Mit Prominenz und Sachverstand bildet ein historischer Rundgang den Auftakt zu einer besonderen Reihe anlässlich des Stadtjubiläums.

Freiberg am Neckar - Freiberg hat, was sich Remseck sehnlichst wünscht: eine neue Mitte mit Rathaus, Schule, Bibliothek und Hallenbad. Nicht alles in diesem Zentrum steht so schon seit der Gründung Freibergs im Jahr 1972, aber alles ist im gleichen Stil gehalten. Das meint zumindest die Archivarin Ingrid Eisenbraun, die am Samstag einen Rundgang anführte, der zugleich den Auftakt zu einer besonderen Reihe anlässlich des Stadtjubiläums bildete.

 

Und sie hatte viel Prominenz und Sachverstand dazugeladen: neben diversen Hauptamtsmitarbeitern und Rathaustechnikern einen ehemaliger und den aktuellen Bürgermeister. Mit vereinten Kräften, berichteten sie von der Zeit, in der sich die drei Gemeinden Beihingen, Geisingen und Heutingsheim zur Musterstadt Freiberg zusammenrauften.

Einrichtungen nicht nach Dringlichkeit realisiert

„Wir wollten vor allem modern sein“, sagt Altbürgermeister Herbert Schlagenhauf und muss doch zugeben, dass das mit sehr vielen Schwierigkeiten versehen war. Sie führten unter anderem dazu, dass die einzelnen Einrichtungen nicht in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit realisiert worden sind, sondern „immer dann, wenn wir dafür eine Genehmigung hatten“. Darum wurde etwa die Sporthalle erst nach dem Hallenbad errichtet. Das meiste sei im Laufe der ersten fünf Jahr entstanden, den Abschluss bildet das erst 2001 gebaute Prisma.

Und noch etwas verweist auf Parallelen zu den Plänen der Remsecker: das Zentrum entstand da, wo noch nicht alles zugebaut war. „Das war damals gar nicht so einfach“, sagt der einstige Bürgermeister. Denn die Amtsvorgänger in den Teilgemeinden seien sehr bauwütig gewesen. Aber die Tatsache, dass die Fläche, die heute das Zentrum bildet, frei war, hatte auch eine Kehrseite. Das Gros der Grundstücke musste die Gemeinde erst noch erwerben. Das hatte zur Folge, dass das Rathaus in den ersten zwei Jahren nur durch den Hintereingang zu betreten war, sagt Schlagenhauf. Der Platz, an dem sich heute der Haupteingang befindet, war Ackerland und direkt vor dem Portal musste erst einmal ein Wasserlauf kanalisiert werden. Im Nachhinein habe sich die Entscheidung für einen völlig neuen Namen als gut erweisen, sagt Archivarin Eisenbraun. „Denn bis kurz vor der Fusion gab es viel Zwietracht.“ Nicht zuletzt, weil die drei Kommunen sehr unterschiedlich in ihrer Ausrichtung waren: die einen zog es nach Bietigheim, die anderen nach Marbach, aber niemand nach Ludwigsburg.

Blockheizkraftwerk eines der ersten im Land

Stolz ist Schlagenhauf auf die Idee mit dem Blockheizkraftwerk. „Das war damals eines der ersten im ganzen Land“, sagt der Exbürgermeister. Und sein Nachfolger Dirk Schaible zollt ihm großes Lob. „Man darf nicht vergessen, dass wir uns damals mitten im Atomzeitalter befanden. Wir sind dafür heute sehr dankbar.“ Dank des erdgasbetriebenen Kraftwerks, das fast den gesamten Strom und die Heizwärme für die Schule, das Rathaus und das Hallenbad liefert, werden jährlich 830 Tonnem Kohlendioxid weniger in den Himmel gepustet.

Der symbolische Ort für den Rundgang und das Jubiläum ist der Marktplatz, dort steht das Denkmal, über das nie gestritten wurde: Karl-Henning Seemanns Verkörperungen der drei fusionierten Kommunen.