Russland hat mit dem Überfall auf die Ukraine in ganz Europa die Friedensarchitektur zerstört. Daraus muss der Westen seine Lehren ziehen, meint unser Korrespondent Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Russland tritt in der Ukraine das Völkerrecht und die Menschlichkeit mit Füßen. Der Kreml hat seinen Angriffskrieg auf dem Schlachtfeld verloren, nun muss die ukrainische Zivilbevölkerung dafür leiden. Moskau zielt mit seinen Angriffen auf die Elektrizitätswerke und andere überlebenswichtige Energieinfrastruktur darauf ab, dass in diesem Winter in einem europäischen Land Menschen jämmerlich erfrieren. Während die Brutalität Russlands zunimmt, droht die Aufmerksamkeit im Westen für das Ausmaß dieser Katastrophe zu sinken. Das ist fatal, denn gerade jetzt brauchen die Menschen in der Ukraine jede Unterstützung, um über den Winter zu kommen.

 

Moskaus brutaler Zivilisationsbruch

Über die dringend notwendige akute Hilfe hinaus muss sich der Westen aber schon jetzt Gedanken darüber machen, wie Europa auf lange Sicht mit Russland zusammenleben will und kann. Moskaus brutaler Zivilisationsbruch hat jedem vor Augen geführt, dass sich das Regime im Kreml an keine Verträge hält. Diese Grundannahme müsste auch für ein mögliches Friedensabkommen nach dem aktuellen Krieg in der Ukraine gelten. Das hat weitreichende Folgen für die zukünftige Sicherheitsarchitektur in Europa. Zu lange hat der Westen alle Warnungen der Länder im Osten in den Wind geschlagen.

Das heißt, dass die Nato die bereits begonnene Stärkung ihrer Ostflanke konsequent vorantreiben muss. Dazu zählt auch, dass der Beitritt der Ukraine und Georgiens zum transatlantischen Verteidigungsbündnis auf allen Ebenen vorbereitet werden muss. Vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine schien das noch ein völlig unrealistisches Szenario. Der Kreml hat mit seinem Überfall allerdings die Friedensarchitektur zerstört, in der es sich der Westen über viele Jahrzehnte offensichtlich zu bequem gemacht hatte. Nun gilt es, die Lehren daraus zu ziehen.