Statistisches Bundesamt Folgen der Corona-Pandemie dämpfen Preisauftrieb 2020

Stark gefallene Energiepreise und die zeitweise Mehrwertsteuersenkung entlasten 2020 die Budgets der Verbraucher. Die Inflationsrate ist so niedrig wie zuletzt vor vier Jahren.
Wiesbaden - Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im Corona-Krisenjahr 2020 deutlich abgeschwächt. Stark gefallene Energiepreise und die zeitweise Mehrwertsteuersenkung drückten die Inflationsrate im Jahresschnitt auf 0,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Das war der niedrigste Stand seit 2016 mit ebenfalls 0,5 Prozent. Eine noch geringere Rate war zuletzt in der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 (plus 0,3 Prozent) gemessen worden. Zum Vergleich: Im Jahresschnitt 2019 hatte die Inflationsrate noch 1,4 Prozent betragen.
Im Dezember lagen die Verbraucherpreise um 0,3 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Inflationsrate war damit zum fünften Mal im Jahr 2020 negativ. Gegenüber November stiegen die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent. Damit bestätigten die Wiesbadener Behörde vorläufige Daten.
Mit der Corona-Krise und dem globalen Wirtschaftseinbruch waren die Rohölpreise auf den Weltmärkten stark gesunken - das schlug sich in den Energiepreisen nieder. Von Juli bis Ende 2020 galten zudem niedrigere Mehrwertsteuersätze in Deutschland. Damit wollte die Bundesregierung in der Corona-Krise den Konsum als wichtige Stütze der Konjunktur ankurbeln.
Energieprodukte verbilligten sich im Jahresschnitt gegenüber 2019 kräftig um 4,8 Prozent. Deutlich weniger mussten Verbraucher für leichtes Heizöl (minus 25,9 Prozent) und Sprit (minus 9,9 Prozent) zahlen. Strom verteuerte sich dagegen um 3,0 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Jahresteuerungsrate 2020 den Angaben zufolge bei 1,1 Prozent gelegen.
Tiefer in die Tasche greifen mussten Verbraucher im vergangenen Jahr für Lebensmittel. Sie verteuerten sich den Angaben zufolge überdurchschnittlich um 2,4 Prozent. Vor allem die Preise für Obst (plus 7,1 Prozent) sowie Fleisch und Fleischwaren (plus 6,1 Prozent) stiegen kräftig. Im Jahresverlauf habe sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln mit der Mehrwertsteuersenkung aber abgeschwächt.
Kaltmieten erhöhten sich um 1,4 Prozent. Das schlägt besonders stark auf das Budget durch, da private Haushalte einen großen Teil ihrer Konsumausgaben fürs Wohnen aufwenden. Auch für den Besuch beim Friseur oder in der Kfz-Werkstatt mussten Verbraucher mehr zahlen. Ein Grund dafür könnte zusätzlicher Aufwand für Hygienemaßnahmen zur Vermeidung von Corona-Infektionen gewesen sein, erklärte die Behörde.
Sinkende oder gar negative Inflationsraten sind in der Regel ein Alarmsignal für Währungshüter. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mit seinen 19 Staaten mittelfristig eine jährliche Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Das ist nach Einschätzung der Währungshüter weit genug entfernt von der Nullmarke. Die angestrebte Rate hat die EZB trotz Nullzinspolitik und Geldschwemme seit langer Zeit nicht mehr nachhaltig erreicht. Im Euroraum lag die Jahresinflationsrate nach einer ersten Schätzung Statistikbehörde Eurostat im Dezember bei minus 0,3 Prozent.
© dpa-infocom, dpa:210119-99-80757/4
Unsere Empfehlung für Sie

Steigende Verbraucherpreise Preisauftrieb beschleunigt sich: Inflation bei 1,3 Prozent
Die Zeiten negativer Inflationsraten in Deutschland sind vorerst vorbei. Seit Jahresbeginn ziehen die Verbraucherpreise an. Das liegt nicht nur an höheren Energiepreisen.

Nachts wird es günstiger Flexible Tarife könnten Stromkosten senken
An der Strombörse schwankt der Strompreis häufig stark. Die Versorger sollen Tarife anbieten, bei denen Verbraucherinnen und Verbraucher von niedrigen Preisen profitieren.

Bremer Geldinstitut Greensill-Bank-Turbulenzen ziehen Kreise
Milliarden stehen bei der angeschlagenen Greensill Bank im Feuer. Doch nicht alle Anleger können für den Fall der Fälle auf Erstattung hoffen. Das ist vor allem für einige Städte bitter.

Immobilien IG BAU: Hohe Wohnungsmieten lassen Zahl der Pendler steigen
Mindestens 13 Millionen Menschen in Deutschland verlassen täglich ihre Stadt oder ihren Landkreis um zur Arbeit zu kommen. Das sind rund 200.000 mehr als im Vorjahr. Die hohen Mieten in den Großstädten sind Schuld.

Höhere Preise für Fleisch Die komplizierte Finanzoperation "Tierwohlabgabe"
Verbraucher interessieren sich zusehends dafür, dass Schweine und Rinder es im Stall besser haben - etwa mit mehr Platz. Dafür sind große Summen zu mobilisieren, und Optionen liegen nun auf dem Tisch.

Digitalkarte Wie viel kostet das Traumhaus? Start-up legt Werte offen
Die Münchner Firma Scoperty veröffentlicht auf einer digitalen Karte Schätzwerte für mehr als 35 Millionen Immobilien in Deutschland. Für Interessenten kann das eine Hilfe sein. Doch wie gut sind die Daten?