Bislang streitet der Eigentümer des Areals am Pragsattel, die Firma Formart, jegliche Verbindung zu den heftigen Konflikten um den Baugrund für die rund 270 geplanten Wohnungen des Theaterviertels ab. Doch diese These scheint ins Wanken zu geraten.

Stuttgart - Der Investor hinter einem der größten Wohnbaugebiete der Stadt könnte vor Beginn der Bauarbeiten in Schwierigkeiten stecken. Nach Informationen unserer Zeitung sind gegenüber der Stadt Zweifel geäußert worden, ob der Bauherr rechtmäßig in Besitz des Areals gelangt ist. Auf der Prag sind rund 270 dringend benötigte Wohneinheiten geplant.

 

Um die Flächen wird seit den gescheiterten Plänen für den Bau eines Trump-Towers erbittert gerungen. Der aktuelle Investor, die Firma Formart, streitet bislang jegliche Verbindung zu den Streitigkeiten und Gerichtsprozessen um die Grundstücke ab. Formart-Geschäftsführer Harald Meerße erklärte im Juli dieses Jahres: „Wir haben den Ankauf geprüft und haben keine Zweifel daran, dass der Kauf der Grundstücke rechtsbeständig ist. Den Streit um die Flächen zwischen den Voreigentümern kommentieren wir nicht.“ Man kenne den Konflikt allein aus der Presse.

Doch diese Position scheint zunehmend ins Wanken zu geraten. Bei der Stadt ist ein Schreiben eingegangen, welches unserer Zeitung exklusiv vorliegt. Der Brief stammt von der Foros Unternehmensberatung. Darin heißt es: Der Kaufvertrag, mit dem Formart in den Besitz der Grundstücke gelangt ist, sei Gegenstand rechtlicher Auseinandersetzungen. Zudem wolle man die Verwaltung davon in Kenntnis setzen, dass Foros über eine Treuhandkonstruktion an den Projektgesellschaften Maybach 1 bis 4 beteiligt gewesen sei. Dabei handelt es sich um die ehemaligen Eigentümer, die später an Formart verkauft haben.

Foros schreibt zudem, das Unternehmen hätte dem Verkauf zustimmen müssen, was nicht geschehen sei. Auch der Käufer Formart sei darüber informiert gewesen, behauptet Foros weiter. Dieser Streit werde derzeit vor dem Landgericht in Köln ausgetragen. „Sollten wir mit unserer Rechtsauffassung durchdringen, wäre der Grundstückskaufvertrag vom 11. 03. 2015 schwebend unwirksam“, schreibt Foros an die Stadt.

Vorwürfe gegen die Deutsche Bank

Der bisherige Streit lässt sich so zusammenfassen: Der ehemalige Eigentümer der Flächen, der Teppichhändler Sabet, behauptet, die Grundstücke seien unter Wert verkauft worden. Die Flächen wurden am 16. August 2013 für 6,7 Millionen Euro aus der Insolvenzmasse der Firma Sabet heraus verkauft. Sabet führte daraufhin Gutachten an, die belegen sollten, dass die Flächen einen wesentlich höheren Wert haben. Hafez Sabet, der Sohn des Firmengründers, behauptet: „Die Deutsche Bank hat die Firmen der Familie in die Insolvenz getrieben, um sich die Vermögenswerte des Mittelständlers unter den Nagel zu reißen.“ Sein Vorwurf: Die Bank sei an der Firmenstruktur der Käufer beteiligt und wolle so vom späteren Projektgewinn profitieren.

Die Deutsche Bank teilt auf Anfrage mit, man werde sich nicht zu Kundenbeziehungen äußern. Thomas Schulz, der Sprecher des ebenfalls von Sabet angegriffenen Insolvenzverwalters Steffen Beck, erklärt: „Es ist die gesetzliche Pflicht des Insolvenzverwalters, das bestmögliche Ergebnis für die Gläubiger zu erzielen.“ Die Grundstücke hätten mehrfach im Rahmen einer Zwangsversteigerung veräußert werden sollen. „Der Abschluss vom 16. August 2013 war somit das beste erzielbare Angebot“, so der Sprecher. Und: „Herr Beck ist all seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachgekommen.“ Im Zuge des Insolvenzverfahrens hat es zahlreiche Gerichtsverfahren gegeben. Im Rahmen derer seien viele von Sabets Behauptungen widerlegt worden, so Schulz. Zum Beispiel seien die Gutachten zum höheren Wert der Grundstücke, die Sabet anführt, „auf einer nicht nachvollziehbaren Grundlage“ erstellt worden. Doch inzwischen stützt sich Sabet nicht mehr allein auf Gutachten. Im August 2013 waren die Käufer die Projektgesellschaften Maybach 1 bis 4. Diese haben die Flächen inzwischen weiterverkauft – an den Investor Formart. Nach Informationen unserer Zeitung wird in dem Vertrag vom 11. März 2015 der Verkaufspreis mit 17,1 Millionen Euro angegeben – fast eine Verdreifachung des Preises.

Der Investor will keine Angaben mehr machen

Von all diesen Schwierigkeiten will Formart nichts wissen und nutzt bislang jede Gelegenheit, sich von den bisherigen Auseinandersetzungen zu distanzieren. Konfrontiert mit dem Schreiben von Foros an die Stadt, heißt es von Formart nun: Man wolle über Details zu den eigenen Einschätzungen nicht in der Öffentlichkeit sprechen. Und weiter: „Bitte berücksichtigen Sie auch, dass uns dies insbesondere aufgrund von Vertraulichkeitsvereinbarungen im Rahmen unseres Kaufvertrags untersagt ist. Wie bereits mehrfach gesagt, haben wir das Grundstück rechtmäßig erworben“, erklärt ein Sprecher von Formart auf Anfrage.

Für den Bau der geplanten Wohnungen benötigt der Investor zudem Flächen, die derzeit noch im Besitz der Landeshauptstadt sind. Es handelt sich dabei etwa um ehemalige Gleistrassen, die aufgrund ihrer Lage und Größe nicht allein bebaut werden können. Die Stadt hat diese Grundstücke noch nicht an den Investor verkauft. Derzeit seien die Verhandlungen noch im Gange, erklärt der Sprecher der Landeshauptstadt, Sven Matis. Ziel sei es, die Verträge noch im Lauf des Jahres zu unterschreiben. In der Vergangenheit hat Stuttgarts Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) bereits darauf hingewiesen, dass der bereits formulierte Kaufvertrag besonders umfangreich sei. Damit will sich die Stadt gegen eventuelle Risiken absichern.