Der zweite Lockdown zermürbt selbst Geduldige: Keine Nähe, keine Kultur und keine Reisen. Für Lichtblicke sorgen zum Glück aber die gut vernetzten Stuttgarter Bibliotheken und beweisen mit einer Reihe von Angeboten, dass sie mehr können als Bücher.

S-Mitte - Die Stuttgarter Stuttgarter Stadtbibliothek am Mailänder Platz im Corona-Modus: Wo sonst die symbolische Quelle der Weisheit sprudelt, stehen nun in langen Reihen die Taschen für den Medienabholservice bereit. Der ist so begehrt, dass man vergangene Woche die Anzahl der ausleihbaren Medien von bisher 15 auf sieben beschränken musste, berichtet Sprecherin Meike Jung: „Was aber nicht schlimm ist: Man muss ja nicht warten, bis die Leihfrist um ist, sondern kann sich einfach Nachschub holen.“

 

Weil wegen der Schließung bis mindestens 14. Februar auch die persönliche Beratung entfallen muss, kann man sich sogar Überraschungspakete holen: Einfach bei den Kindern die entsprechende Altersgruppe eingeben, beziehungsweise ankreuzen, ob es Romane, Spielfilme, Musik-CDs oder Hörbücher sein sollen. Dazu vermerken, was man sonst gerne mag: Schon stehen die Empfehlungen im vereinbarten Zeitfenster zur Abholung in der gewünschten Bücherei bereit oder werden gar an die Haustür geliefert – ein Service für diejenigen, die derzeit nicht außer Haus können.

Telefon- und Chatberatung

Hilfestellungen bietet das Bücherei-Team aber auch den gerade sehr auf sich allein gestellten Schülern: Wer beim Lernen oder bei seinen Referaten nicht so recht weiterkommt, dem kann vielleicht die Telefon- und Chatberatung helfen: Hier gibt es montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr Tipps und Medien-Empfehlungen – für die Klassen 1 bis 6 unter Telefon 216-96 55 2, für die Größeren unter 216-96 59 6. Über den Link auf der Webseite der Stadtbibliothek kann man auch direkt mit den Fachleuten chatten.

Ohnehin ist die Seite www1.stuttgart.de nicht nur für Schüler ein guter Anlaufpunkt im Lockdown: Hier findet man nicht nur den Online-Katalog der ausleihbaren Medien und die so genannte eBibliothek, hier kann man auch Filme streamen, Musik hören oder eine neue Sprache lernen – Vokabeltrainer inklusive. Auf manches, was das exzellent verlinkte Portal bereit hält, muss man auch erst mal kommen: „Da gibt es zum Beispiel auch lizenzfreies Bildmaterial, das man etwa für Präsentationen verwenden kann.“

Künstler bekommen Honorar

Auch Kulturfreunde können hoffen: Die Stadtbibliothek stellt virtuelle Lesungen ins Netz, produziert eigene Podcasts und sogar Hörbücher, so Jung: „Vor Weihnachten hatten wir ,Die Schneekönigen‘ von Hans Christian Andersen und ,Nils Holgersson” von Selma Lagerlöf“. Derzeit lässt man ausgewählte Gedichte von Stuttgarter Sprechern einlesen, die Ergebnisse sollen zum Welttag der Lyrik am 21 März präsentiert werden:  „Da sind wir gerade mit Hochdruck dran.“ Während sich die meisten Künstler sich seit bald einem Jahr irgendwie über Wasser halten müssen, und für ihre Online-Angebote kaum oder gar nicht bezahlt werden, werde der Einsatz für die Stadtbibliothek voll honoriert, unterstreicht Jung.

Auch ohne Büchereiausweis kann man übrigens auf eine Reihe von Angeboten zurückgreifen. Besonders die Ideensammlung #wirbleibenzuhause ist eine feine Sache. Hier gelangt man unter anderem auf den YouTube-Kanal der Stuttgarter Sportvereine, sport@home, etwa zum Mitsporteln zu „Fitness-Zirkel mit Ann-Katrin“. Oder man hört Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu, während er aus seinem Lieblingsbuch „Der Grüffelo“ liest – auf hochdeutsch und auf schwäbisch. Und die Tutorials der DIY-Werkstatt inspirieren zum Zeichnen, zu Handlettering & Co. Vielleicht ist ja sogar ein neues Hobby dabei – auch für die Zeit nach Corona.