Ein Busfahrer ist auf dem Weg zur Endhaltestelle, als plötzlich etwas lautstark an seinem Fahrzeug einschlägt. Nur 20 Minuten später ist der nächste Bus im Visier. Wer steckt dahinter?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Noch keine heiße Spur hat die Polizei nach zwei rätselhaften Angriffen, die gegen Linienbusse auf den Fildern gerichtet waren. Vor knapp zwei Wochen waren die Busse am Ortsende von Plieningen nachts von unbekannten Geschossen getroffen und beschädigt worden. Verletzt wurde zum Glück niemand. Die Polizei kennt weder Art der Geschosse noch Motiv noch Tatverdächtige. Es ist freilich nicht das erste Mal, dass Busse zur Zielscheibe werden.

 

Der oder die Unbekannten waren am Sonntag, 31. März, zweimal in der Scharnhauser Straße unterwegs. Gegen 0.40 und gegen 1 Uhr gerieten Busse der Linien 70 und 73 zwischen den Haltestellen Scharnhäuser Brücke und Seemühlenweg ins Visier. „Beide Busse wurden getroffen“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann, „in einem Fall wurde eine Seitenscheibe beschädigt, im anderen die Verglasung der Zielanzeige.“ Von den Tätern fehlt jede Spur – und auch von den Wurfgeschossen.

Das Geschoss flog von links

Der Bus der Linie 70 hatte sich auf dem Weg zur Endhaltestelle befunden. Das Geschoss flog dabei von links, vom Wohnquartier her, gegen die Scheibe des Busses. Die Schadenshöhe lasse sich noch nicht beziffern, sagt Birte Schaper von den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Über weitere Details könne man wegen der laufenden Ermittlungen der Polizei keine Angaben machen. Der Schaden dürfte aber, wie auch bei dem anderen betroffenen Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis bei mehreren Tausend Euro liegen. Auch dieser Bus, der die Linie 73 bediente, war stadtauswärts in Richtung Ostfildern unterwegs gewesen. Erwischt werden die Täter selten. Beispielsweise bei einem Vorfall im Juli 2018 in der Haldenrainstraße in Zuffenhausen, als ein SSB-Personalbus der SSB an der Frontscheibe getroffen wurde. Der 40-jährige Fahrer kam mit dem Schrecken davon. Der Schaden wurde mit 2500 Euro angegeben. Der Busfahrer hatte eine Gruppe von vier bis fünf Personen gesehen.

Und dann eine Attacke im Bereich Flughafen

Ungeklärt auch der Fall im April 2018, als ein Linienbus in der Zollbergstraße in Esslingen frühmorgens von einem Wurfgeschoss getroffen wurde. Der Täter hatte sich in einer Baustelle mit Wurfmaterial eingedeckt. Auch ein grauhaariger Mann, der im Dezember 2017 in Bietigheim-Bissingen mit einer Wodkaflasche die Windschutzscheibe eines fahrenden Linienbusses zertrümmert hatte, konnte unerkannt entkommen. Glücklicherweise kamen in keinem der Fälle Menschen zu Schaden.

Was sich hinter solchen Attacken verbergen kann, zeigte sich bei einem Steinwurf-Angriff am vergangenen Sonntag – übrigens nur drei Kilometer vom Plieninger Tatort entfernt beim Stuttgarter Flughafen. Ein Audi-Fahrer stand gegen 0.30 Uhr in der Flughafenstraße auf Höhe der Tankstelle an einer roten Ampel, als sein Wagen plötzlich von einem 15 mal 15 Zentimeter großen Stein getroffen wurde. Unmittelbar darauf rannte der Werfer hinzu und versuchte die Fahrertür zu öffnen. Die war aber verschlossen. Der Autofahrer gab aus Angst Gas, der Angreifer stürzte und verletzte sich dabei. Die Polizei nahm den 29-Jährigen wenig später fest. Dabei handelte es sich um einen psychisch kranken Mann aus Bayern, der in eine geschlossene Einrichtung eingeliefert wurde. Ein Zusammenhang mit der Plieninger Tat ist bisher nicht ausgeschlossen.