Die Sanierung des Gebäudes Kirchstraße 1 in der Uhinger Stadtmitte steht schon seit langem auf der To-Do-Liste. Jetzt war das Projekt auch ausgeschrieben. Weil die Angebote den Kostenrahmen gesprengt haben, gibt es nun einen weiteren Anlauf.

Uhingen - Die Befürchtungen des Uhinger Rathauschefs haben sich bestätigt: „Dass es nicht wirklich gut wird, war uns fast schon klar“, sagte Matthias Wittlinger angesichts der Ergebnisse, die die erst jüngst abgeschlossene Ausschreibung für die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses Kirchstraße 1 in der Stadtmitte ergeben hatte.

 

Mit einer derart großen Kostensteigerung war dann aber doch nicht zu rechnen: Vor zwei Jahren belief sich die erste Schätzung noch auf 2,3 Millionen Euro. Im April dieses Jahres lagen die Berechnungen bei drei Millionen Euro und zuletzt, nachdem alle Gewerke ihre Gebote eingereicht hatten, sogar bei 3,6 Millionen Euro.

Bei Stillstand könnten Zuschüsse verloren gehen

Während der jüngsten Sitzung des Uhinger Gemeinderates zogen die Rathausspitze und die Entscheidungsträger, zumindest vorerst, die Reißleine. Im Winter sollen die Bauarbeiten zur Sanierung des Gebäudes erneut ausgeschrieben werden. Die Verwaltung hofft, dass die Preise der Firmen dann niedriger sind. Die Erfahrung zeige, dass im Winter günstigere Konditionen genannt würden, erklärte Wittlinger.

Allerdings sitzt die Zeit dem Bauherrn im Nacken. „Wir müssen Gas geben“, betonte der Schultes. Denn von den geplanten drei Millionen Euro als Ausgaben konnte die Stadt bereits 900 000 Euro an Zuschüssen einbuchen. Damit das Geld fließt, müsste aber bis 2021 auch gebaut sein. Andernfalls drohen die Mittel, die aus der Bundes- und Landesförderung für das Projekt „Soziale Stadt“ im Rahmen der Sanierung des Gebiets Oberdorf bewilligt wurden, zu verfallen.

UBU fordert das Konzept insgesamt zu überdenken

Die Gemeinderatsmehrheit schloss sich der von der Verwaltung vorgeschlagenen Vorgehensweise denn auch an. „Wir wollen die Flinte in dieser Angelegenheit nicht vorschnell ins Korn werfen“, sagte die SPD-Stadträtin Susanne Widmaier. Der Vertreter der Freien Wähler, Werner Wendl, hofft zudem, durch eine veränderte Planung geringere Kosten zu erzeugen. „Vielleicht finden wir ja auch noch irgendwo Einsparpotenziale“, erklärte er.

Ob eine Sanierung angesichts der hohen Kosten überhaupt noch sinnvoll sei, fragte hingegen Frank Benkart von den Unabhängigen Bürgern Uhingen (UBU). „Weitere Steigerungen sind ja zu erwarten“, mutmaßte er. Dass die Preise bei einer erneuten Ausschreibung niedriger ausfallen würden, glaubt die UBU nicht. „Die Auftragslage wird für die Firmen ja nicht schlechter.“ Das Konzept für das Gebäude, das gegenüber dem Rathaus steht, solle daher grundsätzlich überdacht werden, forderte Benkart.

Denkmalamt stuft das Haus als „schützenswert“ ein

Zurzeit ist nur das Jugendhaus in dem Gebäude untergebracht. Nach einer Sanierung sollen dort weitere öffentliche Einrichtungen einziehen. Ein vorläufiges Nutzungskonzept aus dem Büro Aedis in Ebersbach-Roßwälden sieht vor, dem Heimatmuseum Raum zu bieten. Ferner wäre das Gebäude für das Fotomuseum, das aus dem Rathaus ausziehen muss, geeignet. Eine Generationen-Begegnungsstätte, ein Familientreff sowie Vereinsräume wären laut dem Konzept ebenfalls denkbar.

Das Landesdenkmalamt hat das Gebäude, das wohl im frühen 18. Jahrhundert erbaut worden ist, als schützenswert eingestuft. So genannte Balkenköpfe und Vorsprünge am Ostgiebel des verputzten Fachwerkgebäudes deuten sogar auf eine noch ältere Fachwerkkonstruktion hin. Am ehemaligen Scheuerteil befindet sich ferner eine Wasserstandsmarke von 1853, die von heimatgeschichtlichem Interesse sei. Das ehemalige Bauernhaus bringe außerdem einen regional verbreiteten Bauernhaustypus zur Anschauung, führt das Denkmalamt weiter aus.