DJs haben es nicht leicht: von der Generation Facebook werden sie als Abspielstation missbraucht, von Feuilletonisten werden sie nicht ernst genommen. Ein tränenrühriges Plädoyer samt Ausgehtipps fürs Wochenende.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Im Mikrokosmos des Nachtlebens leuchtet der Stern des DJs am hellsten. Beim sozialen Status kann höchstens gutes Bar-Personal dem DJ das Wasser reichen, was in der Realität selten vorkommt, da viele DJs ausgewiesene Schnapsdrosseln sind und statt Wasser Bier oder Schlimmeres bestellen. Seit einigen Jahren kassieren DJs Gagen, über die sich manch traditioneller Popstar wie Bolle freuen würde. Kulturkonservative Feuilletonisten sprechen DJs zwar den Status des eigenständigen Künstlers ab. Bei einem guten Plattenleger erfährt man aber oft mehr musikalische Fortbildung als bei einer Band, die ausschließlich eigenes Liedgut präsentiert. Ein guter DJ übernimmt im Club heute die Funktion, die ein Radio-DJ früher inne hatte, als Radios noch keine Comedy-Abspielstationen mit den immer gleichen drei – so genannten – Hits in Rotation waren. Er spielt Lieder, auf die man selber nie gekommen wäre.

 

Frage an den DJ: „Spielst du auch noch was Gutes?“

Spielt er allerdings zu viel Unbekanntes, kriegt der DJ schnell Ärger mit der Generation Facebook, die es gewohnt ist, ihre Wunschinhalte sofort auf Knopfdruck präsentiert zu bekommen. Das führt wiederum zu munteren Szenen der sozialen Interaktion: Nicht mehr ganz nüchterne 18-Jährige halten dem verdutzten DJ ihr iPhone vor die Nase, den neuesten Rihanna-Hit auf der iTunes-Playlist schon ausgewählt: „Bitte einstöpseln!“ Das mögen DJs gut unterrichten Krisen zufolge genauso wenig wie folgende Sätze: „Spielst du auch noch was Gutes?“ „Meine Freundin hat Geburtstag, ,Happy Birthday’ von Stevie Wonder passt doch perfekt in diese Dubstep-Runde, oder?“ „Kannst du mal dieses eine Zehn-Minuten-Stück von XYZ auflegen? Dann kannst du auch in Ruhe auf’ Klo“.

Darum merke: Die Leiden des jungen DJs sind beinahe unerträglich. Bevor wir aber allzu sehr mit einem wirklich bemitleidenswerten Berufsstand mitjammern, im Folgenden ein paar fröhliche Nachrichten zur besseren wochenendlichen Freizeitplanung: Für den Freitag empfehlen wir die Partyreihe Trapper’s Delight im Rocker 33. Und am Samstag führt kein Weg vorbei am Kowalski. Der Club feiert Einjähriges mit der ein oder anderen Überraschung.