Eigentlich wollte ein Vertreter der Stadt den Bezirksbeirat über die Weiterentwicklung der Steinenbergschule informieren. Doch kurzfristig kam eine Absage – weil es entgegen aller Versprechungen nichts Neues gibt.

Hedelfingen - Die letzte Sitzung des Hedelfinger Bezirksbeirats in diesem Jahr begann mit einer Enttäuschung. Eigentlich stand der Punkt „Bedarfslage für ein Gymnasium im Schulbezirk Oberer Neckar“ auf der Tagesordnung. Erhofft hatte sich das Gremium konkrete Informationen darüber, was die Stadt nun plant. Schließlich hatte Schulbürgermeistern Isabel Fezer im Juli – also bereits vor fünf Monaten – von einem Durchbruch gesprochen und eine Außenstelle eines Gymnasiums für realistisch gehalten. Es habe konstruktive Gespräche mit dem Wirtemberg-Gymnasium gegeben, teilte Fezer damals mit. Die Bezirksbeiräte hatten daraufhin um konkrete Umsetzungsvorschläge bis Jahresende gebeten und nun erfreuliche Ergebnisse erwartet.

 

„Das Verhalten ist untragbar“

Ein Vertreter des Schulverwaltungsamtes hatte den Hedelfingern einen Sachstandsbericht zur Weiterentwicklung am Schulstandort Steinenberg zwar zugesagt, war dann am Dienstagabend aber doch nicht erschienen. Bezirksvorsteher Kai Freier blieb nichts anderes übrig, als eine kurze E-Mail zu verlesen: Da es aktuell keine Neuigkeiten gäbe und die Vertreter des Schulverwaltungsamts in diesem Jahr bereits mehrfach über den Sachstand berichtet hätten, wurde die Teilnahme kurzfristig abgesagt.

Diese wenigen Worte saßen. Sekundenlange Stille zeugten von Fassungslosigkeit und Enttäuschung der Bezirksbeiräte. „Das Verhalten ist untragbar. Bei einer Veranstaltung im Mai hatte Kultusministerin Susanne Eisenmann zugesagt, dass man die Steinenbergschule zu einem Gymnasium weiterentwickeln kann. Bürgermeisterin Isabel Fezer versprach, dass ihr Amt die Signale der Ministerin prüfen werde. „Für Ende 2018 wurde uns ein neuer Bericht versprochen“, erinnerte Annette Baisch von den Freien Wählern an die Zusage.

Jahrelanges Tausziehen

Seit Jahren kämpfen die Hedelfinger um die Fortentwicklung der Steinenbergschule zu einer weiterführenden Schule. Nachdem die Bildungseinrichtung den Status als Werkrealschule verloren hatte, stimmte die Bezirksbeiratsmehrheit zunächst für die Gründung einer Gesamtschule. Die Vision zerschlug sich. Die Situation schien festgefahren, bis der Bezirksbeirat mit den Elternvertretern im Frühjahr eine Podiumsdiskussion organisierte. Während der Debatte machte Kultusministerin Eisenmann Zugeständnisse, was die Gründung eines Gymnasiums betrifft. Schulbürgermeisterin Fezer versprach, dass sie sich rasch um die Bereitstellung der dringend benötigten Gymnasialplätze für den Schulbezirk Oberer Neckar kümmern werde. Mitte Juli verkündete sie im Gemeinderat, dass die Schülerzahlen gezeigt hätten, dass der Bedarf für ein weiteres Gymnasium im Schulbezirk gegeben sei. Sie schlug vor, auf dem Steinenberg eine Außenstelle eines bestehenden Gymnasiums zu schaffen. Mit dem Wirtemberg-Gymnasium seien Möglichkeiten besprochen worden.

Pflicht nicht nachgekommen

Die Staumauer sei endlich eingebrochen, freuten sich die Stadträte in der Sitzung über die Fortschritte. „CDU-Stadtrat Fred Stradinger hatte von Rückenwind für die Steinenbergschule gesprochen. Doch anstatt sofort die Segel zu setzen und sich den Wind reinblasen zu lassen, hat die Stadtverwaltung die Segel offensichtlich gestrichen“, meinte CDU-Bezirksbeirat Roger Schenk am Dienstag. Er erinnerte nochmals daran, dass der Bezirksbeirat bereits im Juli um die vorrangige Prüfung der Neugründung eines Gymnasiums und um konkrete Umsetzungsvorschläge bis Dezember gebeten hatte. Und nun? Das Verhalten des Schulverwaltungsamt bezeichnete sein Parteikollege Mario Graunke deswegen als enttäuschend. Das Amt sei seiner Pflicht nicht nachgekommen. Auch der Gemeinderat habe das Schulverwaltungsamt beauftragt, die Entwicklung der Steinenbergschule voranzutreiben. „Dieser Tätigkeit muss nachgegangen werden, daran sollte der Gemeinderat das Amt erinnern“, forderte Graunke die anwesenden Stadträte zum Handeln auf.