Akten des Stadtarchivs müssen erneut behandelt werden. Sie waren nach dem Hochwasser im Juli 2010 geborgen und getrocknet worden. Jetzt wurden Spätschäden bekannt. Das Archiv bekommt einen neuen Lagerraum – im Keller des Hallenbads.

Gerlingen - Das Gerlinger Stadtarchiv soll einen neuen Raum für einen Teil seines Depots bekommen. Darin sollen Akten aufbewahrt werden, die beim Hochwasser 2010 geschädigt wurden und jetzt zum Teil einer zweiten Behandlung unterzogen werden müssen. Das 60 bis 70 Quadratmeter große neue Lager entsteht nicht im Rathaus – sondern im Gebäude des Hallenbads wenige Meter weiter, direkt unter dem Schwimmbecken. Deshalb galt die besondere Sorge der Stadträte des Technischen Ausschusses (TA) am Montag der Frage, ob das Lager sicher sei. Das wolle man hoffen, verlautete von der Verwaltung. Die Klimaanlage soll eine ganz spezielle sein. Das Stadtarchiv hat schon ein Lager im Gebäude des Hallenbads. Das ist für die Menge an Akten, die man nun gesondert deponieren will, aber zu klein.

 

Sehr viel Wasser überschwemmt das Rathaus

Nicht nur Klaus Herrmann erinnert sich an den 4. Juli 2010 mit Schrecken. Am Morgen jenes Sonntags ging über einem Teil des Strohgäus ein Unwetter von katastrophalem Ausmaß nieder. Innerhalb kürzester Zeit fiel so viel Regen, dass alle Sammelbecken sofort voll waren, Straßen und Keller wurden überflutet, es gab riesige Schäden. In Gerlingen lief das zweite Untergeschoss des Rathauses voll bis zur Decke – dort war das Stadtarchiv. Selbst die Büros einen Stock höher standen anderthalb Meter hoch unter Wasser. In den Tagen danach wurde ausgeräumt, und es wurden tonnenweise Papier und Akten entsorgt. Für Herrmann, den Leiter des Stadtarchivs, war damals vor allem die Frage wichtig, welche Akten erhaltenswürdig sind und zum Trocknen bei einer Spezialfirma abtransportiert werden.

Es ging darum, schnell zu handeln – nasses Papier schimmelt sehr leicht. Die ersten Kartons mit Akten kamen bereits Ende August 2010 wieder zurück. Einige Jahre später wurden nun bei Nachkontrollen und Messungen in diesen Beständen wieder Schimmelsporen entdeckt. „Ein Fachmann sieht es vielleicht, ein Laie nicht“, sagt Herrmann. Nun müssen diese Akten nochmals bearbeitet werden, will man sie langfristig ohne Schäden aufbewahren. Danach soll alles aus diesem Bestand in einem klimatisierten Raum aufbewahrt werden. Damit soll auch die Gefahr ausgeschlossen werden, dass die behandelten Akten diejenigen kontaminieren, die bisher ohne Schaden geblieben sind.

Neues Depot soll 80 000 Euro kosten

Man sehe Metallregale vor und spezielle Archivcontainer, berichtete Sabine Pfeufer vom Hochbauamt im TA. „Wir gehen davon aus, dass das Schwimmbecken dicht ist“, antwortete sie auf Fragen von Peter Zydel (FDP) und Martin Nufer (Freie Wähler). Das Herrichten des neuen Depots soll insgesamt rund 80 000 Euro kosten. Darin enthalten ist auch die spezielle Klimaanlage. Entschieden wird das Thema an diesem Mittwoch im Finanz- und Verwaltungsausschuss des Gemeinderats.

Wie der neuerliche Befall entstanden ist, kann Klaus Herrmann nicht mit letzter Sicherheit sagen. Er vermutet aber, dass im Jahr 2010 bei der Zwischenlagerung „nicht ganz fachgerecht vorgegangen wurde“. Damals wurden die Akten, als sie vom Trocknen zurückkamen, zum Auslüften unter dem Dach des Archivgebäudes eingelagert, dazu ein Teil in einem Container auf dem Bauhof. Es handele sich um eine Menge von gut 100 Regalmetern, wie um Gemeinderatsprotokolle, Bauakten oder Schriftverkehr der Verwaltung. Das meiste stamme aus dem 19. und 20. Jahrhundert, vor allem vor dem Zweiten Weltkrieg.