Von wegen Reinheitsgebot: Die Stiftung Warentest hat in 18 von 20 untersuchten alkoholfreien Bieren aus Deutschland das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat entdeckt.

Berlin/Stuttgart - Rückstände des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat finden sich in vielen alkoholfreien Bieren. Das hat eine Untersuchung von Stiftung Warentest von 20 alkoholfreien Bieren ergeben, die am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde. Abgesehen von zwei Bio-Bieren (Neumarkter Lammsbräu und Riedenburger) fanden die Tester in allen Produkten „Spuren oder geringe Gehalte“ des umstrittenen Pflanzenschutzmittels – in Flensburger Frei und Holsten Alkoholfrei sogar so viel, dass diese im „test“-Qualitätsurteil abgewertet wurden. Immerhin neun Sorten wurden aber insgesamt als gut bewertet.

 

Verstoß gegen das Reinheitsgebot

Ob Glyphosat krebserregend ist, wird von Fachinstituten unterschiedlich bewertet. Solange das Risiko nicht abschließend geklärt sei, sollten Brauereien zum Schutz der Verbraucher den Glyphosatgehalt in ihren Getränken senken, fordert „test“ in seiner Juni-Ausgabe.

Das Holsten-Bier erhielt mit „ausreichend“ die schlechteste Note im Test. Neben dem hohen Glyphosatwert enthielt es – wie drei weitere Biere – einen hohen Anteil an Kohlensäure, die nicht aus Gärungs-, sondern aus Verbrennungsprozessen stammt. Geschmacklich und chemisch mache dies zwar keinen Unterschied, streng genommen handele es sich aber um einen Verstoß gegen das deutsche Reinheitsgebot für Bier, bemängelten die Tester.

Gift kommt über die Braugerste ins Bier

Im vergangenen August hatte bereits das private Münchner Umweltinstitut Glyphosat in deutschen Bieren nachgewiesen. Im Vergleich zur vorangegangenen Studie im Jahr 2016 seien die Werte aber im Durchschnitt um fast 80 Prozent zurückgegangen, hieß es. Wurden 2016 durchschnittlich 7,6 Mikrogramm in einem Liter Bier gemessen, waren es 2017 durchschnittlich 1,7 Mikrogramm.

Die Umweltschützer gehen davon aus, dass die Braugerste die Hauptquelle für das Glyphosat im Bier ist. Auf Hopfendolden werde nicht gesprüht, im Grundwasser werde Glyphosat sehr selten gefunden.

Laut dem Umweltinstitut werden jedes Jahr rund 5000 Tonnen Glyphosat in Deutschland ausgebracht. Es sei nicht möglich, einen Stoff in derart großen Mengen in die Umwelt zu bringen, ohne dass er zu uns Menschen zurückkomme, hieß es.

BfR: Keine Gefahr für Verbraucher

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte bereits im vergangenen Jahr bei den deutlich höheren Werten keine Gefahr für Verbraucher gesehen. Glyphosat-Rückstände in Bier seien grundsätzlich erwartbar. „Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken“, teilte das BfR damals mit.