Insgesamt geht die Zahl der nachgewiesenen Ansteckungen mit dem Coronavirus noch zurück. Doch eine Bevölkerungsgruppe verzeichnet eine steigende Inzidenz.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen von Kindern und Jugendlichen steigt derzeit stark an. Das geht aus Zahlen des Landesgesundheitsamts sowie des Robert-Koch-Instituts hervor. Baden-Württemberg hat mit 15,6 bestätigten Corona-Infektionen je 100 000 Einwohner eine insgesamt niedrige, im Bundesvergleich aber die höchste Sieben-Tage-Inzidenz. Unter schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen lag der Wert in der zurückliegenden Woche dagegen zwischen 26 und 56 mit deutlich steigendem Trend. In einzelnen Kreisen, etwa Heidenheim oder Heilbronn liegt sie um die 90.

 

Das folgende Diagramm zeigt den Zusammenhang von Alter und Inzidenz in der zurückliegenden Woche (6. bis 12. Juni). Kinder unter 6 Jahren haben relativ niedrige Infektionszahlen. Bei den 7- bis 18-Jährigen sind sie deutlich erhöht und nehmen mit zunehmendem Alter weiter ab.

Es ist naheliegend, die höheren Infektionszahlen auf die seit mittlerweile zwei Wochen wieder im Präsenzunterricht geöffneten Schulen zurückzuführen. Hier wird viel getestet. Inwiefern die sich langsam ausbreitende Delta-Variante für die steigenden Infektionen verantwortlich ist, lässt sich noch nicht sagen. Die Landratsämter von Böblingen und Ludwigsburg haben keine Details zu den dort neu bestätigten Fällen veröffentlicht. Bei anderen Ausbrüchen etwa im Kreis Heidenheim sind dagegen Schulen und Kindergärten geschlossen worden.

Deutliche Zunahme

Aus einer täglich aktualisierten Liste des Kultusministeriums geht hervor, dass Stand Donnerstag 14 Schulen im Land von einer coronabedingten Schließung betroffen sind. 287 Schülerinnen und Schüler sowie acht Lehrkräfte sind positiv getestet, 696 Personen in Quarantäne. Die Zahlen sind seit Ende der Pfingstferien stark gestiegen, liegen aber verglichen mit dem Frühjahr auf niedrigem Niveau.

Kinder und Jugendliche sind anders als ältere Menschen so gut wie gar nicht per Impfung gegen das Coronavirus geschützt. Auch aus diesem Grund sind Infektionen in diesen Gruppen wahrscheinlicher. Falls wie geplant am Montag die Maskenpflicht in Schulen gelockert wird, dürfte dies das Infektionsgeschehen dort weiter befeuern. Schülerinnen und Schüler müssen beim Schulbesuch keinen tagesaktuellen negativen Coronatest nachweisen, außerdem verlaufen Erkrankungen oftmals ohne Symptome.

In der vergangenen Woche ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen an den nachweislich mit Corona Infizierten deutlich angestiegen, wie aktuelle Zahlen des Landesgesundheitsamts zeigen:

„Die meisten Risiko-Settings bei Ausbrüchen mit Delta in Großbritannien waren die Bildungsstätten“, sagte die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek im NDR-Podcast „Corona-Update“ unter Verweis auf Studienergebnisse. In Großbritannien ist Delta mittlerweile die dominante Virusvariante und führt zu steigenden Inzidenzen. „Das muss man weiter beobachten und gegensteuern“, forderte Ciesek.

Wichtig sei, eine vierte Infektionswelle so weit wie möglich hinauszuzögern und währenddessen viele Menschen zu impfen. Ein neuerlicher Anstieg der Infektionszahlen werde sich wegen der in Großbritannien und den USA beobachteten höheren Übertragbarkeit von Delta insgesamt „kaum verhindern lassen“.