Thomas Hartlieb engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für das Ferienprogramm Ditziput. Dafür ist er mit der Staufermedaille des Landes ausgezeichnet worden. Bei aller Freude: Ein Ende seines Ehrenamts hat der 59-Jährige bereits im Blick.

Ditzingen - Seine Begeisterung für die Kinderferienfreizeit Ditziput merkt man Thomas Hartlieb sofort an. Am liebsten möchte er nur über die Spielstadt sprechen, nicht über sich. Dabei ist es auch Hartlieb zu verdanken, dass die Freizeit seit 22 Jahren mit großem Erfolg stattfindet.

 

275 Kinder nehmen jedes Jahr in den ersten zwei Wochen der großen Sommerferien daran teil. „Bis dahin ist es aber ein langer Weg“, sagt Hartlieb. Etwa ein Jahr im Voraus werde geplant. Der zweite Weihnachtsfeiertag im Hause Hartlieb gehört der Spielstadt. Dann setzt sich Hartlieb hin und überlegt, mit welchem Thema er und die rund 80 Betreuer die Kinder im Sommer beschäftigen könnten. Fabelhafte Wesen, fremde Kontinente und Großbaustellen standen in den letzten Jahren auf dem Plan. Dieses Jahr sind Nachhaltigkeit und die Umwelt das Motto.

„Ich hatte als Kind nicht die Möglichkeit, an so einer Kinderfreizeit teilzunehmen“, sagt der gebürtige Wendlinger. „Dem weine ich nach.“ Vielleicht engagiere er sich daher so für die Kinderspielestadt, sinniert der 59-Jährige, der im Januar für seine Tätigkeit mit der Staufermedaille des Landes ausgezeichnet wurde.

Spiel- und Lernstätte für Kinder

Alles begann 1997. Da hat er seine beiden Söhne in die Spielestadt geschickt. „Ich fand das so toll, dass ich mich die nächsten drei Jahre darauf als Betreuer gemeldet habe“, sagt Hartlieb. Dann ist er im Führungsteam der Spielestadt gelandet. Als sich im Jahr 2012 die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Ditzingen aus der Organisation der Freizeit zurückzog, gründeten Hartlieb und seine Ehrenamts-Kollegen einen Verein, um die Arbeit in Kooperation mit der Stadt Ditzingen fortzuführen. Mit 20 Leuten fingen sie damals an, gut 100 Mitglieder sind es heute. „Ich war überrascht, dass ich Vorsitzender des Vereins wurde“, sagt Hartlieb. „Denn eigentlich bin ich eher jemand, der Hand anlegt und nicht vorne stehen muss.“

Die Spielestadt hat den Anspruch, nicht nur Freizeitbeschäftigung für die Sieben- bis Zwölfjährigen zu sein, sondern den Kindern auch etwas beizubringen, etwa über fremde Kulturen oder über den Umgang mit anderen Menschen. So sind jedes Jahr auch rund 15 behinderte Kinder dabei.

Von jungen Helfern und Opa-Typen

Von den unzähligen Projektideen werden rund 50 erfahrungsgemäß umgesetzt. Denn für jedes Projekt braucht es eine ausreichende Zahl an Betreuern. Diese zu finden, werde zunehmend schwerer, klagt Hartlieb. Gerade jugendliche Helfer seien oft anderweitig beschäftigt. „Viele wollen in den Ferien arbeiten, um Geld zu verdienen.“ Grundsätzlich werden Betreuer im Alter zwischen 16 und 75 Jahren gesucht. „Kinder fliegen auf die Jungen, aber auch auf die Opa-Typen“, fasst der Vereinsvorsitzende zusammen, der während der Spielestadt oft mit seiner Kamera unterwegs ist und Impressionen einfängt.

Nach seiner regulären Arbeit setze er sich oft noch für ein bis zwei Stunden hin und schreibe potenzielle Betreuer an, telefoniere oder arbeite an Konzepten für die Spielestadt. „Zum Glück unterstützt mich meine Frau bei meiner Arbeit, indem sie mir die Zeit für das Ehrenamt gönnt.“

Eine wichtige Auszeichnung

Zudem füllt ein neues Hobby seit einigen Jahren die Freizeit von Hartlieb: Die Malerei. Encaustic heißt die Technik, bei der mit Wachs gemalt wird, und mit der sich der Ditzinger an vielen Wochenenden beschäftigt. „Wenn ich einmal in Ruhestand bin, dann möchte ich dieses Hobby vertiefen“, sagt Hartlieb, der in seiner Arbeitsstätte, einem Kreditinstitut, bereits eine Ausstellung mit seinen Bilder hatte.

Das Ehrenamt in der Spielestadt will Hartlieb innerhalb der nächsten zehn Jahre aufgeben. „Gesundheit, Familie und die Kunst gehen dann vor“, sagt er. „Außerdem sind 22 Jahre ja auch schon eine lange Zeit.“ Er hofft, dass seinem Beispiel noch einige Menschen folgen. „Auszeichnungen wie die Staufermedaille oder den Bürgerpreis der Stadt finde ich für die Öffentlichkeitswirkung wichtig“, sagt Hartlieb. „Damit die Leute sehen, wie wertvoll so ein Ehrenamt für die Gesellschaft ist.“