Partys, Urban Art und Subkultur. Was für Stadtkinder schon längst zu Stuttgart gehört, scheint langsam auch zur Politik durchzudringen.

Stuttgart - In Stuttgart einen Club zu eröffnen, ist eine feine Sache. Wenn man über ein streng geheimes Festgeldkonto in der Schweiz verfügt. Denn immer wieder scheitern neue Ideen an der Stellplatzverordnung und den hohen Kosten, die diese verursacht. Dank der Verordnung müssen Gastronomen Parkplätze vor ihrer Lokalität vorweisen. Das war früher praktisch, als man Resi noch mit dem Traktor abgeholt hat, um sie dann irgendwo in der städtischen Peripherie zum Tanztee auszuführen. In der Innenstadt aber sind Parkplätze heute bekanntermaßen spärlich gesät, vor den Clubs manchmal gar nicht erst vorhanden. In diesem Fall müssen die Gastronomen der Stadt imaginäre Parkplätze abkaufen. Klingt logisch.Und zwar so logisch, dass jetzt auch die Stadt erkannt hat, dass 2013 nicht 1986 ist. Die CDU etwa hat einen Antrag gestellt, den Gastronomen die Parkplatzablöse zu erleichtern. Bis dahin wird einfach heimlich getanzt, so wie am vergangenen Samstag, als im Rotlichtviertel eine neue Bar eröffnet wurde und das Publikum in aufrührerischer Weise sich irgendwann zur Musik bewegt hat.

 

Besser ergeht es im Moment dem Rocker 33. Zwar war auch dessen Zukunft im Filmhaus bis vorige Woche ungewiss, jetzt aber ist es raus: zumindest bis Ende des Jahres darf dort weiter gefeiert werden. Und das, weil die Stadt Druck gemacht hat. „Fehlt nur noch, dass als nächstes die Merkel anruft“, soll der zuständige Vermieter genervt gesagt haben. Alle Stadtkinder freuen sich kringelig, dass nach KimTimJim, Zapata und Röhre keine weitere Spielstätte verloren gegangen ist. Übrigens gibt’s im Filmhaus ab jetzt jeden Samstag den Pop Rocky Pop-Up Store. Um 12 Uhr werden die Klamotten internationaler Labels rein gefahren, um 19 Uhr wieder raus.

Jetzt aber zum Wesentlichen, dem Wochenende. Das startet am Donnerstagabend und zwar mit Kunst und Kultur. Die Veranstaltungsreihe „Komme was wolle“ im Zollamt Bad Cannstatt ist neu und ziemlich großartig. Diesmal gibt’s eine Hörspielinstallation, Mareile Kurtz präsentiert ihr Buch mit dem vielversprechenden Titel „Mausmakis blaue Pumas – über chemisches Heilfasten und die Angst, sich zu Tode zu feiern“. Außerdem: Live Painting, Musik von der Band Die Selektion und für die späten Gäste Tech-House von DJ Phyllis Blessing. Los geht’s um 19 Uhr. Zurück zum Rocker 33: Dort feiert die Band Rework am Freitag die dritte Edition der Reihe „Loveyeah im 33“. Zu hören gibt’s ein Live-Set des Projekts Werewolf und dazu Club- und Dubsets der 15MinutesMotelBoys. Wer am Samstag noch Puste hat, besucht am besten die Wagenhallen. Dort gibt’s in zehn Stunden zwölf DJs. „Awake“ beginnt um 21 Uhr. Bei genannten Veranstaltungen darf selbstverständlich ganz offiziell getanzt werden.