Die Ditzinger Geschäftsstelle macht dicht, vor allem weil die Arbeitslosen fehlen. Doch das ist nicht der einzige Grund.

Ditzingen - Der Ditzinger Bürgermeister Ulrich Bahmer ist wenig erfreut: „Wir verlieren nach dem Jobcenter eine weitere Einrichtung im Ort im Kontext SGB II und III“. Alles, was also nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) mit Grundsicherung und Arbeitsförderung zu tun hat, konnten beziehungsweise können all jene, die im Strohgäu wohnen, in Ditzingen erledigen. Das ändert sich. Nachdem im Dezember 2018 das Jobcenter im Ort geschlossen und nach Korntal-Münchingen verlegt wurde, wird zum Jahresende auch die Ditzinger Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit aufgegeben. Sie ist für Ditzingen, Gerlingen, Hemmingen und Korntal-Münchingen zuständig. Kunden müssen künftig nach Ludwigsburg.

 

Doch so sehr der Bürgermeister die Entscheidung für die Stadt bedauert – in seiner Funktion als Verwaltungsrat der Agentur für Arbeit stimmte er für die Schließung. „Warum sollen wir sie noch aufrecht erhalten?“, fragt er angesichts der niedrigen Kundenzahlen.

Kleinste Geschäftsstelle in der Region

Tatsächlich ist die Ditzinger die kleinste Geschäftsstelle in der Region Stuttgart. Sie hat derzeit an vier Tagen für insgesamt 20 Stunden geöffnet. Man wolle künftig alle Kräfte in Ludwigsburg bündeln, begründet die Sprecherin der Agentur den Schritt. Zumal das Onlineangebot der Bundesagentur immer weiter ausgebaut werde. Und die Beauftragte für Chancengleichheit werde weiterhin zu Vorträgen in die Ditzinger Bücherei kommen.

Im Juni waren laut der Bundesagentur für Arbeit im Bezirk der Geschäftsstelle Ditzingen 493 Personen arbeitslos gemeldet. 147 von ihnen hatten sich in der Geschäftsstelle neu oder erneut arbeitslos gemeldet. Im Schnitt betreuen die drei Mitarbeiter rund 150 Kunden.

Im Kreis Ludwigsburg gibt es neben der Ditzinger Geschäftsstelle und der Arbeitsagentur in Ludwigsburg noch eine Geschäftsstelle in Bietigheim-Bissingen. Die Geschäftsstellen Böblingen, Herrenberg und Leonberg befinden sich in der Hauptagentur Stuttgart. Im Rems-Murr-Kreis gibt es neben der Arbeitsagentur in Waiblingen zwei, im Kreis Göppingen neben der Agentur fünf Geschäftsstellen, einschließlich der zum Bezirk gehörenden in Esslingen. Zwölf Geschäftsstellen sind es in der Region Stuttgart insgesamt.

Die Arbeitslosenquote lag im Kreis Ludwigsburg im Juni insgesamt bei 1,4 Prozent, ebenso wie im Juni des Vorjahres. Im Juni waren damit 4240 Personen arbeitslos gemeldet, im Vergleich zum Vormonat sind das 61 weniger. In Ditzingen liegt die Quote bei 1,2 Prozent; 493 sind betroffen, neun weniger als im Mai. Mit diesen niedrigen Zahlen begründet auch der Ditzinger Bürgermeister Ulrich Bahmer sein Votum.

Die Kunden bleiben aus, das Personal ist knapp

In Ditzingen wurde bisher der Personenkreis betreut, der gute Chancen hat, in den Arbeitsmarkt integriert zu werden. Alle anderen Kunden würden bereits heute schon in der Hauptagentur betreut, teilt die Agentur-Sprecherin mit.

Geschlossen wird die Geschäftsstelle aber nicht nur der geringen Kundenzahlen wegen. Auch das Personal ist knapp: „Nur einmal in der Woche ist die Führungskraft vor Ort“, teilt die Agentur für Arbeit mit. Zudem könne die Sicherheit der Mitarbeiter nur unzureichend gewährleistet werden. Drei Personen arbeiten dort, sei einer im Urlaub und der zweite krank, befinde sich der Mitarbeiter alleine dort. Hinzu komme, dass von Juli an ausschließlich Frauen in Ditzingen arbeiten werden. Zudem ist wohl auch die Immobilie zu groß: angemietet sind rund 380 Quadratmeter, tatsächlich benötigt werden 180 Quadratmeter. Derzeit stehen nach dem Umbau des Gebäudes laut der Sprecherin Verhandlungen mit dem Vermieter über einen neuen Vertrag an.