsituationsbericht datiert von 2011.

Nachfrage übersteigt das Angebot

„Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt nach wie vor das Angebot, und dies nicht nur im Bereich des gebundenen Wohnraums“, ist ein Fazit des Berichts. Die Stadt müsse deshalb weiter handeln und die Entwicklung neuer Wohnbauprojekte vorantreiben, zumal Esslingen weiter wächst. Auch der Ukraine-Krieg und die Flüchtlingsbewegungen dürften sich weiter auf den Esslinger Wohnungsmarkt auswirken.

Wird eine Wohnbaugesellschaft reaktiviert?

Das Stadtplanungsamt geht aktuell zwar von rund 3000 mittelfristig zu realisierenden Wohneinheiten aus. Diese ambitionierte Zahl werde den Bedarf bis ins Jahr 2030 dennoch nicht decken können, heißt es in dem Wohnraumsituationsbericht. Wichtige Stellschrauben, um Wohnraum zu schaffen, sind dem Bericht zufolge neben Nachverdichtung und Innenentwicklung die Weiterentwicklung des bisherigen Wohnraumversorgungskonzepts hin zu einem Quotenmodell. Das wird am 8. Mai Thema im Gemeinderat sein. Auch der Aufbau eines eigenen Wohnungsbestandes der Stadt mittels einer städtischen Wohnbaugesellschaft werde geprüft. Zugleich würden alle Möglichkeiten zur Baulandmobilisierung über Erbpacht und Grundstücksfonds untersucht, zählt der Bericht auf. Das Instrument der Konzeptvergabe müsse bei der Entwicklung städtischer Flächen weiterhin herangezogen werden.

Alleinerziehende und Ältere haben große Probleme bei der Wohnungssuche

Sowohl die Kaufpreise als auch die Mietpreise haben in allen Baualtersklassen stark angezogen, heißt es in dem Bericht. Aber auch im Umland verteuert sich das Wohnen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete ist in Esslingen um rund 21 Prozent gestiegen, von 7,42 Euro pro Quadratmeter (2014) auf 8,99 Euro (2022). Vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen fällt es schwer, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Zugleich habe der Bestand an gebundenem Wohnraum über die Jahre abgenommen. In der Notfallkartei der Stadt sind derzeit 344 Haushalte gemeldet. Der Anteil Alleinerziehender sei besonders hoch. Auch immer mehr Ältere hätten massive Probleme auf dem Wohnungsmarkt.

Erst recht rücke ein Eigenheim für immer mehr Menschen in weite Ferne, obwohl das aktuelle Zinsniveau für den Erwerb von Immobilien immer noch günstiger ist als noch vor zehn Jahren. „Es ist eine Generation ,Miete’ entstanden“, bilanziert der Bericht.

Eigenheim in weiter Ferne – Es entsteht eine Generation „Miete“

Im Sinne einer ökonomischen Flächennutzung sieht der Bericht die wohnungspolitische Zukunft in hochwertigem Geschosswohnungsbau, statt neue Einfamilienhausangebote auszuweisen. Derzeit sind in Esslingen aber noch mehr als die Hälfte aller Wohnhäuser Ein- oder Zweifamilienhäuser.