Stadtwerke-Chef Jörg Zou wünscht sich mehr Effizienz der Politik beim Handling der Krise. Und er ist sich sicher: Billiger werden Gas und Strom nicht.

Ohne eine sanfte Ermahnung geht es auch bei ihm nicht. Jörg Zou stimmt beim Thema Energiekrise in den Chor aller warnenden Stimmen mit ein: „Im gewerblichen und im privaten Bereich lautet das Gebot der Stunde, Energie zu sparen.“ Doch selbst bei eisernem Maßhalten, da ist sich der Geschäftsführer der Stadtwerke Esslingen (SWE) sicher, werden sich die Preise auch in den kommenden drei Jahren im gehobenen Segment bewegen. Der Strompreis sei dabei am höchsten.

 

Kälteschocks, Zittern und Zähneklappern müsse aber niemand befürchten. Die Füllstände der Speicher würden auch wegen der milden Temperaturen im Oktober und Anfang November und dem niedrigen Verbrauch bei gut 99 Prozent liegen: „Über den Dezember kommen wir also gut hinweg.“ Und falls es doch eng werde – Privatleute müssten sich nicht so warm anziehen wie Gewerbetreibende. Ein Notfallplan sehe vor, dass Energieversorger wie die Stadtwerke Esslingen im Bedarfsfall ihre Leistungen zuerst für Großkunden reduzieren müssten. Energie ist also noch da. Allerdings gibt es sie nicht zum Nulltarif, betont der studierte Betriebswirt: Die Stadtwerke würden gerade für die nächsten Jahre einkaufen, und es sei absehbar, dass die Preise für Gas und Strom bis einschließlich 2025 hoch bleiben würden.

Das Weiterbetreiben der Atomkraftwerke als Mittel gegen die Energieknappheit sieht Jörg Zou kritisch. Problematisch sei ja vor allem die Lage bei der Gasversorgung. Doch mit Atomkraft lasse sich nicht heizen und sie könne Gas auch nicht direkt ersetzen, aber sie liefere immerhin Strom. Gleichzeitig warnt der SWE-Geschäftsführer: „Die Klimaschutzziele dürfen nicht aus den Augen verloren werden.“

Die Gaspreisbremse hält Jörg Zou für eine gute Sache: „Allerdings muss sie zügig umgesetzt werden, um unsere Kunden zu entlasten.“ Für die Stadtwerke Esslingen aber bedeute auch diese politische Maßnahme einen hohen bürokratischen und organisatorischen Aufwand. Die Strompreisbremse schaffe ebenfalls Mehrarbeit für sein Haus mit den etwa 190 Mitarbeitenden. Denn der Preis werde für private Verbraucher sowie kleine und mittlere Unternehmen unter 1,5 Millionen Kilowattstunden Gasverbrauch im Jahr gedeckelt und auf 40 Cent pro Kilowattstunden festgelegt. Das gelte für einen Basisverbrauch des Vorjahres in Höhe von 80 Prozent. Für den 20-prozentigen Rest sollen die Kunden den Marktpreis bezahlen – diese Kalkulationen aber seien hoch kompliziert und würden die Abrechnung schwierig machen: „Die Politik sollte mehr auf die Aussagen der Energieversorger hören.“

Mit Schaudern erinnert sich Jörg Zou an die Gasbeschaffungsumlage. Zwei Tage vor ihrer Einführung war sie Anfang Oktober von der Bundesregierung zwar wieder gekippt worden. Doch vor der kurzfristigen Abschaffung habe sie viel Arbeit verursacht: Veröffentlichungen der Neuerung waren nötig, und alle Kunden mussten angeschrieben und darüber informiert werden, dass Mehrkosten auf sie zukämen. Insgesamt habe die gekappte Vorschrift die Energieversorger bundesweit rund 35 Millionen Euro gekostet.