Jugendliche sprechen bei der Baden-Württemberg Stiftung über Metropolen der Zukunft – und kommen dabei zu überraschenden und ungewöhnlichen Ansätzen.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - An Überlegungen, was die Zukunft für die Stadt und ihre Bewohner mit sich bringen wird, gibt es keinen Mangel. Doch bei Voraussagen die Zukunft betreffend ist zu Vorsicht geraten. Reichlich Häme musste sich zuletzt Dorothee Bär anhören. Die Staatsministerin für Digitalisierung hatte im Interview über Flugtaxis räsoniert. Dabei ist diese Transportform schon übers Stadium des reinen Hirngespinsts hinausgekommen. Die Karlsruher Firma E-volo etwa schickt ihre Volocopter genannte E-Drohne für den Personentransport bereits regelmäßig in die Luft.

 

Die Baden-Württemberg Stiftung ist auf die an sich naheliegende Idee gekommen, doch einmal die Gedanken derer zu hören, die gute Chancen haben, die Stadt der Zukunft als Bewohner zu erleben: die Jugend. Am Samstag haben knapp 40 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren darüber gebrütet, wie die Stadt beschaffen sein muss, in der sie gerne leben wollen. Die Teilnehmer rekrutieren sich aus anderen Programmen der Stiftung des Landes. Sie dachten in den Kategorien „Wohnen & Arbeiten“, „Freizeit & Leben“, „Mobilität & Energie“ sowie „Digitale Vernetzung“. Anregungen gab es dazu von Experten des Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation.

Präsentation in drei Minuten

Durchaus Überraschendes förderten die jungen Zukunftsforscher zutage. Drei Minuten Zeit hatte jede Gruppe, ihre Ergebnisse im Plenum vorzutragen – kritische Rückfragen dazu inklusive. Und dass am Ende die Zeit wieder nicht reichte, macht deutlich, wie viel Gesprächsbedarf die Zukunftsbilder auslösten. Da ein Großteil der Lösungsansätze darauf basierte, die technische Vernetzung verschiedener Lebensbereiche deutlich stärker voranzutreiben, als es heute schon der Fall ist, stellte sich wiederholt die Frage, wie das Ganze vor Angriffen durch Hacker zu schützen sei. Datenschutzbedenken, wie sie vielleicht ältere Semester beschleichen könnten, wurden zwar auch angesprochen, spielen aber nicht mehr die herausragende Rolle.

„Die Workshops haben gezeigt, das junge Menschen nicht in Schablonen denken, sondern kreativ Lösungsansätze finden, auf die Erwachsene so nicht gekommen wären“, sagte Christoph Dahl. Der Geschäftsführer der Stiftung lobte zudem den Optimismus, mit dem die Mädchen und Buben an die Aufgabenstellung gegangen sind: „Ich finde es gut, dass die jungen Menschen angesichts der Herausforderungen in der sich wandelnden Welt nicht in Angst verfallen, sondern sich praktisch an die Lösungen der Probleme machen.“

Wenn der Kühlschrank Bescheid weiß

Wie ein roter Faden zog sich der Gedanke durch die Präsentation, dass im Teilen und gemeinsamen Nutzen die Zukunft liege. Das gelte sowohl für Produkte als auch für den knapper werdenden Platz in den Städten. So schlugen die Zukunftsforscher vor, Möbel gemeinsam zu besitzen – und dem Kühlschrank die Kochvorbereitung zu überlassen. Wenn etwa der Käse nicht mehr für die nächste Lasagne reiche, wisse der intelligente Kühlschrank, bei welchem Nachbarn die Nachfrage lohnt.