Der Ostfilderner Gemeinderat beschließt, ein vergünstigtes Stadtticket für die Buslinien einzuführen. Vier Städte in der Region haben bereits gute Erfahrungen mit dem Angebot gemacht.

Ostfildern - Von April nächsten Jahres an können die Ostfilderner für drei Euro einen Tag lang beliebig oft mit allen Buslinien im Stadtgebiet fahren. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den ermäßigten Einzelfahrschein sowie ein günstiges Ganztagesgruppenticket für bis zu fünf Personen zum Preis von sechs Euro einzuführen – zunächst für eine Testphase bis zum Ende des Jahres 2021. Damit folgt Ostfildern den Städten Esslingen, Ludwigsburg, Herrenberg und Marbach, wo das Ticket laut einer Sprecherin des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) bereits erfolgreich eingeführt und gut angenommen worden ist. Die Stadt Ostfildern gleicht die dem VVS dadurch entstehenden Mindereinnahmen mit jährlich 164 000 Euro aus.

 

Ticket ist in Esslingen ein „Verkaufsschlager“

Das Ziel ist klar definiert: Der ÖPNV soll attraktiver werden, auf dass möglichst viele Menschen möglichst oft ihr Auto stehen lassen, um Besorgungen im Stadtgebiet zu erledigen. Nur dann trage das vergünstigte Ticket „zum Klimaschutz bei“, sagte Margarete Schick-Häberle, die Vorsitzende der Grünen im Ostfilderner Gemeinderat. Und das wiederum setze voraus, dass das innerstädtische Liniennetz mit einer guten Taktung ausgebaut werde. Norbert Simianer, der CDU-Fraktionschef, vermutet, drei Euro sei noch zu teuer, „um auf das Auto zu verzichten“. Die Testphase werde darüber aber sicherlich Aufschluss geben.

In Esslingen hat man bereits gute Erfahrungen mit dem zum vergangenen April eingeführten Angebot gemacht. Nach fünf Monaten seien bereits 100 000 Stadttickets verkauft worden, womit die „Erwartungen übertroffen“ worden seien, hieß es Ende September seitens der Stadt. Der für den ÖPNV zuständige Esslinger Bürgermeister Ingo Rust bezeichnete das Ticket gar als „Verkaufsschlager“. Der städtische Zuschuss, der sich in Esslingen auf rund eine Million Euro pro Jahr beläuft, sei „an dieser Stelle bestens investiert“. In der Stadt Ludwigsburg fällt ein erstes Fazit nicht schlechter aus. Dort wurden seit der Einführung im August 2018 bis zum vergangenen Juli rund 385 000 Stadtticket gelöst.

Auch die Verantwortlichen der Ostfilderner Verwaltung hoffen auf eine erfolgreiche Testphase, in der das Vorhaben jährlich mit rund 164 000 Euro aus der städtischen Kasse gefördert wird. Attraktiv sei das Ticket allemal, heißt es in der Vorlage für die Gemeinderäte, denn für Personen, die das günstige Tagesticket lösten, sei bereits die dritte Fahrt kostenfrei.

Gratisticket für Schüler?

Einige Städte und Gemeinden in der Region Stuttgart wollen das Ticket ebenfalls – zunächst probehalber – einführen. So sind laut dem VVS im Kreis Esslingen bereits Filderstadt, Kirchheim, Leinfelden-Echterdingen, Plochingen und Reichenbach demnächst mit von der Partie. Zudem werden sich Leonberg, Böblingen, Sindelfingen, Renningen, Asperg, Ditzingen, Kornwestheim, Remseck, Tamm, Fellbach und Kernen dem Projekt anschließen.

Norbert Simianer von der Ostfilderner CDU-Gemeinderatsfraktion könnte sich sogar vorstellen, in der Stadt Tickets für Schüler kostenlos auszugeben, um die Zahl „der vielen Elterntaxis“ zu reduzieren. Seine Fraktion wünsche sich eine „realistische Einschätzung der Verwaltung“, inwieweit diese Idee finanziell und logistisch umgesetzt werden könnte.