Im Nordosten der Ditzinger Kernstadt sollen 300 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern ab 2024 entstehen. Manch einer zweifelte schon daran, ob das letzte groß Baugebiet der Stadt tatsächlich realisiert werden würde.

Sehr technisch mutete der dritte Punkt auf der Tagesordnung des Ausschusses für Technik und Umwelt an, der vergangene Woche über den Bebauungsplan ‚Ob dem Korntaler Weg’ zu beraten hatte. Erschließungsplanung und Zustimmung zum Entwurf der Verkehrsanlagen, Grundlagen der Entwässerung“ standen da als Unterpunkte auf der Agenda. Was sich so technisch anhört, war im Kern ein lang ersehnter Startschuss. Worte wie „Jetzt geht es los“ waren deshalb im Gremium zu vernehmen. Im kommenden Jahr, so ist der Plan, soll laut der Verwaltung die Erschließung in dem Baugebiet „Ob dem Korntaler Weg“ beginnen.

 

   

Was ist geplant? Im Nordosten der Kernstadt von Ditzingen soll Wohnraum für 500 Personen geschaffen werden: Am Ortsausgang in Richtung Münchingen sind 300 Wohneinheiten in Einfamilienhäusern und Geschosswohnungsbauten geplant. Alle im Landkreis tätigen großen Bauträger haben dort laut der Verwaltung Flächen gekauft. Die Stadt benötigt dringend Wohnraum: Das letzte große Baugebiet entstand vor 13 Jahren am westlichen Ortsrand der Kernstadt.

Was hat der Gemeinderat beschlossen? Der Gemeinderat folgte der Empfehlung des Technischen Ausschusses ohne Diskussion. Die Stadt hatte nach den vergangenen Starkregenereignissen die Zielsetzung verfolgt, bei neuen Bauvorhaben oder Bebauungsplänen bei allen Schutzmaßnahmen von einem so großen Starkregenereignis auszugehen, wie es statistisch nur alle hundert Jahre vorkommt. Der Fachplaner für die Entwässerung blieb skeptisch. „Das kriegen wir nicht hin“, sagte er, das sei aber auch „nicht nötig“. Verwaltung und Ausschuss sahen das anders. „Da stehen wir schon im Wort“, sagte etwa Jochen Gommel von den Freien Wählern mit Blick auf die Diskussionen in der Vergangenheit. Bürgermeister Ulrich Bahmer (CDU) bekräftigte dies im Verlauf der Aussprache, ehe er den externen Planer bat, „möglichst den besten Schutz herzustellen“.

   

Wie sieht der Schutz konkret aus? Damit der Niederschlag bei einem alle hundert Jahre stattfindenden Starkregen auch in den dafür vorgesehenen Rückhaltebecken ankommt, müsste die Entwässerung der Grundstücke, der Straßen sowie letztlich der Kanalisation ebenfalls darauf ausgelegt werden. Diese Vorgehensweise sei technisch im Regelfall kaum umsetzbar, so der Planer. Im Rahmen der Entwässerungsplanung geht man laut der Stadt grundsätzlich davon aus, dass bei einem Unwetter, das statistisch nicht häufiger als alle 30 Jahre vorkommt, die Kanalisation „nicht mehr zum schadlosen Abflussgeschehen beitragen kann“. Die Folge: Das Wasser sucht sich über die versiegelte Straße seinen Weg.

Ab einem Regenereignis, wie es alle 30 Jahre vorkommen kann, wird also davon ausgegangen, dass das Wasser über die Straße strömt. Daher wird in Ditzingen die Gestaltung des Geländes in den Fokus rücken: Das Wasser muss rechts und links des Asphalts versickern können. Anlass für die Diskussion ist das Unwetter im Jahr 2010. Weite Teile vor allem der Kernstadt waren damals überflutet worden: Die Zuflüsse zur Glems und die Glems selbst waren über die Ufer getreten, die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht mehr fassen. Der Sachschaden ging in die Millionen, der immaterielle, unwiederbringliche Schaden war riesig.

   

Wann wird auf dem Gebiet gebaut? Baubeginn ist laut der Verwaltung 2024. Eigentlich hätte das Gebiet längst bebaut sein sollen. Ein privater Eigentümer hatte aber nicht verkaufen wollen. Die Stadträte hatten daher zwischenzeitlich überlegt, die Pläne aufzugeben. Parallel wurden kleinere Baugebiete in allen Teilorten auf den Weg gebracht. Inzwischen stehen laut der Stadt alle Grundstücke zur Verfügung.