Darf das Sängerheim im Weinberg bleiben oder muss es weg? Die Gemeinde lässt das gerade prüfen. Denn sie hätte dort gerne weiterhin einen gastronomischen Betrieb. Gerne würde sie den Anbau durch eine neues Gebäude ersetzen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Kernen - Diesen Corona-bedingten Winterschlaf wird so manche Gastronomie nicht überleben. Auch der Weinbergtreff oberhalb der Stettener Yburg wird zur nächsten Saison nicht wieder öffnen. Doch ausnahmsweise hat das nichts mit der Pandemie zu tun. Der Gesangverein Frohsinn hat einen Erbbaupachtvertrag mit der Gemeinde für das Areal im Weinberg. Vor Jahrzehnten hat er sein Vereinsheim darauf gebaut und später noch einen Trakt angebaut, der zwar im Volksmund ganz luftig „Pergola“ genannt wird – in Wirklichkeit aber eine längst fest umbaute Behausung darstellt, in der man auch bei garstigem Wetter gemütlich drin sitzen kann.

 

Lage am Waldrand

Den Gastronomiebetrieb haben die Frohsinnigen in den vergangenen zehn Jahren an Markus Knauer verpachtet, der in seinem Weinbergtreff gut bürgerliche Küche anbot. Zum Jahresende 2021 läuft der Erbbaupachtvertrag zwischen der Gemeinde und dem Gesangverein aus. Verlängern wollte man nicht, sagt der Vorsitzende Roger Wenz. Ursprünglich habe der Verein die Gaststätte selbst bewirtschaftet und so eine Einnahmequelle gehabt. Auch habe man hier Frühlingskonzerte intoniert und rauschende Herbstfeste gefeiert. Doch der Verein altere und dünne immer mehr aus, „wie so viele Vereine“, sagt Wenz. Daran, das Sängerheim wieder selbst zu bewirtschaften, sei gar nicht zu denken. Im Grunde sei die Immobilie für den Verein eher ein Klotz am Bein. Geprobt werde dort im Weinberg auch nicht, sondern in der Aula der Karl-Mauch-Schule. „Und dann müsste viel saniert werden, wenn man es weiter nutzen will“, sagt Roger Wenz.

Nun fällt das Stückle mit dem Sängerheim wieder an die Gemeinde zurück. Die würde gern weiterhin einen gastronomischen Betrieb an dieser Stelle haben. „Interessenten gäbe es“, verrät Thomas Mauch vom Hochbauamt der Gemeinde. Aber so, wie es jetzt da steht, könne es unmöglich weiter betrieben werden. Das Gebäude und insbesondere sein Anbau hatten nie einen behördlichen Segen erhalten und sind von den heutigen Brandschutzbestimmungen weit entfernt.

Man werde noch in diesem Monat beim Landkreis, der zuständig ist für Gebiete außerhalb der Siedlung, einen Bauvorantrag stellen, berichtet Mauch. Stimme der Kreis dem zu, könnte beispielsweise der Pergola-Anbau durch einen Neubau ersetzt werden. „Sanieren können Sie nämlich vergessen“, sagt Mauch. Als problematisch könnte sich für eine Bebauung allerdings die idyllische Lage erweisen, weil inzwischen ein Mindestabstand von 20 Metern zum Wald gelte. Die Gemeinde will jedenfalls so viel als möglich auf den Weg bringen, um möglichst rasch mit Um- und Anbauten beginnen zu können. Wenn es das Baurecht und der jetzige Erbpächter zulassen, könnte im Herbst mit ersten Arbeiten begonnen werden.

Direkt an der Rems

Unterdessen nimmt der Wirt Markus Knauer etwas wehmütig Abschied von seiner alten Wirkungsstätte. Rund zehn Jahre lang hat er den Weintreff im Sängerheim geführt. „Wir wären gern geblieben. Da oben hat man immer gewusst, was einen erwartet.“ Dafür hat er manche Unannehmlichkeit wegen uralter Strom- und Wasserleitungen in Kauf genommen. Die Unsicherheit der letzten Monate – auch bedingt durch die Pandemie – hat ihn belastet. Aber er hat diese schwierige Phase dazu genutzt, ein neues Lokal für sich zu finden und hat schließlich ein passendes Domizil aufgetan: das Hirschstüble in Remshalden. Die Lage sei günstig: „Direkt an der Rems und direkt am Remstalradweg und mit Garten.“ Sein Vorgänger hat zum Jahreswechsel aufgehört. Den Grund dafür will Markus Knauer gar nicht so genau wissen. Er sagt: „Ich freue mich jetzt einfach an meiner neuen Aufgabe.“ Seine Speisekarte, verspricht Knauer, bleibe auch an der Rems gut bürgerlich.