Eine Schreibmaschine namens Erika und eine gestopfte Strickjacke: Zum 100. Geburtstag des Cannstatter Schriftstellers zeigt das Stadtmuseum Bad Cannstatt noch nie zuvor ausgestellte Exponate. Die Schau ist am Mittwoch zum ersten Mal geöffnet, die Presse durfte schon vorab einen Blick in die Klösterlescheuer werfen.

Bad Cannstatt - „Sage mir, was du von Stuttgart hältst, und ich sage dir, ob du ein Cannstatter bist.“ Auch wenn Thaddäus Troll nicht mehr in Bad Cannstatt wohnte, als er diesen Satz sagte, spiegelt er doch die Verbundenheit des Bestsellerautors, Journalisten und Mundartdichters mit seiner Heimat wieder. Vor 100 Jahren wurde Thaddäus Troll, der mit bürgerlichem Namen Hans Bayer hieß, in Bad Cannstatt geboren und verbrachte Kindheit und Jugend in Stuttgarts größtem Stadtbezirk. Sein Leben lang betonte er seine Herkunft gerne und bei vielen Gelegenheiten – sodass es nur logisch erscheint, dass die Ausstellung anlässlich seines 100. Geburtstags im Stadtmuseum Bad Cannstatt gezeigt wird.

 

Geboren in der Marktstraße, beerdigt auf dem Steigfriedhof

Der Lokalbezug zieht sich als roter Faden durch die neue Schau in der Klösterlescheuer, die einen Bogen schlägt von der Geburt Trolls am 14. März 1914 in der Marktstraße bis zu seiner Beerdigung 1980 auf dem Steigfriedhof. „Viele Exponate wurden noch nie zuvor öffentlich gezeigt“, sagt Manfred Schmid vom Planungsstab Stadtmuseum, der Kurator der Ausstellung. Unter anderem werden in den Vitrinen zehn Krawatten und eine orangefarbene Strickweste gezeigt, die Troll in den 70er-Jahren oft getragen hat, wie nicht nur Fotos des Schriftstellers in diesem Kleidungsstück zeigen: „Die Jacke ist gestopft worden“, sagt der Historiker und Mitkurator Olaf Schulze und deutet schmunzelnd auf jene Stelle der Strickjacke, die Troll zweifelsohne als echten Schwaben ausweist. Gezeigt werden außerdem bislang unbekannte Fotos aus Trolls Jugendzeit, die Schreibmaschine namens Erika, auf der er die letzten Jahrzehnte seines Lebens Texte verfasste, und der Becher, aus dem er seinen Lieblingswein, einen Trollinger Lemberger aus Aspach, zu trinken pflegte.

Einen Viertelliter davon brauche er als Treibstoff pro Seite, sagte Troll über sich, wobei diese Aussage ebenso humorvoll und ironisch-kritisch gemeint gewesen sein dürfte, wie sein Blick auf die Welt generell es war: „Man nimmt Troll heute oft nicht in seiner Gänze war“, sagt Schulze. Der Cannstatter Schriftsteller sei viel mehr als ein brillanter Mundartdichter gewesen, auch wenn ihm mit dem Buch „Deutschland, deine Schwaben“ der deutschlandweite Durchbruch gelungen sei.

Licht und Schatten im Leben des Thaddäus Troll

„Wir wollen die Breite seiner Produktion zeigen“, erklärt Schulze, warum der aktuellen Ausstellung im Stadtmuseum natürlich auch zahlreiche Bücher, darunter viele handsignierte, nicht fehlen. Gedichte, Prosa, Bildbände, aber auch Texte für Hörspiele und Überarbeitungen von Theaterstücken entstammen Trolls Feder. „Er hat viel geschrieben und war stets gesellschaftspolitisch engagiert“, sagt Schmid. So machte sich der Cannstatter als Wahlkämpfer für einzelne Sozialdemokraten einen Namen und setzte sich für die soziale Situation von Schriftstellern ein: Unter anderem ist die bis heute bestehende Künstlersozialkasse mit sein Werk.

Trotz dieser Verdienste wollen die Ausstellungsmacher Troll übrigens nicht verklären: „Wir machen auch auf die Schattenseiten im Leben des Thaddäus Troll aufmerksam“, sagt Schulze. So werden zum Beispiel Artikel des damals noch jungen Journalisten gezeigt, welche dieser für die Zeitung der Wehrmacht geschrieben hatte. Später schrieb Troll als Journalist unter anderem Theaterkritiken, veröffentlichte Artikel im Spiegel und war Mitbegründer von Wespennest, der ersten satirischen Zeitschrift nach dem zweiten Weltkrieg.