Nach 18-monatiger Bau- und Restaurationszeit wird die Stadtkirche St. Germanus am kommenden Sonntag wieder eingeweiht. Das Wahrzeichen Untertürkheims mit seinen berühmten Kunstwerken erstrahlt in neuem Glanz.

Untertürkheim - Nach 18-monatiger Sanierungszeit haben die Untertürkheimer vom Wochenende an ihr Wahrzeichen wieder. Landesbischof Frank Otfried July wird am Sonntag die Stadtkirche St. Germanus mit einem Festgottesdienst einweihen. „Die vergangenen eineinhalb Jahre haben unseren Kirchengemeindemitgliedern, unseren Nachbarn und den Untertürkheimern viel Geduld abverlangt, aber die Anstrengungen haben sich gelohnt“, schaut Stadtkirchenpfarrer Martin Hug auf eine aufregende Bauzeit zurück. Die Technik wurde erneuert, der Anbau abgerissen, ein neuer wird gerade noch erstellt und die Kunstwerke wurden renoviert. Das Gotteshaus erstrahlt in frischem Glanz. Der Kirchenraum erscheint heller, einladender und durch die restaurierten Kunstwerke noch eindrucksvoller.

 

In mühevoller Arbeit haben Restauratorenteams die Wandgemälde vom Schmutz und Staub der vergangenen Jahrzehnte befreit, vorsichtig gereinigt und die Jahrhunderte alte Malschicht verfestigt. Dargestellt sind die zwölf Apostel und vier Evangelisten sowie die sieben Tugenden. Auf Höhe der Empore schließt sich ein weiteres sehenswertes Motiv an: die Himmelsleiter mit Jakobs Traum. Nach jüngsten Erkenntnissen stammen die Wandmalereien aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Bei einer Baustellenführung entdeckten selbst langjährige Kirchenbesucher neue Details. „So eindrucksvoll haben wir die Kunstwerke noch nie gesehen“, sagten sie staunend. Auch weitere Kunstwerke, die die Stadtkirche als Kulturstätte so attraktiv machen, bekamen Sonderbehandlungen. Die Grieshaberwand wurde nicht nur gesäubert, sondern die Restauratorinnen besserten auch kleinere Schäden aus. Auch das große Kruzifix, die Tafel mit den Untertürkheimer Pfarrern sowie die Kunstgemälde – darunter Schmauks Untertürkheimer Bergpredigt – erfuhren eine Auffrischung.

Restaurierungsarbeiten waren ein Nebenprodukt

Dabei waren die Restaurationsarbeiten der Kunstwerke eigentlich ein Nebenprodukt. Ausgangspunkt der aufwendigen Sanierung war die dringend erforderliche Erneuerung der Heizung und Elektrotechnik sowie der Wunsch nach einem zeitgemäßeren Lichtkonzept. Gleich zu Beginn – im April 2017 – musste deswegen der Fußboden entfernt und neue Heizungsrohre in den Boden verlegt werden. „Obwohl wir die alten Bodenplatten wieder verwendeten, erscheint der Boden erstaunlicherweise heller“, sagt Hug. Dazu trägt sicherlich auch die nun helle Decke sowie die moderne, energiesparende Beleuchtung bei. Mittels der Anlage können bestimmte Bereiche oder Kunstwerke angestrahlt werden.

Im Raum hinter der Grieshaberwand, der als Proben- und Aufenthaltsraum für kirchliche Gruppen und bei Veranstaltungen genutzt werden kann, erzeugt eine Lichtwolke behagliche Stimmung.

Gottesdienst mit Bischof July

„Noch sind die Arbeiten allerdings nicht ganz abgeschlossen“, sagt Hug. Der neue Anbau, in dem auch die Küche und das Behinderten-WC untergebracht werden, soll bis zum Weihnachtsmarkt gebaut und benutzbar sein. Orgelbaumeister Andreas Schmutz ist zudem gerade noch dabei, die imposante Orgel mit ihren 43 Registern wieder zusammenzubauen. Rund 3000 Pfeifen haben er und seine Mitarbeiter gesäubert. „Hauptproblem war aber, dass wir die Orgel zugänglicher machen mussten. Dazu waren Umbauarbeiten notwendig. Zudem mussten Verschleißteile ausgetauscht werden“, so Schmutz. Bis Sonntag wird der größte Teil der Orgel bespielbar sein. Das Instrument soll zum Einweihungsgottesdienst und der Freude über die Wiederinbetriebnahme beitragen. Insgesamt wurden 1,2 Millionen Euro in die Sanierung gesteckt. Finanziert wird dies durch die Landeskirche, das Land, die Kirchengemeinde und durch Spenden.