Der Gerlinger Rathausplatz ist weitläufig und leer. Angesichts immer heißerer und trockenerer Sommer sollen nun ein paar Bäume in Kübeln kurzfristig für etwas Abkühlung sorgen.

Wie sich die Zeiten ändern: Als 2008 der neue Rathausplatz in Gerlingen eingeweiht wurde, hagelte es prompt Kritik aus der Bürgerschaft. Der damals bewusst unverstellt gestaltete Platz an der Gerlinger Hauptstraße, der für Markt und Feste uneingeschränkt nutzbar sein sollte, galt der Bürgerschaft schnell als „kalter und kahler Tanzsaal“. Die Gerlinger fremdelten mächtig mit der kühlen Architektur und forderten entgegen dem Ansinnen von Stadtverwaltung und Gemeinderat mehr Grün auf dem zentralen innerstädtischen Platz. Geschehen ist seitdem nichts.

 

Forderung der Bürger nach mehr Grün

Heute würde angesichts brütend heißer Sommer niemandem mehr in den Sinn kommen, die steingewordene Fläche vor dem Rathaus als „kalten Platz“ zu beschreiben. Vor allem ist aber die Forderung der Bürger nach mehr Grün an dieser Stelle, der sich im vergangenen Jahrzehnt die damalige Rathausspitze erfolgreich widersetzt hat, längst einer Gewissheit gewichen, der sich auch in der Kommunalpolitik niemand mehr verschließen kann: Ohne Bäume drohen die Innenstädte der Zukunft zu unbelebten Orten zu werden.

Dieser Entwicklung trägt die Stadt Gerlingen nun auch kurzfristig Rechnung und will möglichst rasch Abhilfe durch das Aufstellen von mobilen Bäumen schaffen. Angestoßen durch einen Antrag der CDU sollen möglichst noch vor dem kommenden Sommer sowohl direkt auf als vor dem Rathausplatz entlang der Hauptstraße jeweils drei große Kübelbäume aufgestellt werden. Wie CDU-Stadtrat Christian Haag am Mittwoch im Gemeinderat betonte, sei der Antrag eine direkte Folge „der unerträglichen Hitze auf dem Rathausplatz im vergangenen Jahr“.

Weitere Bäume in Kübeln für die Hauptstraße

Darüber hinaus will die Stadt kurzfristig weitere fünf Kübelbäume in der stark frequentierten unteren Hauptstraße sowie sechs in der Querstraße platzieren. Man habe zuvor mit den dort angesiedelten Einzelhändlern gesprochen und sei ausnahmslos auf Zustimmung gestoßen, erklärte der Leiter des Stadtbauamts, Thomas Günther. Die Bäume seien zunächst rund zwei Meter hoch und würden später eine Höhe von rund vier Metern erreichen.

Um die Aufenthaltsqualität zu steigern, sollen die mobilen Bäume mit Bänken versehen werden. Ebenso soll die nicht mehr genutzte Wasserrinne auf dem Rathausplatz zu einer Sitzgelegenheit umfunktioniert und das Wasserlaufbecken hinter dem Rathaus bepflanzt werden. Insgesamt 40 000 Euro stehen für die Maßnahmen zur Verfügung.

Dass kurzfristig ausschließlich mobile Stadtbäume zum Einsatz kommen, die bei Bedarf auch verschiebbar wären, ist zwar auch der Nutzung des Rathausplatzes für Feste und Wochenmarkt geschuldet. Noch schwerer wiegt allerdings, dass die Schaffung von mehr Grünflächen im Grundsatz bereits als ein Ziel der anstehenden Innenstadtsanierung definiert ist. Bereits heute gepflanzte Bäume könnten späteren Plänen entgegenstehen oder sich gar „förderschädlich auswirken“, wie Stadtbauamtsleiter Günther betont.

Warum nur mobile Bäume?

Die Innenstadtsanierung Gerlingens, die für die kommenden zehn Jahre anberaumt ist, ist Teil eines Programms zur Städtebauförderung des Landes Baden-Württemberg. 2022 hatte Gerlingen bereits hierfür eine Förderzusage über 1,2 Millionen Euro erhalten. Im April wurde nun eine weitere Million Euro Fördergeld bewilligt.

Der Gemeinderat hat am Mittwoch den Antrag zur Begrünung der Innenstadt einstimmig angenommen. Als weitere Maßnahme soll geprüft werden, ob im Rahmen einer späteren Sanierung des Rathausplatzes hier Wasserspiele entstehen könnten. Außerdem wird auf Antrag der CDU untersucht, ob die kostenlose Parkzeit im Gerlinger Ring auf 30 Minuten reduziert werden kann. Wie Stadtrat Haag unterstrich, bleibe trotz der nun geplanten mobilen Lösung das Ziel, die Bäume zu pflanzen. „Das werden wir nicht aus den Augen verlieren.“