Die Freiräume in der Stadt werden immer rarer - wie lässt sich das ändern? Die Gruppe Stadtlücken zeigt in ihrer neuen Galerie hinter der Stiftskirche studentische Arbeiten, die sich mit der Stadt Stuttgart ihren Bürgern befassen.

Stuttgart  - Die Stadt besteht aus vielen Lücken. Aus Zeitlücken, Wissenslücken, sozialen Lücken und Baulücken. So sehen das zumindest Sebastian Klawiter und Hanna Noller, Absolventen der Akademie der Bildenden Künste am Killesberg. In ihrer Abschlussarbeit haben sie sich mit Freiräumen für Kreative und andere Bürger der Stadt auseinandergesetzt, die in Stuttgart immer weniger werden, aber dennoch da seien – man müsse sie nur finden.

 

Am Tag der Präsentation ihrer Masterarbeit sind große Pläne im Erdgeschoss der Akademie ausgestellt. Die Architekten haben darauf gefundene Lücken markiert. Der Österreichische Platz etwa, stelle eine Wissenslücke dar. „Wem gehört der Platz – der Stadt oder einem Investor?“ Die zahlreichen Stäffele der Stadt bezeichnen sie als soziale Lücken. „Diese Orte werden vernachlässigt, obwohl sie für Stuttgart identitätsstiftend sind und sich hervorragend als Treffpunkte eignen“, sagt Isabel Zintel, die als akademische Mitarbeiterin am Städtebau-Institut der Universität Stuttgart arbeitet und von Anfang an beim Projekt von Klawiter und Noller dabei ist.

Riesiges Potenzial an Wissen, Ideen und kritischen Frage

Seit der Präsentation ihrer Abschlussarbeit hat sich bei der Gruppe, die sich Stadtlücken getauft hat, viel getan. Einmal monatlich gibt es Treffen für Interessierte im Theater Rampe. Unter dem Motto „Wem gehört die Stadt“ wird dort diskutiert und an Lösungen gearbeitet. Und jetzt ist sogar ganz konkret eine Lücke gefunden worden. Am Mittwoch eröffnen sie eine Galerie mitten in der Stadt. In den ehemaligen Räumen der Palermo Galerie hinter der Stiftskirche möchten sich die Stadtlücken noch intensiver mit dem Thema auseinandersetzen und studentische Arbeiten zeigen. „Semester für Semester setzen sich Studierende mit Stuttgart auseinander und bündeln in ihren Arbeiten ein riesiges Potenzial an Wissen, Gedanken, Entwürfen, Ideen und kritischen Fragen zu ihrer Stadt. Eine Arbeit, die oft ungesehen in Schubladen verschwindet“, sagt die Gruppe. In der Ausstellung sollen deshalb facettenreiche Arbeiten, die sich mit Stuttgart und seinen Bewohnern auseinander setzen, gezeigt und diskutiert werden. Gleichzeitig bilde die Schau eine Plattform für Wissen und Austausch, die Unis und Hochschulen weiter zu vernetzen. „In Stuttgart gibt es viele Architekturstudenten, die sich mit der Stadt auseinandersetzen. Das möchten wir besser nutzen und die Studierenden vernetzen“, sagt Klawiter.

Auch Institutionen aus Stuttgart bringen die Stadtlücken zusammen, schon beim ersten Treffen im Theater Rampe waren Vertreter von Contain’t, Projektraum Lotte, Ebene 0, Umschichten und vom Reallabor anwesend. „Freiraum in der Stadt wird immer rarer, den Bürgern wird ständig Platz weggenommen. Im Vordergrund steht der Konsum, der Schlossplatz wird eventisiert“, war dort zu hören. In anderen Städten gibt es ähnliche Initiativen schon lange, in Hamburg etwa und in München. Nun ist eauch in Stuttgart das Ziel der Stadtlücken nicht mehr allein sondern gemeinsam für mehr Freiraum für die Bürger der Stadt einzustehen.

Stadtlücken: Die Ausstellung eröffnet am Mittwoch, 11. Mai, 19 Uhr, am Fruchtkasten 3 und geht bis 15. Mai, mehr Infos unter www.stadtluecken.de.