Die Start-up-Kultur am Arbeitsplatz wird manchmal fast missionarisch verklärt. Aber mehr Selbstreflexion darüber, wann und wo sie in der Realität ihre Grenzen hat, würde der Glaubwürdigkeit ihrer Protagonisten gut tun. Ein Diskussionsanstoß von Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - „Liebes Team, ich will euch wissen lassen, dass Frau X bei uns beruflich abgeschlossen hat, und wir sind begeistert, dass sie ihre Superkräfte für ihr neues großes Abenteuer nutzt.“ So hat der US-Journalist Dan Lyons in einem vor eineinhalb Jahren in den USA publizierten Buch über die Start-up-Kultur beschrieben, wie man in seinem Start-up Hubspot eine Entlassung frischfröhlich inszeniert habe (deutscher Buchtitel: „Von Nerds, Einhörnern und Disruption“). Die Beschreibung der Unternehmenskultur in einem US-Start-up, das mit Marketingsoftware für kleinere Firmen sein Geld verdient, liest sich wie Realsatire. Es beschreibt aber offenbar über weite Strecken bittere Realität. Solche Entlassungsmails des Chefs an alle Mitarbeiter seien surreal und grausam gewesen: „Aber alle bei Hub Spot taten, als sei dies völlig normal. Uns wurde gesagt, wir seien Rockstars, wir seien inspirierend und würden die Welt verändern. Aber in Wahrheit waren wir reine Verfügungsmasse.“