Der Anstieg der Infektionszahlen hat die Stadt Stuttgart bewogen, in Kitas wieder die Testpflicht einzuführen. Eine entsprechende Allgemeinverfügung tritt am Freitag in Kraft und soll bis zum Jahresende gelten.

Stuttgart - In den Kindertagesstätten und in der Kindertagespflege wird vom diesem Freitag an wieder die Testpflicht eingeführt. Sie gilt zweimal wöchentlich für alle Kinder, die das dritte Lebensjahr vollendet haben; für jüngere gilt weiterhin die Testempfehlung. Eine entsprechende Allgemeinverfügung tritt am 12. November in Kraft und gilt zunächst bis zum 31. Dezember 2021.

 

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Die Stadt reagiert mit dieser Maßnahme auf die starke Ausbreitung des Coronavirus. Nach Angaben des Stuttgarter Gesundheitsamtes ist die 7-Tage-Inzidenz bei Kleinkindern unter drei Jahren in den vergangenen Tagen rapide angestiegen. Sie liegt derzeit bei 131. Zum Vergleich: Am 4. November lag sie noch bei 119. Auch bei den Drei- bis Fünfjährigen ist dieser Wert enorm gewachsen – von 108,6 am 4. November auf jetzt 241. Insgesamt waren in der Herbstferienwoche in Kitas 78 PCR-Tests positiv.

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„Mithilfe von Testungen kann das Infektionsgeschehen in Kitas kontrolliert gehalten werden“, sagt Isabel Fezer, Bürgermeisterin für Jugend und Bildung. Sie weist darauf hin, dass „glücklicherweise die meisten Kinder auch bei uns in Stuttgart einen asymptomatischen oder milden Krankheitsverlauf“ zeigen würden. „Gleichwohl gibt es bei Säuglingen und Kleinkindern in seltenen Fällen auch schwere Verläufe, weshalb wir die Infektionen nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen. Die Wiedereinführung von verpflichtenden Testungen vor Betreten der Kita ist demnach folgerichtig und wichtig.“

Weil die Kitas Kindern Betreuung und den Familien Halt böten, wolle man sie weiter offen halten. Damit kommen Jugendamt und Gesundheitsamt dem seit Ende der Sommerferien geäußerten Wunsch vieler Eltern nach, die Testpflicht trifft bei Elternvertretern auf Zustimmung. „Wir empfinden das als sehr positiv, dass die Stadt und Bürgermeisterin Fezer so schnell reagiert haben und die Testpflicht auch bis zum Ende des Jahres beibehalten wollen. Damit haben Eltern erst einmal eine gewisse Sicherheit.“ Wenn nun alle an einem Strang zögen, „kann die vierte Welle bis zum Frühjahr vielleicht gebrochen werden“, meint Oliver Ruhmann, Sprecher der Konferenz der Gesamtelternbeiräte.

Elternvertreter begrüßen Rückkehr zur Testpflicht

Der Freiwilligkeit bei den Tests stellt Ruhmann kein gutes Zeugnis aus: „Die Rückläufe haben nicht funktioniert. Von rund 28 000 Kita-Kindern haben es nur 3000 bis 4000 Testergebnisse zurück in die Einrichtung geschafft.“ Das sei von einem großen Teil der Kita-Eltern immer wieder kritisiert worden, eine Erklärung für diese Testmüdigkeit habe er allerdings nicht.

Schon zweimal hat die Stadt auf das dynamische Infektionsgeschehen reagieren müssen: Bereits im Frühjahr und im Frühherbst dieses Jahres kehrte sie zur Testpflicht in Kindertagesstätten und in der Kindertagespflege zurück.

Damit die Testpflicht umgesetzt werden kann, stellt die Stadt allen Kindertagesstätten und den Einrichtungen der Kindertagespflege zwei Schnelltests pro Kind und pro Woche zur Verfügung; sie werden von den Einrichtungen an die Eltern ausgegeben. Anders als zu Beginn der Testungen handelt es sich nicht mehr um den oft kritisierten Popeltest, sondern um Lollitests. Die müssen die Kinder in den Mund nehmen, der Abstrich in Nase und Rachen entfällt.