Warten macht den wenigsten Fahrgästen Spaß, besonders wenn im Berufsverkehr die Zeit knapp wird. Verglichen mit Fernzügen fährt die S-Bahn jedoch relativ pünktlich. Je nachdem, wie man misst. Das zeigt ein Beispiel aus Stuttgart.

Berlin - S-Bahn-Kunden in Deutschland können sich vielerorts auf relativ pünktliche Züge verlassen. In den meisten Städten fahren weit mehr als 90 Prozent der Züge pünktlich, wie aus Zahlen der Deutschen Bahn hervorgeht. Als verspätet zählt die Bahn in der Regel jedoch nur Züge, die mindestens sechs Minuten überfällig sind.

 

Gut schnitt demnach im vergangenen Jahr die S-Bahn Rostock ab, wo 99,2 Prozent der Züge darunter blieben. Es folgen Berlin mit 98 Prozent sowie Dresden, Hamburg, Nürnberg und die S-Bahn Mitteldeutschland mit jeweils rund 97 Prozent. Die meiste Geduld brauchten Fahrgäste im Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Gebiet: Dort lag die Pünktlichkeit nur bei gut 92 Prozent. München ließ deutlich nach und erreicht noch gut 93 Prozent.

Bis zu sechs Minuten sind noch in Ordnung

Für den Nahverkehr seien die Länder zuständig, antwortete der Bahnbeauftragte der Bundesregierung, Enak Ferlemann, auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag. Jährlich erhielten sie dafür mehr als neun Milliarden Euro vom Bund. Was unternommen werde, um Verspätungen zu vermeiden, hänge vom Einzelfall ab.

Knapp sechs Minuten Verspätung sind bei einem 10-Minuten-Takt, den viele S-Bahnen fahren, schon relativ viel. Bei strengeren Maßstäben sinkt die Pünktlichkeitsquote deutlich, etwa wenn Züge schon ab drei Minuten Verzug als verspätet gelten. Dann wären etwa bei der Stuttgarter S-Bahn statt rund 95 Prozent nur noch gut 84 Prozent der Züge pünktlich.

„Die Pünktlichkeitswerte sind in jenen Städten gut, in denen die S-Bahn nicht ihr Gleis mit zahlreichen Fern- und Güterverkehrszügen teilen muss“, sagte Matthias Gastel, der Verkehrspolitiker der Grünen. Mischverkehre müssten entzerrt werden. „Es sollte möglich sein, die großen Knoten im Schienennetz mit zielgerichteten Ausbaumaßnahmen zu entlasten.“