Lange Anfahrten kann man sich sparen: Die Flüsse in der Region Stuttgart taugen auch zum Stand-up-Paddling. Enz und Rems sind für Anfänger geeignet, ein guter Einstieg ist in Bietigheim. Fortgeschrittene können sich auch auf den Neckar wagen.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Bietigheim - Stehpaddeln heißt der neue Trendsport im Wasser auf Deutsch. Warum er innerhalb kurzer Zeit so populär geworden ist, lässt sich leicht erklären: Entgegen seines Namens lässt es sich auch kniend oder sitzend steuern und innerhalb kurzer Zeit beherrschen. In der Region Stuttgart gibt es zahlreiche Möglichkeiten, damit auf Wanderschaft zu gehen. Ein schöner Einstieg ist in Bietigheim im Kreis Ludwigsburg.

 

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Ein Hobby für jedermann und -frau

„Es macht echt viel Spaß“, sagt Anna Bröll – und das nicht nur zu Werbezwecken. Die 35-Jährige ist die Inhaberin der in Bietigheim-Bissingen ansässigen Firma Die Zugvögel, dem größten Anbieter für Touren mit Kanu, Kajaks und Stand-up-Paddlers (SUP) in der Region Stuttgart. Innerhalb weniger Jahre ist das Paddeln im Stehen zu einem Trendsport geworden. Auf den ersten Blick wirkt es merkwürdig, in dieser Position über ein Gewässer zu schippern. Aber wer es einmal versucht, versteht die Popularität: Es handelt sich um eine sehr angenehme Methode, sich fortzubewegen.

Es ist wie Urlaub vor der Haustüre. „Und es ist leichter, als es sich die meisten Menschen vorstellen“, sagt Anna Bröll. Nach 30 Minuten hätten es 99 Prozent ihrer Kunden heraus, wie sie stehend auf dem Brett paddeln können, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Und es ist ein Sport für die ganze Familie: Kinder im Alter von acht Jahren erhalten ihr eigens Board, die kleineren (ab drei Jahren) können mit Schwimmweste ausgestattet bei den Eltern mitfahren.

Braucht es einen Kurs zum Einstieg?

Anna Bröll empfiehlt für Anfänger logischerweise einen Kurs. Aber wer ungeachtet der besten Technik einfach lospaddeln will, kommt ebenfalls vorwärts. Auch darin liegt wohl die Begeisterung für den Sport begründet. Die Einstiege in die Flüsse in und um Stuttgart sind fast alle öffentlich. Die eher ruhigen Gewässer Rems und Enz eignen sich für Beginner. Dort gibt es wenig Strömung, aber viel Idylle. Gerade vom Startpunkt beim Viadukt in Bietigheim kommen auch Kinder und Neulinge bestens zurecht. Zwei Stunden dauert die Tour bis nach Besigheim, auf der das Wehr bei der Kammgarnspinnerei umtragen werden muss.

Es ist ein Gleiten zwischen Stadt und Natur, unterwegs begegnen einem Schildkröten, jede Menge Vögel und vermutlich ein paar Fische. Der Fluss kurvt zwischen Wälder und Wiesen hindurch. Fortgeschrittene können derzeit auch von Vaihingen an der Enz und Oberriexingen bis nach Bietigheim paddeln. Auf der Webseite von Die Zugvögel finden sich weitere Einstiegsstellen. Nach Bietigheim kann man mit der S-Bahn bis zum Bahnhof fahren und den Rest des Weges laufen.

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Die schönsten SUP-Touren

Im Internet gibt es bekanntermaßen Ranglisten für alles und natürlich auch für SUP-Touren. Auf Platz eins steht auf einer Seite die Runde vom Cannstatter Wasen bis zum Max-Eyth-See und zurück. Sie ist 16 Kilometer lang und in zwei Stunden zu bewältigen. „Über den Neckar gehen die Meinungen auseinander“, sagt Anna Bröll: Die einen meiden ihn, weil sie den Fluss schmutzig finden und Schiffsbegegnungen vermeiden wollen, „die andern finden es super interessant“.

Schön ist es, an den Ludwigsburger Zugwiesen entlang zu paddeln, das Biotop ist einen Stopp wert. Unterhalb der Steillagen von Walheim nach Lauffen zu paddeln (drei Stunden für Fortgeschrittene) ist ebenfalls ein Naturschauspiel. Auf dem Neckar ist eine Schwimmweste mehr als empfehlenswert, auf Rems und Enz muss auf Naturschutzgebiete und generell auf Ruderer und Angler geachtet werden. Anna Bröll empfiehlt zur Planung Apps wie Komoot, für Flussbeschreibungen canua vom Deutschen Kanuverband und Meine Pegel für die Wasserstandsanzeigen.

Wann ist die beste Zeit fürs SUP?

Die Zugvögel sind das ganze Jahr über aktiv. „Bei Schnee und Eis zu paddeln ist sehr cool“, sagt Anna Bröll. Mit einem Neoprenanzug ausgestattet, lässt sich jedem Wetter trotzen. Sie schwärmt auch vom Indian Summer. Ausgebucht sind eigentlich nur die Wochenenden im Juli, ansonsten gibt es immer Platz oder ein Board.

Wie komme ich zu einem Board?

Wer sich nicht gleich ein Brett mit Paddel kaufen mag – anständige Qualität kostet ein paar Hundert Euro – für den gibt es das Mietmodell. Bei den Zugvögeln werden für zwei Stunden 35 Euro fällig. „Für das Erfolgserlebnis ist die Qualität des Boards entscheidend“, erklärt Anna Bröll. Groß und breit muss es für Anfänger sein, für ältere Menschen und alle, die mehr wiegen. Bei billigen Brettern geht die Steifigkeit schnell verloren, dann setzt der Bananeneffekt ein: Es hängt in der Mitte durch. In Besigheim gibt es den Anbieter Rock the River, der etwas günstiger ist. SUPs verleiht auch der Stuttgarter Anbieter Seezeit, wo die in Rucksäcken verpackten Bretter in der Alexanderstraße abgeholt werden können.