Die Neubauten des städtischen Klinikums am Standort Mitte werden einige Jahre später fertig als gedacht. Der letzte Bauabschnitt wird voraussichtlich erst 2022 abgeschlossen sein. Ursprünglich war von 2016 die Rede.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Neuordnung des städtischen Klinikums dauert deutlich länger als bisher angenommen. Bis der letzte große Bauabschnitt, der sogenannte zentrale Neubau, fertig ist, wird es aller Voraussicht nach 2022 werden. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten am Standort Mitte beim Katharinenhospital schon im Jahr 2016 abgeschlossen sein.

 

Am Freitag haben Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) und Klinikgeschäftsführer Ralf Michael Schmitz die jüngsten Pläne im Krankenhausausschuss vorgestellt. Wie berichtet, werden die Neubauten nicht nur die Zentren für Innere und für Operative Medizin aufnehmen. Anders als anfänglich geplant, soll in dem Komplex auch das Kopfzentrum mit der Augenklinik sowie der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie unterkommen.

Bauen im Bestand ist kompliziert

Im August sollen die ersten Vorarbeiten und Umbauten beginnen, so dass etwa die Urologie von ihrem heutigen Standort in ein anderes Klinikgebäude umziehen kann. 2013 ist der Baubeginn für die neue Strahlentherapie vorgesehen. Parallel dazu wird bis 2014 an verschiedenen Stellen am Standort Mitte umgebaut, so dass mehrere Funktionsbereiche interimsweise umziehen können. 2014 wird im Bereich der heutigen Urologie und der Strahlentherapie neben dem Katharinenhof der Bau eines neuen großen Klinikgebäudes beginnen.

In der Folge werden bis 2019 die zurückgesetzten Bettenhäuser saniert und so umgebaut, dass sie etwa die Neurochirurgie aufnehmen können. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass im letzten Schritt der Katharinenhof abgerissen und bis 2022 ebenfalls durch einen Neubau ersetzt werden kann. Das erst 1991 in Betrieb genommene Gebäude, das seither als Haupteingang und sozusagen als Visitenkarte des Standorts Mitte dient, wird ersetzt, weil dessen Umbau zu teuer käme, mit erheblichen Kostenrisiken behaftet und auch für den Betriebsablauf nicht optimal wäre. Diese Wendung ist erst Ende des Vorjahres in der Planung aufgenommen worden.

Gemeinderäte sind zufrieden

Klinikgeschäftsführer Ralf Michael Schmitz begründete die lange und nun nochmals verlängerte Bauzeit damit, dass man so viele Zwischenstände beim Bauen im Bestand habe. „Die Interimslösungen machen die Sache so schwierig. Die knifflige Frage ist, wie es gelingt, dass zwischendurch alle Funktionalitäten erhalten bleiben“, sagte der Geschäftsführer. „Auf der grünen Wiese wäre alles in drei oder vier Jahren erledigt.“ Krankenhausbürgermeister Werner Wölfle sagte, die Klinikbereiche, die im ursprünglichen Neubauplan vorgesehen waren und 2016 fertig sein sollten, würden bis im Frühjahr 2017 auch neue Räume beziehen.

Die Grünen-Fraktionschefin Silvia Fischer zeigte sich zufrieden damit, dass nun auch das Kopfzentrum in dem Neubau integriert werden könne. Helga Vetter (CDU) sagte angesichts des sich hinziehenden Klinikneuordnung, sie sei „froh, dass es in der Sache endlich vorangeht“, die längere Bauzeit sei aber „schmerzlich“. Heinz Lübbe von der FDP sieht in den jetzigen Plänen eine deutliche Verbesserung gegenüber vorher, „Funktionalität hat oberste Priorität.“ Alle Fraktionen bedauern den geplanten Abriss des Katharinenhofes.

Wie geht es am Bürgerhospital weiter?

Maria Hackl (SPD) wollte wissen, welche Bereiche künftig gegebenenfalls von Mitte nach Bad Cannstatt verlagert werden sollen, dem in absehbarer Zeit einzigen Standort des Klinikums neben dem Katharinenhospital. Bekanntlich zieht Anfang 2013 die Frauenklinik, die derzeit noch in Bad Cannstatt ist, in den bis Ende des Jahres fertiggestellten Neubau hinter dem KH, wo auch das neue Olgäle entsteht. Thomas Adler (SÖS/Linke) warf angesichts der längeren Bauzeit am Standort Mitte die Frage auf, was dies für das Bürgerhospital bedeute, das mittelfristig geschlossen werden soll. Dort seien die Verhältnisse seit dem Umzug der Psychiatrie nach Bad Cannstatt „nicht mehr so, dass man sich freuen kann“.

Zum Thema Bad Cannstatt verwies Ralf Michael Schmitz auf die Überlegungen, die Sportklinik, an der die Stadt mit 49 Prozent beteiligt ist und die am Kursaal beheimatet ist, im städtischen Krankenhaus in Cannstatt unterzubringen. Bevor das Ergebnis der Untersuchung dazu nicht vorliege, könne man zur weiteren Entwicklung dort keine Aussage machen. Diese Entscheidung, die noch vor der Sommerpause fallen soll, ist auch entscheidend dafür, wie es im Bürgerhospital weitergeht. Es gebe „Überlegungen, wie man die Zeitabläufe im Bürgerhospital beschleunigen kann und möglichst rasch eine Lösung findet“, so Schmitz. Sollte der Standort länger gehalten werden müssen, so Bürgermeister Wölfle, „dann braucht man dort eine Ertüchtigung“. Der Personalratsvorsitzende des Klinikums, Jürgen Lux, erklärte auf Anfrage: „Wie das Bürgerhospital schneller in Mitte oder in Bad Cannstatt integriert werden kann, muss absolute Priorität haben.“