Der Wilhelmsplatz ist die zentrale Drehscheibe in Bad Cannstatt, aber wenig attraktiv. Die Wasserbecken sind oft verschmutzt, der Fontänebrunnen glänzt nicht mehr. Architekt Thomas Zoller hat nun Umgestaltungsvorschläge vorgestellt.

Der Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt ist der zentrale Verkehrsknoten im Stadtbezirk. 20 000 Fahrzeuge, etliche Bus- und Stadtbahnlinie sowie Zehntausende Passanten überqueren wochentags den Platz. Gleichzeitig soll er auch noch Aufenthaltsqualität bieten. „Dies war keine einfache Aufgabe“, erklärte Architekt Thomas Zoller vor allem den Bezirksbeiräten, die die Entstehungsgeschichte nicht kennen. Vor 20 Jahren hat er den Platz gestaltet. Mittlerweile hat der Wilhelmsplatz seinen Charme längst verloren. Der einst silberfarbene, 17 Meter hohe Fontänebrunnen glänzt längst nicht mehr und die Wasserbecken, die auf dem Platz verteilt sind, sind oft veralgt und mit Abfall verunreinigt. „Seit mehreren Jahren erreichen uns Beschwerden. Dieses Jahr häuften sie sich“, sagt Klaus Hoffmann vom Tiefbauamt. Die Stadt denke über eine Umgestaltung des Platzes nach. „Zumal die Betriebstechnik in die Jahre gekommen ist und wir diese erneuern müssen“, sagt Hoffmann.

 

Architekt verzichtet auf Urheberrechte

Auch Zoller hat sich die aktuelle Situation angeschaut und hat dem Bezirksbeirat nun seine Vorschläge unterbreitet. „Mein Urheberrecht auf die Platzgestaltung steht dabei nicht im Vordergrund. Man muss die Kinder, die man geboren hat, auch loslassen können“, signalisierte er, dass er für Neuerungen offen sei. Kaum infrage gestellt werden könne allerdings die Wegeführung. Um die Verkehrssicherheit der Fußgänger zu gewährleisten, so die Vorgabe bei der Ausschreibung, müssen die Passanten in Zickzack-Form über den Platz gelangen. Die Wasserbecken haben eine lenkende Funktion. Sie sollen verhindern, dass die Fußgänger abkürzen. „In dem für sein Mineralwasser bekannten Stadtbezirk war zudem das Thema Wasser vorgegeben“, erinnerte Zoller. Deswegen fand zumindest bei den Stadtplanern der 17 Meter hohe Fontänebrunnen am Rand des Platzes Gefallen. Er ist zu einem Wahrzeichen geworden, der nicht bei jedem Cannstatter auf Gegenliebe stößt.

Müll in den Wasserbecken

Doch nicht nur das Aussehen der riesigen „Waschmaschinentrommel“ stößt auf Kritik. Aus zwölf Meter Höhe rieselt Wasser ins große Wasserbecken. Ein Hingucker. Es soll aber auch den sonnigen Platz etwas kühlen. Bei einem entsprechenden Luftzug wird die Gischt allerdings verwirbelt. Autos und Passanten bekommen dann eine Dusche. Ein weiteres Manko: In den Wasserbecken sammelt sich eine bräunliche Brühe. „Durch den Fahrtwind der Autos werden Papier und Abfall in die Becken geweht“, sagt Zoller.

Deswegen schlägt er vor, die drei kleinen Wasserbecken mit Erde aufzufüllen und mit kniehohen Büschen – als Barriere für Fußgänger – heckenartig zu bepflanzen. Auch am Fontänebrunnen in der heutigen Gestalt will er nicht festhalten. Auch aus energetischen Gründen könne man darauf verzichten, dass das Wasser aus zwölf Meter Höhe herunterstürze. 3,50 Meter Höhe reichen laut Zoller. Doch was passiert mit dem Abschnitt darüber? Immerhin leuchten die Strahler auf der Säule den Platz aus. „Man könnte die Edelstahlummantelung entfernen. Darunter kommen die in einer Doppelhelix angeordneten Wasserleitungen zum Vorschein. Wenn man diese bepflanzt, kann die Helix attraktiv wirken“, schlug Zoller vor. Er erntete Lob.

Digitale Litfaßsäule

„Für äußerst bemerkenswert“ hielten viele Lokalpolitiker, dass Zoller als „Vater der Platzgestaltung“ aus eigener Motivation kluge Änderungen vorschlage. Die überwiegende Mehrheit will aus ästhetischen und stadtklimatologischen Gründen an der Fontäne und am Wasser festhalten. Sie begrüßten, dass die drei kleineren Becken zu Beeten umgestaltet werden. Allerdings bevorzugen die Bezirksbeiräte blühende Blumen statt Büsche. Auch weil sich in den Büschen wieder Abfall sammeln würde. Der Vorschlag, die Cannstatter Kanne auf die Spitze zu setzen, fand dagegen nur ein verhaltenes Echo. Dafür könne man über Gerhard Veyhls (Freie Wähler) Idee nachdenken, die Säule zu einer digitalen Licht- oder Litfaßsäule umzugestalten, meinte Zoller.

Langfristig große Umgestaltung angestrebt

„Wir nehmen mit, dass sie dafür sind, den Brunnen und das Wasser zu erhalten, und dass wir den Platz entsiegeln sollen“, dankte Hoffmann für die Debatte. Das Thema werde jetzt mit den Stadtgestaltern besprochen.

Im Übrigen, das betonten Bad Cannstatts Lokalpolitiker, könne es sich nur um eine Interimslösung handeln. Schließlich solle eine Machbarkeitsstudie aufzeigen, wie der Verkehrsknoten – beispielsweise durch Untertunnelung – insgesamt attraktiver gestaltet werden kann.