Momentan bringt er anderen das Autofahren in Eis und Schnee bei. Doch vor kurzem kam Thomas Wallenwein bei der Rallye Dakar ins Schwitzen.

Stammheim - Gänsehaut. Noch immer bekommt Thomas Wallenwein Gänsehaut, wenn er sich an die Zielankunft in Lima erinnert. Nach 15 Tagen und 9000 Kilometern voller Staub, Sand und Strapazen. „Auf den letzten 30 Kilometer standen die Leute an der Straße und feuerten uns an. Erst in einer, dann in zwei Reihen, am Schluss erinnerte das Treiben an den Rosenmontagszug in Köln – einfach unglaublich.“ Dass der 56-jährige Stammheimer überhaupt bis ins Ziel kam, war dabei alles andere als selbstverständlich.

 

Doch der Reihe nach: Los ging die Rallye für ihn mit dem Flieger. Von Stuttgart über London nach Buenos Aires und von da zum Startort Mar del Plata. Dort wurde Wallenwein, seinem Copiloten Philipp Beier und dem Mechaniker Uwe Zaumseil bei der Teambesprechung von X-Raid die Aufgabe des „langsamen Lkw“ zugeteilt. Das bedeutet, dass sich Wallenwein und seine Crew mit einem MAN-Rennlastwagen und einer großen Menge an Ersatzteilen auf den Weg von Argentinien über Chile nach Peru machen. Zwar fährt der Lkw in einer eigenen Wertungsklasse. Seine Hauptaufgabe besteht aber darin, für alle acht Fahrzeuge des Teams als mobile Werkstatt zu dienen. Gerät ein Mannschaftskamerad in Not, piepst er Wallenwein im Service-Truck an. Der kommt vorbei und hilft.

Verlorenes Rad, abgescherte Spurstange in der Wüste

„Auf den ersten Etappen lief es recht rund und wir rangierten zwischen den Plätzen eins bis vier in unserer Klasse. Doch dann strandete Stephan Schott im BMW X3 mit einem verlorenen Rad und einer abgescherten Spurstange in der Wüste. Wir konnten den Schaden vor Ort reparieren und verloren zum ersten Mal richtig viel Zeit“, berichtet der gelernte Fahrzeugmechaniker. Danach bekam der erste Mini im Team mit Krzysztof Holowczyc am Steuer auf Rang zwei der Gesamtwertung Probleme: Zuerst fuhr sich der Pole im tiefen Sand fest und konnte sich aus eigener Kraft nicht mehr helfen. „Der Versuch eines Mitstreiters, per Seil den Wagen aus der misslichen Lage zu befreien, endete mit einem lauten Knall als das Seil zuerst riss und dann mit großer Wucht den Wasser- und Ladeluftkühler zerstörte. Aber auch ihm konnten wir helfen.“

Kurz vor der Halbzeit erwischte es Wallenwein selbst: „Beim Erklimmen einer Düne sprangen auf beiden Seiten die Räder von den Felgen und unser Lkw kippte auf die Seite. Ein spanischer Mitstreiter half uns schließlich, das Fahrzeug über das Dach abzurollen und wieder aufzurichten. Die Reparatur dauerte bis in die Nacht, so dass wir erst am nächsten Morgen weiterfahren konnten.“ Zwei Tage später erwischte es den spanischen Retter, der eine enge Dünenpassage versperrte. „Wir kamen als erste an der Unfallstelle an und konnten uns für seine Hilfe revanchieren.“ „Auf der drittletzten Etappe lief es perfekt, ohne das kleinste Problem – was uns einen tollen 19. Rang in der Truckwertung bescherte“, freut sich der Spediteur aus Stammheim. „Tags drauf bekamen wir einen weiteren Großeinsatz: Ein tschechischer Tatra Truck überrollte beim Zurücksetzen eines nicht überfahrbaren Dünenkamms im dichten Staub den BMW von Stephan Schott, der bei dieser völlig unverschuldeten Situation glücklicherweise unverletzt blieb.“ Mit vereinten Kräften konnte der Schaden repariert werden und der ramponierte Wagen seinen Weg bis ins Ziel fortsetzen.

Dort angekommen feierte das Team X-Raid den Sieg von Stéphane Peterhansel, der im Mini-All4 den Wüstenklassiker gewann. Auch dank des Einsatzes von Thomas Wallenwein schafften es alle acht Teamfahrzeuge ins Ziel bei einer Rallye, bei der die Ausfallquote bei 50 Prozent liegt.

Auf Achse für das Siegerteam

„Es ist toll, einen kleinen Part im Siegerteam einnehmen zu dürfen. Die Eindrücke von der Landschaft und den fröhlichen Leuten kann einem keiner mehr nehmen“, sagt Wallenwein. „Ich hoffe sehr, dass ich vielleicht noch einmal dabei sein kann.“

Seit Mittwoch ist der Rallye-Fahrer im finnischen Ivalo und richtet mit Partnern ein Fahrtraining aus. Nicht in Sand und Wüste, sondern in Eis und Schnee.