Aktuell häufen sich die Meldungen über kranke Füchse, die an der Staupe oder der Räude leiden. Woran liegt das, was kann dagegen getan werden und wie groß ist die Gefahr für Hunde und den Menschen?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Filder/Stuttgart - Wildtiere erobern die Städte. Immer häufiger trauen sie sich immer näher an menschliche Behausungen heran. Angelockt werden sie unter anderem von Essensresten in Abfalleimern. Ein besonders häufiger Gast in Gärten und Parks ist der Fuchs – vor allem auf der ländlich geprägten Filderebene, wo es nie weit ist bis zum nächsten Acker oder Waldgebiet. Doch die Tiere können auch eine Gefahr darstellen, denn sie können Krankheiten übertragen. Im Gebiet Bruderrain in der Nähe des Waldfriedhofs Degerloch beobachtete ein Anwohner vor Kurzem einen räudigen Fuchs. Und am Dürbachsee in Stuttgart-Ost fanden Spaziergänger im April einige tote Füchse und Marder, die von der Staupe zugrunde gerichtet worden waren.

 

Die Räude und die Staupe – was sind das für Krankheiten?

Die Fuchs- oder Sarcoptes-Räude, wie die Krankheit wissenschaftlich heißt, ist eine weit verbreitete parasitäre Hauterkrankung bei Säugetieren. Vor allem der Fuchs ist bei Wildtieren betroffen. Die Sarcoptesmilbe, deren Weibchen sich in die Oberhaut bohren und dort Kot und Eier ablegen, sind die Verursacher. Infolgedessen entstehen heftig juckende Bläschen und Pusteln. Kratzt sich das Tier, kommt es zu Kratzwunden; das Fell fällt aus, einzelne Körperteile sind teils nackt. Oft sterben die Tiere dann. Im Gegensatz dazu ist die Staupe eine hoch ansteckende Virusinfektion. Hervorgerufen wird sie durch das sogenannte Canine-Distemper-Virus (CDV). Empfänglich sind hunde- und marderartige Tiere sowie der Waschbär. Das Virus kann unter anderem die Lunge, den Magen-Darm-Trakt und das zentrale Nervensystem schädigen. Eine Infektion mit dem Virus kann akut mit hohem Fieber zum Tod oder trotz Erkrankung wieder zur vollständigen Genesung mit einer schützenden Immunität führen.

Treten die beiden genannten Krankheiten vermehrt auf?

„Es gibt immer wieder Zeiten und Gegenden, in denen die Räude und Staupe vermehrt auftreten“, sagt Christina Jehle vom Landesjagdverband mit Sitz in Degerloch. An konkreten Zahlen lasse sich das allerdings nicht nachweisen, da beide Krankheiten nicht meldepflichtig seien. Die Wissenschaftlerin ergänzt: „Beide Erkrankungen werden hauptsächlich direkt von Tier zu Tier übertragen. Wenn die Population bei den Füchsen, aber auch bei anderen empfänglichen Tieren, wie zum Beispiel Steinmardern oder Waschbären im Fall der Staupe, zu hoch ist, können sich die Tiere untereinander leichter anstecken und die Krankheiten verbreiten.“

Wie kann die Zahl der erkrankten Wildtiere eingedämmt werden?

„Durch Reduktion der Population“, antwortet Christina Jehle auf diese Frage. Das heißt: Jagd. Diese allerdings sei in der momentanen Jagdruhe- und Aufzuchtzeit nicht möglich. Eine medizinische Behandlung von Wildtieren sei gesetzlich verboten, fügt die Fachfrau hinzu.

Menschen könnten sich an der Staupe nicht anstecken, klärt Jehle auf. Bei der Räude sei der Mensch ein sogenannter Fehlwirt und habe, wenn überhaupt, nur schwache Symptome. Denn die Räudemilben fühlten sich in der menschlichen Haut zum Glück nicht wohl. Hunde hingegen könnten sich durch den Kontakt zu Füchsen beziehungsweise Fuchsbauten mit der Räude anstecken und erkranken.

Wie kann man Haustiere schützen?

Das Wichtigste sei, seinen Hund von Füchsen und deren Bauten fernzuhalten, insbesondere jetzt in der Aufzuchtzeit, sagt die Wissenschaftlerin. Es gebe aber auch entsprechende antiparasitische Mittel, welche Hunde vor der Infektion schützen können. Gegen eine Staupeinfektion sei neben dem Fernhalten der Hunde von Wildtieren die Impfung des eigenen Vierbeiners das Mittel der Wahl. Hundehalter, gerade in den Risikogebieten, sollten unbedingt auf einen ausreichenden Impfschutz ihrer Hunde achten, sagt Jehle.

In den Tierarztpraxen auf den Fildern sind die beiden Krankheiten bisher kein Thema. Das ist das Ergebnis einer kurzen Umfrage. „Wir haben aktuell keine Fälle und auch keine Anfragen “, sagt eine Mitarbeiterin der Dachswaldklinik. Auch sie empfiehlt Tierbesitzern, ihre Vierbeiner unbedingt gegen Staupe impfen zu lassen.