Was genau auf dem Aurelis-Gelände in Stuttgart-Vaihingen entsteht, sollen die Bürger entscheiden. Allerdings hat auch die Stadt schon Ideen und sieht „mehrere Bedarfe“ für den Bezirk. Wie groß ist da noch der Spielraum für die Menschen im Ort?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Der Vaihinger Bezirksbeirat will Bürgerbeteiligung groß schreiben – auch und gerade mit Blick auf das sogenannte Aurelis-Areal am Bahnhof. Vor mehr als zehn Jahren war dort der Fernomnibusbahnhof geplant. Als diese Idee vom Tisch war, verkündete der frühere Eigentümer, die Bahntochter Aurelis, das Gelände gemeinsam mit den Bürgern entwickeln zu wollen. In mehreren abendfüllenden Planungswerkstätten erarbeiteten sie Ideen. Das Ergebnis war das sogenannte Vaihinger Band, ein Mix aus Gewerbe, Büros, ein paar Läden und Wohnungen. Doch dann konnten sich Stadt und Eigentümer nicht einigen.

 

2018 kaufte die Stadt das Gelände. Als Ausgleichsfläche für die städtischen Grundstücke, welche die Allianz für den Bau ihrer neuen Hauptverwaltung im Bereich Heßbrühlstraße mit beanspruchen darf. Bürgermeister Michael Föll verkündete, dass dort eine „überwiegend öffentliche Parkfläche und ein Mobilitätszentrum“ entstehen könnten. Allerdings nicht sofort, denn vorerst wird die Fläche für andere Dinge gebraucht, unter anderem als Interimsquartier für die Abfallwirtschaft Stuttgart. 2019 meldete die Stadt die Aurelis-Fläche als mögliches Projekt für die Internationale Bauausstellung (IBA) 2027 an. Dessen Herzstück wäre die angedachte Mobilitätsdrehscheibe.

Fördermittel für Mobility Hub

Für diese gibt es mittlerweile einen neuen Namen: Mobility Hub. Auch der städtische Verkehrsplaner Andreas Hemmereich fängt mit dieser Bezeichnung wenig an, wie er in der vergangenen Woche im Vaihinger Bezirksbeirat bekannte. Gemeint sei letztlich ein modernes Gebäude mit für einen Bahnhof typischen Angeboten. Dabei geht es insbesondere um Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Die verschiedenen Möglichkeiten der Fortbewegung – Bus, Bahn, Fahrrad, Car-Sharing – sollen miteinander verknüpft werden. Dazu kommen eine attraktive Gestaltung des öffentlichen Raums und gegebenenfalls gastronomische Angebote.

Um in diese Richtung weiterdenken zu können, hat sich die Stadt erfolgreich um ein Forschungsprojekt beworben. Finanziell gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und unterstützt von Studierenden der Hochschule für Technik möchte die Fachverwaltung nun ein Konzept erarbeiten.

Was genau und wo genau was auf der ehemaligen Aurelis-Fläche entsteht, werde die Stadt gemeinsam mit den Bürgern entwickeln, sagte Michael Hausiel vom Amt für Stadtplanung und Wohnen im Bezirksbeirat. Koordiniert wird dieser Prozess von dem Architektur- und Stadtplanungsbüro Planbar Hochdrei. Dieses stellte in der Sitzung sein Konzept unter der Überschrift „Baustelle Zukunft“ vor und versprach eine offene und transparente Beteiligung der Menschen im Ort.

Die Lagerhalle soll vorerst bleiben

Die Bezirksbeiräte waren dennoch skeptisch. In einem interfraktionellen Antrag forderten sie einstimmig, das „ehemalige Aurelis-Areal komplett den Vaihingern als Erholungs- und Freizeitfläche“ zu überlassen. Alle Planungen für das Gelände sollen gestoppt und keine weiteren Fakten geschaffen werden, so der Tenor. In der Diskussion wurde deutlich, dass die Lokalpolitiker die Idee einer Mobilitätsdrehscheibe zwar prinzipiell begrüßen, aber auch eine solche müsse nach den Vorstellungen der Menschen im Ort entwickelt werden, wenn diese sie denn wollen. Andernfalls werde die angedachte Bürgerbeteiligung zur Farce. Die Verwaltung und das Stadtplanungsbüro machten lediglich klar, dass der immer wieder geäußerte Wunsch nach einer Grünfläche mit Biergarten sich nicht mit einem IBA-Projekt vereinbaren lasse.

Die Lokalpolitiker richteten ihr Augenmerk noch auf die Güterhalle, die sich derzeit auf dem Gelände befindet. Die Verwaltung plant, diese abzureißen. Der Bezirksbeirat will aber, dass sie erhalten und als Ort für Veranstaltungen genutzt wird. Ein entsprechender Antrag wurde einstimmig angenommen. Die Gemeinderatsfraktion Die Fraktion legt nun noch einmal nach. Auch sie fordert in einem Antrag, dass die Halle zumindest vorerst bleibt und zum Beispiel für kulturelle oder sportliche Angebote oder auch als sogenannte Foodhall zur Verfügung steht. Auch die Grünen im Gemeinderat haben einen Antrag vorbereitet. Sie fordern Infos zum baulichen Zustand der Halle, fordern das eventuelle Abrisspläne sofort gestoppt werden und wollen, dass der Bezirks- und der Gemeinderat in die weiteren Planungen für die Halle einbezogen werden.