Immer wieder tauchen skurrile Schreibweisen von Cannstatt auf. Mal fehlt in der Mitte ein „n“, mal fehlt hinten ein „t“, mal steht ein „K“ statt ein „C“ am Anfang. Die Falschschreibung hat aber Tradition.

Bad Cannstatt - Alte Cannstatter kennen einander. Sobald man sich auf der Straße trifft, ist eine muntere Unterhaltung im Gange. Die Cannstatter sind zudem humorvolle Leute und immer zu Scherzen aufgelegt. Sie erzählten sich schon früher gerne Anekdoten und Schwänke, lachten gerne und viel. Nein, der Cannstatter hat eigentlich nie seinen Humor verloren. Der Meinung war jedenfalls kein geringerer als der Maler Hermann Metzger, der den Cannstatter in seinem Cannstatt-Buch, erschienen im Jahr 1956, so treffend beschrieb. Aber Vorsicht, bei einem versteht der Cannstatter keinen Spaß: Wehe es wagt jemand, den Ortsnamen falsch zu schreiben.

 

Zugegeben, seine genaue Herkunft ist bis heute nicht bewiesen. Canstat und Chanstada (etwa 700 n.Chr.), Condistat (etwa 746 n.Chr.), Canzstat, Cannestat, und Candestat (12. Jahrhundert), Kanne-stat (1324) oder Kantstat (1540) sind nur einige Beispiele für die Vielseitigkeit der Schreibweisen. Heute schreibt man Cannstatt; noch besser Bad Cannstatt, denn auf den Titel „Bad“ sind die Bewohner der Sauerwasserstadt stolz. Wer dennoch „Cannstadt“ oder „Canstatt“ schreibt, dem droht zwar keine Ausweisung, aber zur Strafe muss er mindestens ein Viertele „Cannstatter Zuckerle“ bezahlen. Auch ist der Cannstatter nicht nachtragend. So wurde es auch der guten Elfriede Wirtz längst verziehen, dass sie ihren Leserbrief an die „Kantstätler Zeitung“ adressierte. Auch mit einer badischen Firma hatte die Lokalzeitung Gnade walten lassen. „Kannstatter Zeitung“ war auf deren Mitteilung zu lesen. Immerhin, nur ein Buchstabe falsch, was – laut Kübler – für einen Badener nicht schlecht ist.

Affront wird bestraft

Doch keinen Spaß verstehen die Cannstatter, wenn sich die Stadtverwaltung mal wieder einen bösen Buchstabenschnitzer erlaubt. So wie dieser Tage bei der Gaisburger Brücke. Steht doch dort auf einem Hinweisschild in fetten Lettern „Bad Cannstadt“. Liebe Mitarbeiter beim „Schdudgarder“ Tiefbauamt, falls es immer noch nicht bis in euere Amtsstuben vorgedrungen ist: Trotz der Zwangseingemeindung 1905 schreiben wir uns immer noch Cannstatt. Basta. Wird dieser Affront nicht umgehend beseitigt, so muss der zuständige Amtsleiter eine Nacht im Küblerhaus verbringen. Aber nicht alleine, denn Stadthistoriker Olaf Schulze wird dann aus dem Heimatbuch „250 000 Jahre Cannstatter Geschichte“ spannende Episoden aus der langen Historie von Stuttgarts größtem Stadtbezirk rezitieren. Nicht als Strafe, nur zur Übung wohlgemerkt. Und da mit Musik bekanntlich alles besser geht, wird Cannstatts Sauerwasserschultes Bernd-Marcel Löffler alle 15 Minuten ein Lied aus seinem großen Gesangesrepertoire zum Besten geben.