Laut dem Start-up-Monitor 2019 kann der Südwesten seine Position als Start-up-Standort halten – doch Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen machen mehr Fortschritte.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Eines von acht Start-ups in Deutschland ist in Baden-Württemberg zu Hause. An dieser Quote ändert sich seit einigen Jahren wenig. Dieser Befund steht im aktuellen Start-up Monitor, den der Bundesverband Deutsche Start-ups alljährlich veröffentlicht. Mit fast 2000 teilnehmenden Start-ups bietet er den umfassendsten Überblick über die Szene in Deutschland. Damit hat sich der Anteil Baden-Württembergs im Vergleich zum Vorjahr praktisch nicht bewegt: Nach 12,6 Prozent für 2018 sind es nun 12,5 Prozent. Damit liegt der Südwesten in etwa auf dem Stand von 2016, als man einen deutlichen Sprung nach vorn gemacht hatte. Wegen der freiwilligen Teilnahme an der Umfrage unterliegen die Werte gewissen Schwankungen. Es kommt immer auch darauf an, wie aktiv am jeweiligen Standort für die Teilnahme an der Umfrage getrommelt wird. Doch parallel haben alle anderen großen deutschen Start-up-Regionen, also Bayern, Berlin und Nordrhein-Westfalen, aber auch Niedersachsen und Hamburg, ihre Anteile 2019 durchweg vergrößert. In der Region Rhein-Ruhr beispielsweise um 3,1 Prozentpunkte auf 14,3 Prozent. Rückgänge gab es fast ausschließlich in der Fläche, vor allem in Ostdeutschland.

 

Die großen deutschen Metropolen können punkten

Generell ist ein Trend hin zu attraktiven Metropolen zu beobachten. „Besonders die Städte Berlin, Hamburg und München weisen eine hohe Aktivität auf“, heißt es in der Analyse. Auch in Baden-Württemberg selbst ist eine gewisse Konzentration auf die großen Städte zu erkennen. So befinden sich 7,3 Prozent der deutschen Start-ups in Stuttgart und Karlsruhe, heißt es im aktuellen Report – nach 6,1 Prozent 2018. Jedoch lag die jetzige Quote im Deutschlandvergleich in früheren Start-up-Berichten auch schon höher.

Risikokapital ist die größte baden-württembergische Schwachstelle

Eine weiterhin hartnäckig bestehende Schwachstelle Baden-Württembergs benennt der Start-up-Monitor deutlich. Für Start-ups mit Wachstumsplänen sei Risikokapital die zentrale Finanzierungsquelle. Hier gebe es beim Anteil der jeweiligen Start-ups, die auf diese Weise Geld aufbringen, große regionale Unterschiede. „Insbesondere die Ökosysteme in Berlin (29,1 Prozent), Hamburg (18,6 Prozent) und München (19,7 Prozent) sind häufig durch Risikokapitalinvestoren finanziert“, heißt es in der Untersuchung. „Das erklärt auch die ambitionierten Wachstumspläne der Start-ups bei den geplanten Neueinstellungen in diesen Städten. In anderen Regionen wie Rhein-Ruhr (9,7 Prozent) oder Stuttgart/Karlsruhe (6,2 Prozent) braucht es für einen weiteren Wachstumsschub eine Stärkung derartiger Finanzierungsformen.“ In keinem anderem Bereich ist der Rückstand des Südwestens so deutlich.

Gründer denken grün

Die Untersuchung belegt auch, dass das Trendthema Nachhaltigkeit die Start-ups in Deutschland sehr stark umtreibt. 36,6 Prozent der Start-up ordnen sich der „grünen Wirtschaft“ zu. Das sind 3,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 41,2 Prozent der Unternehmen bezeichnen soziale Aspekte für ihre Unternehmertätigkeit als wichtig. Auch hier ist dies ein Plus von 3,7 Prozent im Vergleich zu 2018.

Diese Entwicklung hat offenbar auch politische Folgen. Zwar ist die sich selbst als Interessenvertretung von Gründern sehende FDP mit 27,7 Prozent Sympathisanten unter den Start-up-Gründern weiterhin stark vertreten. Doch mit einem Minus des Sympathiewertes von 9,9 Prozentpunkten ist sie stark eingebrochen. Mit ihrem stark auf klassische Unternehmensinteressen wie Entbürokratisierung und Steuererleichterungen fokussierten Kurs bei einer gleichzeitigen Skepsis gegenüber Umweltthemen scheinen die Liberalen den Nerv der Gründer nicht mehr so zu treffen wie bisher. Ein Minus gibt es auch bei den Parteien der großen Koalition, sprich Union und SPD. Die Grünen konnten hingegen gleich um 21,2 Prozentpunkte auf 43,6 Prozent zulegen und sind nun mit Abstand die stärkste Partei im deutschen Gründermilieu.