Die Eigentümer der Waldenbucher Stadtmühle haben ihr Grundstück aus Sicherheitsgründen mit einem Metalltor begrenzt und damit eine stark frequentierte Wegverbindung gekappt.

Waldenbuch - Der kleine Durchgang neben der Waldenbucher Stadtmühle war über viele Generationen hinweg eine beliebte Abkürzung zwischen dem Neuen Weg und dem historischen Marktplatz. Doch damit ist jetzt Schluss. Seit etwa zwei Wochen müssen die Passanten wieder umdrehen. Zwischen der Mühle und dem Nachbargebäude versperrt ein großes Metalltor den Weg. Das gefällt nicht allen Waldenbuchern. Zu ihnen gehört der FWV-Stadtrat Wolfgang Rieth. Er hat die Stadtverwaltung um Aufklärung gebeten und hinterfragt die Baumaßnahme: „Das kann doch nicht so bleiben. Seit 200 Jahren laufen die Leute hier durch. Ist die Schließung überhaupt erlaubt oder gibt es ein Gewohnheitsrecht?“

 

Jörg Pfannenschwarz, der die Stadtmühle gemeinsam mit seinem Bruder führt, hat darauf eine klare Antwort: „Der Durchgang liegt auf unserem Privatgrundstück. Wir können nachvollziehen, dass dem einen oder anderen die Abkürzung jetzt fehlt. Wir hatten aber aus Sicherheitsgründen keine andere Wahl“, sagt er. In den vergangenen Jahren sei es durch Radfahrer und fehlgeleitete Autos im Betriebshof der Mühle immer öfter zu gefährlichen Situationen gekommen. „Das Tor dient dem Eigenschutz“, stellt Pfannenschwarz klar.

Weg führt durch Privatgelände

Im Gespräch mit Passanten und Radlern hat die Familie erfahren: Den wenigsten war bewusst, dass sie sich beim Queren des Mühlenhofs auf Privatgelände befanden. „Immer wieder sind Radler hier durchgeschossen und haben uns angepöbelt, weil da Paletten im Weg standen“, berichtet Jörg Pfannenschwarz. Das sei nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich. Denn der Hof werde von dem Unternehmen, das Futtermittel, Nahrungsmittel, Fruchtsäfte und Mühlenprodukten vertreibt, als Liefer- und Lagerzone benutzt, sagt er.

Zwei Gabelstapler sind auf der asphaltierten Fläche im Einsatz. Die Geschäfte laufen gut. Mittlerweile hat das Unternehmen 13 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. „Wir mussten ständig aufpassen. Denn wenn etwas passiert, sind wir haftbar“, erklärt der Mühlen-Chef. Und dann waren da noch die Autofahrer, die ihrem Navi blind vertrauten und immer wieder versuchten, sich samt fahrbarem Untersatz durch die enge Öffnung zu quetschen. „Wir haben mit unseren Staplern schon mindestens drei, vier Autos befreit, die hoffnungslos eingeklemmt waren“, berichtet Jörg Pfannenschwarz.

Kein städtisches Wegerecht

Künftig signalisiert das große Metalltor: Hier geht es nicht weiter. Autos und Radler müssen der Straße Unter der Mauer bis zur regulären Ausfahrt am Sonnenhof folgen und Fußgänger können die Treppe an der etwa 50 Meter entfernt liegenden Polizeiwache nutzen. „Das ist in beiden Richtungen kein großer Umweg“, stellt der Waldenbucher Hauptamtsleiter Ralph Hintersehr fest.

Er hat den Wunsch von Wolfgang Rieth erfüllt und kommt zu dem Ergebnis: Der Lückenschluss ist weder als Eigentor der Eigentümer noch als Tortur für die Passanten zu bewerten. „Es gibt verschiedene private Flächen, für die wir als Stadt Wege- und Durchfahrtsrechte haben. Der Durchgang an der Stadtmühle gehört aber nicht dazu“, berichtet er. Da das Tor mitten auf dem Grundstück und nicht an der Grundstücksgrenze errichtet worden sei, habe auch keine Genehmigungspflicht bestanden. Auf die Abkürzung am Mühlkanal müssten die Waldenbucher deshalb auch weiterhin verzichten.