Der Mittwochmorgen beginnt mit einem Stauchaos im Berufsverkehr rund um Stuttgart. Die Baustelle an der A 8 auf den Fildern entpuppt sich als Unfallbrennpunkt.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Wo geht’s jetzt nach München? Links vorbei? Oder doch rechts? Der 46-jährige Transporterfahrer aus Osteuropa ist offenbar höchst irritiert, als er am Mittwochmorgen auf der A 8 an der Anschlussstelle Stuttgart-Möhringen auf die Baustelle zufährt. Er fährt nicht links, nicht rechts – sondern geradeaus auf den Verkehrsteiler. Der Fiat Ducato wird ausgehebelt, hebt ab, kippt auf die Beifahrerseite, rutscht gegen einen nebenan fahrenden Sattelzug.

 

Wieder ein spektakulärer Unfall wegen der Baustelle auf der A 8 zwischen Möhringen und Flughafen. Seit Juni wird auf einem 2,3 Kilometer langen Abschnitt auf den Fildern die Fahrbahn erneuert, und für die Verkehrsteilnehmer geht es auf veränderten Pfaden über die Autobahn.

Die Bergungsarbeiten sind aufwendig

Der Unfall am Mittwoch um 5.37 Uhr macht die Autobahn zum Parkplatz – auf 22 Kilometern geht wenig bis gar nichts mehr. Die Staukolonnen im Berufsverkehr reichen bis Rutesheim (Kreis Böblingen) zurück. Von dort bräuchte man eigentlich nur 17 Minuten hierher. Nun braucht es eine Stunde und zehn Minuten Geduld.

Der 46-jähriger Transporterfahrer bleibt mit seinem Fiat Ducato an einer Leitplanke liegen. Er hat Glück: „Es hat keine Verletzten gegeben“, sagt die für die Autobahnpolizei zuständige Sprecherin Yvonne Schächtele. Der Schaden wird auf 14 000 Euro geschätzt. Die Bergungsarbeiten sind aber aufwendig. Ein Kran muss her, um den Transporter aufzuladen. Die Ausfahrt Stuttgart-Möhringen zur B 27 nach Tübingen muss zeitweise gesperrt werden. Auf den Umleitungsstrecken wachsen die Staus.

Spektakulärster Crash: ein umgestürzter Post-Lkw

Keine Frage: Wird gebaut, dann steigen die Unfallzahlen. Die Polizei ist seit Baustellenbeginn am 20. Juni bis Mitte Oktober zu 44 Karambolagen ausgerückt. Im Jahr davor, ohne Baustelle, waren es 29. Bei 16 Unfällen gab es Verletzte, im Jahr davor gab es dies nur bei sechs Kollisionen.

Den spektakulärsten Unfall hatte im August ein 41-jähriger Fahrer eines Post-Lastwagens ausgelöst. Lkw und Anhänger legten sich quer, als der Fahrer beim Überholen eines Wohnwagens die Kontrolle verlor. Der Lkw war gegen die abgesenkte Mittelleitplanke geraten und ausgehebelt worden. 500 Liter Diesel plätscherten aus den Tanks und verlängerten die Aufräumungsarbeiten.

Die Schadensbilanz wächst. Am Mittwoch blieb es nicht bei dem einen Unfall im Baustellenbereich. Es krachte erneut, als ein Lkw-Fahrer gegen 8.50 Uhr beim Fahrstreifenwechsel nach rechts ein Auto neben sich übersah. Damit summiert sich der Unfallschaden auf der A-8-Baustelle inzwischen auf eine halbe Million Euro. Die Bauarbeiten dauern bis November.

Und dann kracht es auch noch am Hafen

Auch auch im südlichen Hafengebiet wird am Mittwoch ein Verkehrsinfarkt ausgelöst. Betroffen: die B 10. Ein 38-jähriger Peugeot-Fahrer ist gegen 6 Uhr zu schnell, als er von der Hafenbahnstraße auf die Bundesstraße Richtung Innenstadt abbiegen will. Das Auto prallt gegen ein Brückengeländer. „Der Unfall selbst war nicht schlimm, es wurde niemand verletzt“, sagt Polizeisprecher Martin Schautz. Doch weil Teile des Geländers auf die B 10 zu stürzen drohten, musste die Bundesstraße gesperrt werden. „Ein massives Problem“, heißt es im Verkehrslagezentrum des Innenministeriums. Die Staukolonnen auf der B 10 reichten bis Reichenbach im Kreis Esslingen zurück. Die Polizei spricht von etwa 15 Kilometer Länge.

Die Staus auf den Ausweichstrecken der Stadt sind lang. Prall gefüllte Straßen auf den Fildern, Linienbusse mit etwa 20 Minuten Verspätung. Aber die Staus in der City sind nicht viel länger als sonst. Das stellt Ralf Thomas fest. Der Leiter der städtischen Verkehrsleitzentrale hat dafür eine einfache Erklärung: „Die Blockaden waren ja noch vor den Toren“, sagt er, „der Verkehr ist erst gar nicht in die Stadt reingekommen.“ Am Mittwochabend bestätigte sich diese These: Nach einem Fahrzeugbrand im Engelbergtunnel musste die Röhre in beiden Fahrtrichtungen voll gesperrt werden. Kilometerlange Staus waren die Folge.