Dass die B 14 nicht so bleiben kann, wie sie ist, darin sind sich die Stadträte weitgehend einig. Die Frage ist: Wie viel Platz soll für den Verkehr künftig noch bleiben? Und da gehen die Ansichten auseinander.

Stuttgart - Der angekündigte städtebauliche Wettbewerb für die Stadtautobahn B 14 ist mit vielen Erwartungen verknüpft. Doch schon bei der Diskussion der Eckpunkte für die Auslobung zeigte sich am Dienstag im Rathaus: Die ideologischen Barrieren zwischen dem bürgerlich-konservativen Lager und der ökosozialen Ratsmehrheit erschweren den Brückenschlag zwischen den Quartieren dies- und jenseits der mehrspurigen Straße. Wie berichtet, hat die Stadtverwaltung auch aufgrund der Bürgerbeteiligung 2018 den Rahmen für den Wettbewerb jetzt weiter gefasst: Die teilnehmenden Architekten, Städte- und Verkehrsplaner sollen Ideen für eine Umgestaltung des öffentlichen Raums zwischen Marienplatz im Süden und dem Schwanenplatz im Norden liefern. Die Aufgabenstellung: Die trennende Wirkung der Bundesstraße soll beseitigt werden. Als Grundlage gilt dabei der Aktionsplan „Nachhaltig mobil“, der das Ziel hat, den Autoverkehr im Talkessel um 20 Prozent zu reduzieren. Geprüft werden soll auch, ob etwa der Tunnel unter der Planie entfallen kann und wie man Stuttgart zu einer echten Fahrradstadt entwickeln kann. Besonderes Gewicht legt die Stadt auf das Thema Klimaschutz und Stadtklima. Die klare Vorgabe: „Eingriffe in die Grünflächen wie den Akademiegarten sind zu vermeiden.“

 

CDU und FDP befürchten kilometerlange Staus durch Rückbau

Doch wo die einen sich die Beseitigung der Verkehrsschneise erhoffen und von einer „begrünten Umweltverbundachse“ (Linken-Stadtrat Christoph Ozasek) schwärmen, malen die anderen kilometerlange Staus auf reduzierten Fahrspuren an die Wand. „Der Verkehr nimmt eben nicht in dem Maße ab, wie wir uns das wünschen“, so CDU-Fraktionschef Alexander Kotz unter Verweis auf jüngste Verkehrszählungen an der Markungsgrenze der Landeshauptstadt. Zwar könne die CDU die von der Rathausspitze beschriebenen Rahmenbedingungen mittragen, die Umsetzung müsse aber stufenweise in Abhängigkeit von den Verkehrszahlen möglich sein. Michael Conz (FDP) betonte ebenfalls, der Autoverkehr werde sich nicht einfach in Luft auflösen, Staus hätten immense Folgen für die Luftbelastung.

Anders dagegen Grüne, SPD und SÖS/Linke-plus: Grünen-Fraktionschef Andreas Winter forderte mutige Schritte bis hin zur Halbierung des heutigen Straßenraums, Christoph Ozasek (Linke) betonte, man rede eindeutig über einen Rückbau der B 14 und eine Halbierung der Verkehrszahlen. Auch die SPD sprach sich für eine Halbierung der Verkehrsmenge aus. Ihr Fraktionschef Martin Körner legte zugleich Wert darauf, dass auch die Straßenränder in den Wettbewerb mit einbezogen würden. Dem schloss sich Jürgen Zeeb (Freie Wähler) an: „Wir müssen von Dachrinne zu Dachrinne planen.“

Kuhn gibt erneut Standortgarantie für Königin-Katharina-Stift ab

Prinzipiell erhob sich aber kein Widerspruch gegen die Rahmenbedingungen für den Ausschreibungstext für den Wettbewerb, der 2020 stattfinden soll und dessen Ergebnisse dann auf ihre Machbarkeit hin untersucht werden. Auch die Nichtbebauung von Grünflächen, von der Verwaltung als Vorgabe formuliert, fand Konsens im Ausschuss. Die SPD-Forderung, einen Wettbewerb mit dem Land durchzuführen, beschied Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) abschlägig. Das Land werde aber eng in den Prozess eingebunden.

Zu einem wichtigen Abschnitt des Wettbewerbs, dem Bereich der Kulturmeile entlang der Konrad-Adenauer-Straße zwischen Charlottenplatz und Gebhard-Müller-Platz, hat die Rathausspitze in einer separaten Vorlage noch einmal Position bezogen: Demnach lehnen Stadt und Land eine Bebauung des Akademiegartens ab. Zum Thema Opernsanierung ist in dem Papier festgehalten, dass Pläne für einen Hybridbau aus Interimsoper und späterem Konzerthaus nicht weiter verfolgt würden, da sie auch von Fachleuten abgelehnt würden. Klar ist für OB Fritz Kuhn (Grüne) auch: Das Königin-Katharina-Stift bleibt, wo es ist. Der Verein Aufbruch Stuttgart mit dem TV-Moderator Wieland Backes an der Spitze hatte den Standort immer wieder als geeignete Fläche für ein Konzerthaus oder eine Interimsoper identifiziert. Die Stadt dagegen favorisiert weiterhin eine Interimsoper bei den Wagenhallen während der mehrjährigen Sanierungsphase des Opernhauses. Ausdrücklich begrüßt Kuhn dagegen Überlegungen des Landes für die Öffnung des Neuen Schlosses, das sich zum Bürgerschloss entwickeln soll.