Das Ladensterben in Stuttgart-Kaltental lässt den Menschen wenig Einkaufsmöglichkeiten. Im Zuge der Ortssanierung will die Stadt dies ändern. Mit ihrem Vorkaufsrecht auf Immobilien hat sie dafür ein Werkzeug.

Kaltental - Nachdem schon viele Geschäfte im Ort aufgegeben haben, ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs ein wichtiges Thema in Kaltental. Sie ist auch ausdrücklich ein Ziel der Ortssanierung. Die Nachfrage ist groß, denn allein zwischen 2016 und Mitte 2019 hat der Ort die Metzgerei Fais, die Schwarzwaldapotheke, den Schalter der BW-Bank und das Obst-, Gemüse- und Blumengeschäft von Ingrid Strähle verloren. Zuvor hatten eine Edeka-Filiale und der Gemischtwarenladen an der Feldbergstraße aufgegeben. Die Erwartungen sind also hoch, und dementsprechend heftig brodelt die Gerüchteküche. Danach will die Stadt eine Immobilie an der Böblinger Straße kaufen. Dort, so sagt man, solle ein Lebensmittelladen untergebracht werden.

 

Die einzig zurzeit greifbare Tatsache ist aber, dass die Stadt die Versorgung mit Informationen über die Ortssanierung sichergestellt hat. „Wir haben das Gebäude der BW-Bank gekauft. Dort wollen wir in einigen Räumen ein Stadtteilbüro einrichten, denn wir brauchen eine Stelle, von wo aus wir niederschwellig und ortsnah informieren. Der Kaufvertrag ist quasi noch druckfrisch“, sagt Altraut Schiller vom Amt für Stadtplanung und Wohnen, die den rund 15 Jahre währenden Sanierungsprozess als Planerin begleitet. Was mit den übrigen Räumen im Gebäude geschehen werde, stehe noch nicht fest.

Bestehenende Händler sollen keine Nachteile haben

Zum Einzelhandel und zu den Gerüchten über einen Laden-Standort an der Böblinger Straße sagt Altraut Schiller: „Aus der Sanierungssatzung haben wir den Auftrag, die Böblinger Straße zu entwickeln. Wenn wir in Kaltental einen weiteren Einzelhändler etablieren wollen, dann ist das aus unserer Sicht nur in zentraler Lage an der Böblinger Straße sinnvoll.“ Zum Thema Nahversorgung und Einzelhandel treffe sich im April eine Themengruppe. Die Stadt, sagt Altraut Schiller, sei zurzeit dabei, auszuloten, wie Filialisten ihre Chancen am Standort Kaltental sehen: „Es ist uns dabei aber sehr wichtig, dass wir nichts an den bestehenden Einzelhändlern vorbei beschließen. Wir kümmern uns darum, dass sie ihr Potenzial erhalten und weiterentwickeln können. Wir arbeiten gut mit ihnen zusammen.“

Was den Kauf von Immobilien im Sanierungsgebiet durch die Kommune angehe, sagt Schiller: „Wir sind bestrebt, dort Grundstücke zu kaufen und mit dem Einen oder Anderen darüber ins Gespräch zu kommen.“ Oliver Augustin vom Sachgebiet Innere Stadtbezirke und Jugendbeteiligung ergänzt: „Die Stadt hat im Sanierungsgebiet Vorkaufsrecht.“ Wenn sie, rein hypothetisch betrachtet, einen Lebensmittelladen ansiedeln wolle, dann könne sie ein Gebäude kaufen. Das Haus könne aber auch ein Privatmann bekommen, wenn er sich verpflichte, dort einen Einzelhändler unterzubringen. Die Stadt wolle damit verhindern, „dass jemand im Siedlungsgebiet Immobilien kauft und dann teuere Luxuswohnungen baut“.