Der erste Bauabschnitt der 3,2 Millionen Euro teuren Straßengestaltung beginnt nach dem Maikäferfest 2020. Drei neue Plätze sind geplant, um den öffentlichen Raum aufzuwerten – etwas durch „Sharing-Regale“ und „urbane Schließfächer“.

Fellbach - Die Vorbereitungen laufen bereits seit Monaten, doch ohne den ausdrücklichen Beschluss des Gemeinderats dürfen die Bauarbeiter noch nicht anrücken. Ihr positives Votum sollen die Lokalparlamentarier an diesem Dienstagabend im großen Ratssaal aussprechen. Dass die Mehrheit dem vorhaben noch Steine in den Weg legt oder das ganze Konzept aushebelt, scheint angesichts der Bürgerinformation vom Oktober sowie diverser Vorgespräche mit den Gewerbetreibenden und Einzelhändlern ausgeschlossen.

 

Nach dem vom Tiefbauamt entwickelten Gestaltungskonzept werden drei Bereiche in neue Plätze umgewandelt

Es geht um die Gestaltung des Straßenraums rund ums Wüst-Areal beziehungsweise der Wohncity. Die Kosten für die Neustrukturierung, die in zwei Abschnitte aufgeteilt wird, liegen bei insgesamt 3,2 Millionen Euro. Als Referenzgröße für die Aufhübschung der umliegenden Bereiche gilt das Rathaus-Carrée – also jenes Vorzeigequartier, dem auch bei der Neuen Mitte Schmiden nachgeeifert werden soll. Das grundsätzliche Ziel definiert die Bauverwaltung durch die Überschrift „Verbesserung der Aufenthaltsqualität“. Es geht um mehr Platz zum Bummeln, um genügend Sitzplätze, um Cafés und ganz allgemein um „ein attraktives Ambiente“ in einem Viertel mit „Wohlfühlcharakter“.

Nach dem vom Tiefbauamt entwickelten Gestaltungskonzept werden drei Bereiche in neue Plätze umgewandelt. Der erste Platz liegt in der Bahnhofstraße zwischen den Hausnummern 5/7 und 12, also im Bereich des Zugangs zur Stadtbücherei. Der zweite Platz ist dem Zugangsbereich der Gewerbeflächen des Wüst-Areals in der Bahnhofstraße 24 bis 28, also nahe Edeka-Hansen, vorgelagert. Als dritter Platz ist die bereits bestehende Freifläche in der Cannstatter Straße am Treppenzugang zum Berliner Platz auserkoren.

Die Aufwertung des öffentlichen Raums erfolgt dort durch Sonderbausteine wie Sitz- und Aufenthaltsgelegenheiten, durch Abstell- und Ausleihmöglichkeiten für Lasten- und Fahrräder, durch Kinderspielgeräte „und Sharing-Regale beziehungsweise urbane Schließfächer“, wie Tiefbauamtsleiter Thomas Stengel erläutert – das Fellbacher Stadtleben hat offenkundig immer wieder neue, überraschende Begriffe parat.

In der Bahnhofstraße wird der Gehweg auf der Ostseite – wo sich Geschäfte und Stadtbücherei befinden – um zwei Meter auf dann 3,1 Meter verbreitert

Ähnlich wie im Rathaus-Carrée wird die eigentliche Fahrbahn mit einem dunklen Naturstein eingefasst samt einer Erhöhung von drei Zentimetern. Dieser Höhenversatz entspricht den Anforderungen der Barrierefreiheit für Sehbehinderte und Blinde und ist zur Straße hin geneigt, sodass auch Rollator- und Rollstuhlfahrer ihn gut nutzen können. Die Parkplätze sind den Gehwegen zugeordnet, befinden sich also auf gleicher Ebene und sind durch breiteren Naturstein von der Fahrbahn getrennt. Die Parkplätze werden durch ebenfalls dunkle, eben eingebaute Kantensteine markiert.

In der Bahnhofstraße wird der Gehweg auf der Ostseite – wo sich Geschäfte und Stadtbücherei befinden – um zwei Meter auf dann 3,1 Meter verbreitert. Die Gehwegbreite auf der Westseite bleibt gleich. Die neue Fahrbahn in der Bahnhofstraße wie der Cannstatter Straße erhält – wie derzeit etwa in der Kirchhofstraße – eine Breite von genau vier Metern.

Nach einer Pause folgt im Mai 2021 weiter der zweite Bauabschnitt (1,5 Millionen Euro)

Statt des seitherigen Radwegs gibt es einen Mischverkehr für Autos, Linienbusse, Lastkraftwagen und Fahrräder. Der Wegfall des Radstreifens sei vertretbar, erklärt die Stadtverwaltung mit Verweis auf die schnelle Fahrradstraßenroute im Westen mit der Pfarrer-Sturm-Straße.

Der Zeitplan sieht eine Staffelung vor: Zunächst wird nach dem nächsten Maikäferfest (es findet am 3. Mai 2020 statt) der erste Bauabschnitt in Angriff genommen – Kostenpunkt 1,7 Millionen Euro – und voraussichtlich im November 2020 beendet. Betroffen davon ist der Bereich Cannstatter Straße nördlich der Seestraße sowie ums Eck herum dann die Gerhart-Hauptmann-Straße einschließlich der Einfahrten in die beiden Tiefgaragen Wohncity und Edeka.

Nach einer Pause folgt im Mai 2021 weiter der zweite Bauabschnitt (1,5 Millionen Euro) in der Bahnhofstraße zwischen Seestraße und Mozartstraße – somit auf der Westseite des Wüst-Areals.